Ein Vergleich der Erstauflage von 1803
mit der von Hebel geänderten Version ab der 3. Auflage 1806

 
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1803 erschien die Erstauflage der Alemannischen Gedichte, sie wurden in der 2. Auflage 1804 unverändert gedruckt.
1806 erschien die von Hebel korrigierte und veränderte 3. Auflage, die wiederum der 4. und den folgenden Auflagen als Druckvorlage diente.
(Siehe auch die Vorworte Hebels zu den einzelnen Auflagen, insbesondere zur 4.)

Das Internet bietet nun die einmalige Gelegenheit, die Unterschiede der beiden Versionen in einer "Paralleldarstellung"
schnell und übersichtlich deutlich zu machen.
 
    1. + 2.  Auflage,  1803 + 1804

 

Die Wiese  *)
 
 
 Wo der Dengle-Geist **) in mitternächtige Stunde
 uffem  silberne Gschir e goldeni Sägese denglet,
 (Todtnau's Chnabe wüsse's wohl) am waldige Feldberg,
 wo mit liebligem Gsicht us tief verborgene Chlüfte
 d'Wiesen use luegt, und check ins Todtnauer Thal springt,
 schwebt mi muntere Blick, und schwebe mini Gidanke.
 
   Feldbergs liebligi Tochter, o Wiese, bis mer Gottwilche!
 Los, ich will di iez mit mine Liederen ehre,
 und mit Gsang bigleiten uf dine freudige Wege!
 
 Im verschwiegene Schoos der Felse heimli gibohre,
 Und vo de Wulke gsäugt, mit Duft und himmlischem Rege,
 schlofsch e Bütscheli-Chind in d'im verborgene Stübli
 heimli, wohlverwahrt. No nie hen menschligi Auge
 güggele dörfen und seh, wie schön mi Meiddeli do lit
 im christalene G'halt und in der silberne Wagle,
 und 's het no kei menschlig Ohr si Othmen erlustert,
 oder si Stimmli gehört, si heimli Lächlen und Briegge.
 Numme stilli Geister, si göhn uf verborgene Pfade
 us und i, si ziehn di uf, und lehre di laufe,
 gen der e freudige Sinn, und zeige der nützligi Sache,
 und es isch   kei Wort verlohre, was sie der sage.
 Denn so bald de chasch uf eigene Füeßlene furtcho,
 Schliefsch mit stillem Tritt us d'im christalene Stübli
 barfis usen, und luegsch mit stillem Lächlen an Himmel.
 O, wie bisch so nett, wie hesch so heiteri Aeugli!
 Gell, do ussen ischs hübsch, und gell, so hesch ders nit vorgstellt?
 Hörsch, wie's Läubli ruuscht, und hörsch, wie d'Vögeli pfife?
 Jo, de seisch: „I hörs, doch gangi witers und blib nit.
 Freudig isch mi Weg, und alliwil schöner, wi witer!"
 
   Nei se lueg me doch, wie cha mi Meiddeli springe!
 „Chunnsch mi über", seits und lacht, „und witt mi, se hol mi!"
 All'wil en andere Weg, und alliwil anderi Sprüngli!
 Kei mer nit sel Reinli ab! - Do hemmers, i sags io, -
 hani's denn nit gseit? Doch pürzlisch witers und witers,
 groblisch uf alle Vieren, und stellsch di wieder uf d'Beinli,
 schliefst in d'Hürst, - iez such mers eis! - dort güggelets use.
 Guggus, daß di Potz!                               
                               
 und het si urige Phatest.
 Aber wie de gohsch, wirsch sichtli größer und schöner.
 Wo die liebligen Othem weiht,    färbt si der Rase
 grüner rechts und links, es stöhn in saftige Triebe
 Gras und Chrüter uf, es stöhn in frischere Gstalte
 farbige Blümli do, und d' Immli chömmen und suge.
 's Wasserstelzli chunnt, es chömme Totnauer Wuli,
 alles will di seh, und alles will di bigrüße,
 und die fründlig Herz git alle fründligi Rede:
 „Chömmet ihr ordlige Thierli, do hender, esset und trinket!
 Witers goht mi Weg, Gsegott, ihr ordlige Thierli!"
 
