Der Weg zum «Rheinländischen Hausfreund» | |||
Das Gymnasium illustre in Karlsruhe hatte schon 1750 vom
Markgrafen Karl Friedrich die exklusive Berechtigung erhalten, neben den
Schulbüchern auch einen Kalender herauszugeben. Dieses Privileg brachte
zunächst einen jährlichen Gewinn ein; gegen Ende des Jahrhunderts ging
der Absatz jedoch mehr und mehr zurück. Ausländische Kalender liefen dem
«Kurfürstlich badischen gnädigst privilegierten Landkalender für die
badische Markgrafschaft lutherischen Anteils» den Rang ab - nicht nur in
Bezug auf den Titel, der nach Hebel nichts enthält als die treuherzige
Warnung: "Kaufe mich nicht." "Gib acht Mägdlein, und erschrick nicht vor dem rheinländischen Hausfreund. Denn wenn ich die Larve vor dir abziehe, — sieh, ich zieh sie ab — so steht dein eigener Hausfreund und Pathe vor dir..." (Brief an Wilhelmine Hitzig, Anfang Juni 1811). Neben der Redaktionstätigkeit war er auch um das gefällige Äußere des Kalenders besorgt, der nun ganz zu seinem eigenen Werk wurde. 2 Schreiben an das Konsistorium (März und Mai 1807) Und besteht beispielsweise in einem Brief unmissverständlich auf der Durchsetzung seiner Vorstellungen: Schreiben an das Konsistorium (25. 5. 1807) Das Konsitorium scheint jedoch gewillt zu sein, die Kosten in jedem Fall so niedrig wie möglich zu halten, bzw. scheut offensichtlich jedes Risiko. Dies ist Hebel aber nicht gewillt, so ohne weiteres hinzunehmen und insistiert zumindest auf eine bescheidene Verbesserung: Schreiben an das Konsistorium (Juli 1807) Dieser Kompromiß scheint akzeptiert worden zu sein und es folgen nun längere Zeit auch keine Konflikte mehr, denn: Innerhalb von 4 Jahren hat sich die Auflage mehr als verdoppelt, der Kalender erreicht inzwischen über 100.000 Leser. Hebel hält mit Verdienst und Namen nun nicht mehr hinter dem Berg zurück und betont zugleich seine "Kunst" sowie die noch offenen Wünsche und Forderungen in seinem Schreiben an Kirchenrat Theodor F. Volz, den Kalenderreferenten des Konsistoriums (8. 12. 1809) Ebenso kritisiert er selbstbewußt und in ungewohnt scharfem Ton in einem Schreiben an das Großherzogliche Ministerium die Nachlässigkeiten von Druckerei und Verlag: Schreiben an das Innenministerium (17. 9. 1811) So äußerlich wie der Anstoß zu Hebels Kalenderredaktion
war der Anlass, sie niederzulegen. Die Erzählung Dazu z. B. der Brief vom 25. 10. 1814 an seinen "Adjunkten" C. F. Kölle. *Der
Handel mit Original-Exemplaren wurde mit einer Buße von 20 Talern
bedroht — Hebel machte sich ein diebisches Vergnügen daraus, allen
Freunden einen verbotenen und "für ans Fenster zu hängen" einen
bereinigten Kalender zuzustellen. Nachdem ihm von verschiedener Seite unterstellt wurde, er hätte trotz seines eindeutig bekundeten Rückzuges den Kalender für das Jahr doch wieder vollständig redaktioniert und alle geschichten darin geschrieben, sah er sich gezwungen, dies eindeutig zurückzuweisen: Die 2 Anzeigen vom Dezember 1815 und 1816 Nur den Jahrgang 1819 hat Hebel noch einmal ganz redigiert - er war im Sommer 1817 in Baden-Baden der Königin von Württemberg vorgestellt worden, und dieselbe veranlagte, er solle einen Volkskalender für Württemberg verfassen. Der Plan zerschlug sich jedoch und so kam nun seine Arbeit ein letztes Mal dem «Rheinländischen Hausfreund» zugute.
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Dieser Brief wurde erst in jüngster Zeit
entdeckt und von der BLB digital online gestellt. Auf dieser Website wurde der Text zum erstenmal überhaupt in transkribierter Form veröffentlicht. |
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