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Vorreden & Vorworte zu den
Alemannischen Gedichten Die Abfolge der 5 Auflagen zu Lebzeiten Hebels (1803 - 1820) |
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VORREDE ZUR ERSTEN AUFLAGE Der Dialekt, in welchem diese Gedichte verfaßt sind, mag ihre Benennung
rechtfertigen. Er herrscht in dem Winkel des Rheins zwischen dem
Frickthal und ehemaligen Sundgau, und weiterhin in mancherlei
Abwandlungen bis an die Vogesen und Alpen und über den Schwarzwald hin
in einem großen Theil von Schwaben. Für Freunde ländlicher Natur und
Sitten eignet diese Gedichte ihr Inhalt und ihre Manier. Wenn Leser von
höherer Bildung sie nicht ganz unbefriedigt aus den Händen legen, und
dem Volk das Wahre, Gute und Schöne mit den heimischen und vertrauten
Bildern lebendiger und wirksamer in die Seele geht, so ist der Wunsch
des Verfassers erreicht.
(In der
fünften Auflage weggelassen) Das Publikum hat die allemannischen Gedichte so gütig aufgenommen, daß
der Verlagshandlung eine neue Auflage derselben notwendig zu werden
schien. Um diese anspruchslosen Spiele meiner Muse der Liebe und
Teilnehmung, die sie bisher so glücklich gefunden haben, immer würdiger zu
machen, habe ich für diese Ausgabe die öffentlichen und stillen
Belehrungen und Winke mehrerer ebenso einsichtsvollen als nachsichtigen
Richter und Freunde zu mannigfaltigen Verbesserungen derselben dankbar zu
benutzen gesucht und das beigehende Idiotikon, wo es nötig schien, da und
dort vermehrt. Möge das Publikum für diese Bemühung, seinen Beifall zu gewinnen, wozu
auch die Verlagshandlung durch einige Kupferstiche das Ihrige beitragen
wollte, dem Büchlein ferner ein freundliches Gesicht gönnen, und sie statt
des Kompliments annehmen, womit sich ihm der Verfasser empfiehlt. Carlsruhe d. 2. April 1806. J. P. H.
(In der fünften Auflage weggelassen) Mehrere Freunde der allemannischen Gedichte haben den Wunsch geäußert,
in einer neuen Auflage die Lesarten der ersten wiederhergestellt zu sehen.
Ich fühle, wie viel in diesem Wunsche Schmeichelhaftes liegt. Er verbürgt
mir in einem neuen Beweis das Wohlwollen, mit welchem diese Gedichte bei
ihrer ersten Erscheinung aufgenommen wurden, und die Aufmerksamkeit, mit
welcher das Publikum dieselben fortdauernd beehrt. Was wir lieb haben,
gefällt uns am längsten in der Gestalt, in welcher es uns lieb geworden ist. Mit einiger Schüchternheit, und nicht ohne den Versuch
einer kurzen Rechtfertigung, gebe ich daher in dieser neuen Auflage den
veränderten Text der dritten wieder. Die neuen Lesarten und größern Umarbeitungen, die in denselben
eingeführt sind, entstanden aus dreierlei Rücksichten. Kaum konnte eine mißbilligende Miene auf die Veränderungen fallen, die
ich hie und da versucht habe, um einzelne Härten des Dialekts zu mildern,
oder dem Vers, in welchen sich derselbe nicht überall gerne schmiegt, in
etwas nachzuhelfen. Sie sind wenig auffallend und, wie ich wünsche,
verbessernd. — Ebenso wenig können wohl einzelne ältere Lesearten vermißt
und zurückgewünscht werden, die, wie Seite 18 Vers 1, oder ebendaselbst
Vers 8—11 der ersten Ausgabe, auf ganz lokale Umstände und bereits
vorübergegangene Erscheinungen anspielen, und eben deswegen nur für die
wenigen Leser an Ort und Stelle Sinn und Interesse haben konnten. - Eine
andere Bewandtnis dürfte es mit Verwischungen einzelner Züge und größeren
Umarbeitungen der alten Ausgabe haben, die eine dritte Rücksicht veranlaßte. Sie scheinen vielleicht ganz willkürlich und zwecklos zu sein,
sind es aber am wenigsten. Fast nur durch ein Wunder könnte bei aller
Vorsicht ein Schriftsteller, der den engen Kreis, aus welchem er seine
Gegenstände heraushebt, selber angibt oder verratet, und das Leben, das
sich in ihm bewegt, mit Treue darzustellen sucht, vor dem Unglück verwahrt
bleiben, zu treffen, was er nicht treffen wollte. In mehreren Stellen ist
mir dieses widerfahren. Personen, die ich nicht kenne, glaubten da und
dort, sich, ihre Schicksale und persönlichen Eigenheiten angedeutet zu
sehen, und fanden sich dadurch betrübt oder beleidigt. Ich benutze diese
Gelegenheit zur öffentlichen Versicherung, daß ich durch das ganze
Werklein auf niemand deuten, niemand kränken und höhnen wollte. Zugleich
aber darf ich von allen übrigen Lesern hoffen, daß sie die Umarbeitung
solcher Stellen, wenn auch die Gedichte selbst dadurch verloren hätten,
moralisch billigen werden. Zu dem allen berechnet der Verleger, der auch seine Meinung mit
einzutragen um Erlaubnis bittet, daß um ein Gutes mehr Exemplare der
veränderten dritten als der beiden ersten Auflagen in das größere Publikum
gekommen seien, und es scheint etwas an der Besorgnis desselben zu sein,
daß den Lesern, die diese Gedichte erst aus besagter dritter Auflage
kennen, eine zweite und zurückgehende Änderung auffallender und wieder
ebenso unangenehm werden könnte, als manchen älteren Freunden derselben
die erste war. Carlsruhe, den 20. Oktober 1808. J. P. H.
Ein Vergleich der Erstauflage von 1803 mit der von Hebel geänderten Version ab der 3. Auflage 1806
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Die Abfolge der Auflagen zu Lebzeiten Hebels (1803 - 1820) nach Wilhelm Altwegg: | |||
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AG 1:
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Allemannische Gedichte.
Für Freunde ländlicher Natur und Sitten ... von J. P. H. Carlsruhe.
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Die ersten 4 Ausgaben
- 1803, 1804, 1806 und 1808 - erfolgten demnach kontinuierlich. Im Jahr
1812 starb sein Verleger C. F. Macklot, anschließend es gab mehrere
Besitzerwechsel und einige seltsame Ereignisse, bis Gottlieb Braun
schließlich 1815 das Unternehmen übernahm. Dies hatte jedoch nichts
damit zu tun, dass die 5. Auflage erst 12 Jahre später erschien, sondern
wahrscheinlich damit, dass sich die 4. Auflage (deren Höhe nicht bekannt
ist) nur langsam verkaufte und G. Braun 1815 noch unveräußerte Exemplare
vorfand. Dies könnte daran gelegen haben, dass es zahlreiche nicht von
Hebel genehmigte Nachdrucke gab.*
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