   Rothet iez, ihr Lüt, wo üser Töchterli hi goht!
 Hender gmeint an Tanz, und hender gmeint zu de Bube?
 z'Uzefeld verbei gohts mit biwegliche Schritte
 zu de schöne Buchen ***), und hört e heiligi Meß a.
 Gut erzogen ischs, und anderst cha me nit sage.
 No der heilige Meß se seits: „Jez willi mi schicke,
 aß ich witers chumm." - Jez simmer scho z'Schönau,
 iez am Chastel verbey, und alliwil witers und witers
 zwische Berg und Berg im chüele duftige Schatte,
 und an mengem Chrütz verbey, an menger Kapelle.
 
   Aber wie de gohsch, würsch sichtli größer und schöner.
 Wo die liebligen Othem weiht, wie färbt si der Rase
 grüner rechts und links, wie stöhn in chräftige Triebe
 neui Chrüter do, wie schießen in prächtige G'stalte
 Blumen an Blumen uf, und geli saftigi Wide!
 Vo d'im Othem gwürzt, stöhn rothi Er beri-Chöpfli
 Millione do, und warten am schattige Thalweg.
 Vo d'im Othem g'nährt, stigt rechts an sunnige Halde
 goldene Lewat uf in Feldere Riemen an Rieme.
 Vo d'im Othem g'chüelt, singt in de Hürste verborge,
 freudig der Hirte-Bueb, und witer ehne tönt d'Holz-Ax.
 's Mambecher Hätteli chunnt, und wulligi Häli vo Zell her.
 Alles lebt und webt, und tönt in freudige Wiise;
 alles grünt und blüeiht in tusigfältige Farbe;
 alles isch im Staat, und will mi Meiddeli grüße.
 Doch de bisch ke Meiddeli meh, de bisch iez e Meidli.
 
   Aber an der Bruckwoog, nit wit vom steinene Chrützli,
 chresme d'Büebli vo Zell hoch an de felsige Halde,
 suchen Engelsüß, und luegen aben und stune.
 „Toneli", seit der Sepli, „was het echt d' Wiesen im Chöpfli?
 Lueg doch, wie sie stoht, und wie sie nieder an d'Stroß sizt
 "mit vertieftem Blick, und wie sie wieder uffstoht,
 "gege de d'Matte lauft, und mittere selber im Champf isch!"
 
   Feldbergs Tochter, was hesch im Chopf? I frog, wie der Sepli,
und de g'fallsch mer numme no halber, chani der sage!
  Fehlt der näumis, se schwetz, und hättsch gern näumis, se sag mer's!
 Aber wer nüt seit, bisch du! Mit schwankige Schritte
 Laufsch mer d'Matten ab in dine tiefe Gidanke
 usem Zeller Thal ins Wiesethal,   gegenem   Bergwerch,
 und schangschiersch der Glauben und wirsch e luthrische Chetzer!
 Hani's denn nit gseit, und hani mers   nit vorgstellt?
 Aber iez isch so, und was hilft   balgen und schmähle!
 Aendere chani's nit, se willi   lieber gar helfe;
 öbbe bringsch mer doch no Freud und heiteri Stunde!

