Directorial
Bemerkungen die den disseitigen Land Kalender zu gebende bessere
Einrichtung betr.
Es ist eine alte Klage, daß unser Land Kalender das nicht sey, was ein
wohleingerichteter Land Kalender seyn soll. Ein solcher Kalender soll
das Volck belehren, während es blos angenehm unterhalten und belustiget
zu werden glaubt. Die Aufsäze und Nachrichten, die dem eigentlichen
Kalender angefügt werden, sollen unter dem Landvolck herrschende irrige
Vorstellungen berichtigen, ihm zunächst interessante u. nüzliche
Kenntnisse allmählig verbreiten und demselben, besonders für die Winter
Abende eine unterhaltende lecture gewähren. Die Materie muß daher mit
Kenntniß des Volcks und mit Rücksichtsnahme auf dessen Geistesbedürfniß
und Fassungsgabe und Eigenheiten gewählt, das Belehrende mit dem
Angenehmen gemischt u. das Gesagte in einer populairen und
gemeinfaßlichen in der s. g. Volckssprache gesagt werden. Daß unser
Landkalender, von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, einer großen
Vervollkommenung empfänglich sey, ist klar. Diese Vervollkommenung hatte
man auch schon seit vielen Jahren im Auge; man constituirte eine
Kalender Deputation und vertheilte die Beiträge; der Erfolg entsprach
aber der Absicht nicht. Die Beiträge wurden weder der Qualität noch der
Quantität nach gehörig und gewöhnlich zu spet geliefert, so, daß das
Ganze dem Hl.[Herzoglichen] K[Kammer]Rath Jägerschmidt auf den Schultern
liegen blieb, dem das Zeugniß nicht versagt werden kann, daß er auch
hier sein Mögliches zur Beförderung des Interesse des Gymnasiums gethan
habe, Es ist nicht zu bezweifeln, daß unserm LandCalender ein allgemein
anerkannter Vorzug vor dem Heer seiner Collegen, die ihm selbst in
seinem Vaterland einen Theil seiner Kundschaft bisher wegschnappten,
gegeben werden kann und es ist gewiß, daß ihm dieser Vorzug gegeben
werden müsse, wenn er fortkommen und sein Absaz dem Gymnasium gedeihlich
werden solle, denn an eine zwangsweise Einführung, selbst in den neu
angefallenen Ortschaften, ist nicht zu denken. Wir müssen uns empfehlen
und beliebt machen, wenn wir bestehen und fortkommen wollen. Zu dem Ende
kam eine zweckmäsigere Einrichtung des Kalenders ohnlängst wieder zur
Sprache. Die hierbei von Hl. K[irchen]R. Hebel gemachten und durch
dessen Gutachten weiter veranlaßten Bemerkungen und Vorschläge sind im
wesentlichen folgende
1. man gebe dem Kalender einen einladenden, ein allgemeineres Interesse
erregenden Nahmen
2. man lasse den Plan der Stadt Karlsruhe künftig hinweg
3. man behalte den wieder aufgenommenen rothen Druck bei
4. man nehme 12 Monats Vignette und einen oder 2 Holz Abdrucke auf
5. man drucke die Monate wieder hinter einander auf 6 Blätter
6. man füge die Jahrmärckte dem Kalender in alphabetischer Ordnung
wieder an
7. man gebe ihm eine größere Bogenzahl und
8. einen eigenen, dazu geeigneten Redacteur
9. man fördere seinen Druck so, daß er im Sommer schon erscheinen und
sich bekannt machen könne
Die Realisierung dieser Vorschlage und Wünsche kann, meiner Einsicht
nach, keinen Anstand finden und der Erfolg, ein dem Lande mehr Ehre
machender, dem großen Haufen nützlicher u. angenehmerer und dem
Gymnasium einträglicherer Volcks Kalender scheint mir des Versuchs werth
zu seyn; nur sollte
ad 1) ein, nicht allzu sehr ins comische fallender Titel gewählt werden
und
ad 4. u. 7. muß der Bedacht zugleich dahin genommen werden, daß der
Preiß des Kalenders nicht
über 5, wenigstens nicht höher als auf 6 xr [Kreuzer] steige, auf
welchem Preiß dermalen auch die Kalender im Würtembergischen mit dem
allda eingeführten Stempfel stehen sollen,
ad 5 und 6 muß ich noch ins besondere bemerken.
