"Verstöhntder mi?"

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200 Jahre Alemannische Gedichte

     







Im Januar 1803 erschien in der
Macklotschen Hofbuchhandlung in Karlsruhe in einer Auflage von 1200 Exemplaren ein schmales Bändchen mit 32 Gedichten in Oberländer Mundart unter dem Titel „Alemannische Gedichte für Freunde ländlicher Kultur und Sitten". Der Verfasser: J.P.H.  Wer nicht wusste, was sich hinter den drei ominösen Abkürzungsbuchstaben verbarg, konnte - so die Subscriptions-Anzeige in den Pforzheimer Wöchentlichen Nachrichten vom 1.9.1802 - sich beim „Prorector Zandt", d. h. dem Redakteur des Wochenblatts erkundigen.

Schon bei der 2. Auflage (1804), die nötig wurde, nachdem die erste im Mai bereits fast gänzlich vergriffen war, gab Hebel seinen vollen Namen preis mit dem Zusatz: Professor in Carlsruhe. Es waren anfänglich auch nicht für die Öffentlichkeit gedachte „Gelegenheitsarbeiten", die handschriftlich unter Freunden und Bekannten kursierten und weitergereicht wurden. Im Vergleich mit Schillers und Goethes „Xenien", schrieb er einmal ironisch, „nehmen sie sich aus wie die Tochter des Stadtschreibers von Schwäbisch Gmünd" gegen eine junge „schalkhafte Athenerin"!

Anlässlich der 200. Wiederkehr des Erscheinens der Alemannischen Gedichte haben das Museum für Literatur am Oberrhein und das Museum am Burghof Lörrach die Ausstellung „Verstöhntder mi", 200 Jahre Alemannische Gedichte von Johann Peter Hebel, erarbeitet. Im Zentrum stand Hebels frühe Anstrengung, die Aussöhnung von Religion und Vernunft zu befördern. Die in 9 Abteilungen (Lebenskunst, Herzensruhe, Rezeption, Natur, Ars Moriendi, Ars Vivendi, Barmherzigkeit, Liebe, Glück) gegliederte Ausstellung stellte Hebels Grundsätze für ein erfülltes Leben in den Mittelpunkt. Stärker als bisher in der Hebel-Rezeption akzentuiert wurde deshalb sein Verständnis von menschlicher Endlichkeit und Vergänglichkeit. So gesehen zeigen sich Hebels Alemannische Gedichte als eine höchst aktuelle Möglichkeit, „Aus-Zeit" zu nehmen.
     

Zur vollständigen Sammlung der Alemannischen Gedichte

 
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