 Halt mer e wenig still, i will di iez lutherisch chleide.
barfis darfsch nit goh, und rothi Strümpfli nit trage.
 Do sin wiißi bauwele Strümpf mit chünstliche Zwickle,
 (leg di selber a!) und Schuh und silberni Rinkli;
 do ne grüne Rock! Vom breit verbendlete Liibli
 fallt bis zu de Chnödlenen abe Fältli an Fältli.
 Sizt er recht? Thu d' Häftli i, und do isch e Brusttuch,
 sammet und roseroth. Jez flichtider chünstligi Zupfe
 us de schöne, sufer g'strehlte, flächsene Hoore.
 Obe vom wiißen Aecken und biegsem in d'Zupfe verschlunge,
 fallt mit beiden Ende ne schwarze sidene Bendel
 bis zum tiefe Rock-Saum abe. - G'fallt der die Chappe,
 wasserblaue Damast und gstickt mit goldene Blume?
 Zieh der Bendel a, wo in de Ricklene durgoht,
 unter de Zupfe dure, du Dotsch, und über den Ohre
 fürsi mittem Letsch, und abe gegenem Gsicht zu!
 Jez e side Fürtuch her, und endli der Hauptstaat,
 zwenzig Ehle lang und breit e Mailänder Halstuch!
 Wie ne luftig Gwülch am Morgehimmel im Frühlig
 Schwebts der uf der Brust, und stigt und fallt mittem Othem,  
 wahlt der über d'Achsle , und fallt in prächtige Zipfle
 übere Rucken abe, sie ruusche, wenn de'n im Wind gohsch!
 Het me's lang, se loßt me's henke, hör i mi Lebtig.
 D'Ermel, denk wol, henksch am Arm, wils Wetter so schön isch,
 aß me's Hemd au sieht, und dini gattigen Aermli,
 und der Schie-Hut nimmsch in d' Hand am sidene Bendel.
 D'Sunne git der wärmer, und schint der besser in d'Auge,
 wer d'en in de Hände treisch, und 's stoht der au hübscher!
 Jez wärsch usstaffirt, als wenn de hofertig stoh wottsch,
 und de g'fallsch mer selber wieder, chani der sage.
 
   Wienes si  iez freut, und wie's in zimpfere Schritte
 tänzelet, und meint, es seig d'Frau Vögtene selber,
 wie 's si Chöpfli hebt, und alli Augeblick z'ruck schielt,
 ob me's echt au bschaut, und ob men em ordeli no luegt!
 Jo, de bisch io hübsch, und io du Närli, mer luege,
 Du Zeller Meidli, mit diner marggröver Chappe,
 mit de lange Zupfen und mit der längere Hoorschnur,
 mittem vierfach z'semmegsetzte Mayländer Halstuch!
 
   Aber rothet iez, wo d' Marggröver Jümpfere hi goht!
 Oebben uffe Platz, und öbben unter d' Linde,
 öbben in d'Weserey, und zu de Husemer Chnabe?
 Hender gmeint, io wol! Am Bergwerch visperlets abe,
 lengt e wenig duren, und trüllt e wengeli d'Räder,
 was der Blos-Balg schnufe mag, aß d' Füürer nit usgöhn.
 Aber 's isch si Blibes nit. In d' Husemer Matte
 schießt's, und   d' Legi mit große Schritte go Farnau,
 laufsch mer nit, se gilts mer nit, ins Schopfemer Chilspel.
 
   Aber z'Gündehuse, wer stoht echt an der Stroße,
 wartet, biß de chunnst, und goht mit freudige Schritte
 uf di dar, und git der d' Hand, und fallt der an Buse?
 Chennsch di Schwesterli nit? 's chunnt z' allernöchst vo Wisleth?
 Uf und nieder hets di Gang und dini Gebehrde.
 Jo de chennschs! Worum denn nit? Mit freudigem Brusche
 Nimmschs in d'Arm, und losch's nit goh, gib achtig, verdrucks nit!
 Jez marschieremer witers, und alliwil aben und abe!
 
   Siehsch dört vorne 's Röttler Schloß - verfalleni Mure?
 In vertäfelte Stube, mit goldene Liiste verbendlet,
 hen sust Fürste gwohnt, und schöni fürstligi Fraue,
 Heren und Here-Gsind, und d'Freud isch z' Röttle deheim gsi.
 Aber iez isch alles still, undenklichi Zite
 brenne keini Liechter in sine verrißene Stube,
 flackeret kei Füür uf siner versunkene Füürstet,
 goht kei Chrug in Cheller, ke Züber aben an Brunne.
 Wildi Tube niste dört uf mosige Bäume.
 
