Schreiben an das Konsistorium   (25. 5. 1807)
 

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Großherzogliches Hochpreisliches Konsistorium!

In der Anlage übergebe ich noch zwey von dem Zeichner zurückerhaltene Aufsätze für den Calender zur Genehmigung und bitte um eine gleiche für die nochmals anliegende Wirthszeche, an deren Statt eine lehrreichere Erzählung lieber wollte gesehen werden. Theils habe ich gerade in ihr die Auflösung mehrerer Räthsel versteckt, die der Calender enthalten wird, theils rechtfertigt sie vielleicht noch ein anderer Grund.

Ein Calender, der viele Freunde unter seinen vielerley Lesern gewinnen soll, muss ohne Zweifel, wie eine dergleichen Wochen- und Monatsschrift, die in das grössere Publikum ausgehen soll, neben seinem Haupt-Eintrag, der für alle berechnet ist, noch eine Zuthat von Mancherley zu Einladung und Befriedigung verschiedenen Humors als, ie einen lustigen Schwank, wieder eine grausame Hinrichtung oder Mordthat zur Ergreifung gröberer Nerven, wiederum an seinem Ort etwas Sinniges für nachdenkende Gemüther, etwas Abentheuerliches, etwas Seltsames oder Räthselhaftes planmässig enthalten. Vorzüglich aus diesem Grunde konnte auch der Calender bisher nie Glück machen, da auf Einem Bogen an so etwas nicht zu denken war.

Eine allzu besonnene und eben daher leicht merkbar werdende Berechnung aller Artikel auf Belehrung und Moralität greift nicht durch, da kein Mensch, um belehrt und gebessert zu werden, sondern um Unterhaltung zu finden, den Calender list. Doch selbst die Wirthszeche enthält schon im ersten Perioden einen Wink auf praktische Benutzung.