Der Druck der Monate hinter einander oder auf 6. Blättern wird deswegen
gewünscht, weil es in den meisten Kalendern so gehalten werde, der Druck
des Rothen dabei gewinnen und alsdann die Aufsäze im Zusammenhang
fortlaufen könnten. Die Anzeige der Jahrmärckte nach Monaten soll
Unzufriedenheit erregt haben weil man nun erst wissen müsse, in welchen
Monat ein Jahrmarckt falle, ehe man ihn suchen oder wenigstens leicht
finden könne, weil jezt mehrere Orts Nahmen so oft gedruckt werden
müssen, als [wie] viel Jahrmärckte jeder Ort habe und Anhangsweise
wünscht der Gymnasien Verlag dieselbe drucken lassen zu dürfen, weil
alsdann auch diese Anzeige von allen Kalendern die liegen bleiben, fürs
künftige Jahr aufbehalten und sodann wieder benuzt werden könnte.
Daß der Kalender mehr Glück machen werde, wenn seine Redaction Einem
Mann und zwar einem Mann, der sich zum Volckschriftsteller legitimirt
hat, übertragen würde, ist nicht zu bezweifeln und eben so wenig, daß
Hl. KR. Hebel der Mann dazu sey. Ich trage daher darauf an, daß derselbe
ersucht werde, sich dieser Redaction zu unterziehen. Ob demselben vor
der Hand nur im allgemeinen ein billiges Honorarium oder sogleich ein
bestimmtes, das dermalen in 11 f. p. Bogen bestehen und mit dem Steigen
des reinen Ertrags in der Folge erhöhet werden könnte, angeboten und
zugesichert werden sollte, muß ich denen überlassen, die ihn genauer
kennen, als ich. Mit diesem Auftrag kann zugleich die Resolution über
obige Vorschläge zu verbinden, zugleich aber dem Hl KR. Hebel bemercklich zu machen daß man ihm übrigens die ganze innere Einrichtung
des Kalenders lediglich überlasse, nur aber wünsche, daß der Titel nicht
ins allzu comische falle, daß der Preiß desselben höchstens auf 6 xr
komme und daß auf gemeinnüzige technologische und auf Landes Cultur
Beziehung habende Erfindungen und Verordnungen, desgl. auch der neueste
Post Tarif eingerückt werden möchte — daß er sich ins besondere
demnächst mit Hl. KR. Jägerschmidt über das erforderliche Papier, weil
solches in Kurzem bestellt werden müsse, über den wahrscheinlich
festzusezenden Kalender Preis und über die Holz Abdrücke, als die von
ihm, als redacteur angegeben werden rnüsten, besprechen und von dem
hiernach vorlaufig entworfenen Plan über die Einrichtung des Kalenders
im Großen möglichst bald die Anzeige anher machen möchte, damit sofort
das nöthige Papier bestellt und mit dem großh. G[eheimen]Raths Collegio über
alle diese, in Ansehung des Land Kalenders zu machenden Aenderungen die
gebührende Communicatum geflogen werden könne. Endlich dürfte demselben
auch noch zu erkennen zu geben seyn, daß, falls er die Betrachtungen
über die Welt Körper nicht ebenfalls selbst sollte übernehmen wollen,
man den HR. u. Prof. Böckmann auffordern werde, auf Sonderung des
Gelehrtern von dem gemein interessanten und faßlichen und auf größere
Popularität in der Fassung künftig mehr Rücksicht zu nehmen. Von dem was
an Hl. KR. Hebel ergehet, wird Hl. KR. Jägerschmidt mit dem Anfügen
Mittheilung zu thun seyn, daß auf eine zwangsweise Einführung des
disseitigen Land Kalenders in den angefallenen Ritterschaftlichen Orten
nicht zu rechnen und mehr nicht als etwa eine Kalender Sperre gegen den
Reutlinger Würtembergischen Kalender auf den Fall duchzusezen seyn
werde, wenn Würtemberg gegen den disseitigen Kalender sperren sollte.
Hertzberg
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