   Lueg dort ehnen isch Mulberg, und do im Schatte verborge
 's Föhris Hüsli, und am Berg dort d' Höllstemer Chilche,
 Steine lömmer liegen, und fahre duren in d'Matte,
 Will der Schanzli näumis, se mag er use zu dir cho.
              
 Unter Steine chunnsch mit dine biwegliche Schritte
 wieder über d'Stroß. Jez wandle mer füren ins Rebland
  Hauige  zu und   Hage  zu, und aben an Röttle.
 Lueg mer e wenig ufe, wer stoht dört oben am Fenster
 in si'm neue Chäppli, mit sine fründligen Auge?
 Neig di fin, zeig wie, und sag: „Gott grüßich, Her Pfarer!"
 Jez gohts Thumrige zu, - sie hen der welle ne Tuck thu,
aber s' macht der g'ringe Chummer, - öb der's der Reinert
gut heißt, oder nit, se gumpisch ebe, wie 's dir gfallt,
übers Stellaschi ab, und furt
in d' Lörrecher Matte.
Nimm di e wenig in Acht, siehsch dört im Grüne sel Chrütz nit?
Wart, was werde d'Stettemer sage, wenn sie erfahre,
was de z'Huse bosget hesch! Doch gheit es di wenig.
               
               
               
               


 Aber wie de gohsch vom Bergwerch abe go Schopfe,
 bis an Stetten aben uf diner steinige Landstroß,
 bald am linke Bord, bald wieder ehnen am rechte
 zwischenem Faschinat, wirsch alliwil größer und schöner,
 freudiger alliwil, und schaffig, was me cha sage.
 Wo di liebligen Othem weiht, wie färbt si der Rase
 grüner rechts und links, wie stöhn mit chräftige Triebe
 neui Chrüter uf, wie stöhn in höchere Farbe
 alli Blume do. De Summer-Vögle thut d'Wahl weh.
 Wechslet nit der Chlee mit goldene Chettene-Blueme,
 Frauemänteli, Hasebrödli, würzige Chümmi,
 Sunneblume, Habermark und Dolden und Ruchgras?
 Glitzeret nit der Thau uf hunderttusig Halme?
 Wattet nit der Storch uf hoche Stelze derzwische?
 Ziehn si nit vo Dorf zu Dorf in lange Reviere
 feisti Matte Stunde wiit und Tauen an Taue?
              
 's Brombecher Mummeli chunnt, es chömme Lörecher Rößli,
 freße der us der Hand, und springen und tanze vor Freude,
 und vo Baum zu Baum, vo Zell bis füre go Rieche
 halte d'Vögeli Jude-Schul, und orglen und pfife.
 (D'Brombecher Linde lit, der Sturmwind het sie ins Grab gleit.)
 Aber rechts und links, wie schwanken an flachere Reine
 Rocken und Weizehalm! Wie stöhn an sunnige Halde
 Reben an Reben uf! Wie woget uf höchere Berge
 rechts und links der Buchewald und dunkleri Eiche!
 Wie isch alles so schön, und überal anderst und schöner!
 Feldbergs Tochter, wo de bisch, isch Nahrig und Lebe!
 
   Neben an der ufen und neben an der abe
 gigs't der Wage, d'Geisle chlöpft, und d' Sägese ruschet
 und de grüßisch alli Lüt, und schwetzisch mit alle.
 Stoht e Mühli näumen, en Oehli oder e Ribi,
 Drohtzug oder Gerste-Stampfi, Sägen und Schmidte,
 lengsch mit biegsemen Arme, mit glenkseme Fingere dure,
 hilfsch im Müller  mahlen und hilfsch de Meidlene ribe,
 spinnsch mer's Husemer Ise, wie Hanf in gschmeidigi Fäde.
(Gell, iez schlacht di 's Gwiße wieder, 's goht eim nit anderst!)

 Eicheni Plütschi versägsch, und wandlet 's Ise vom Füürherd 
 uffen Ambos, lüpfsch de Schmiede freudig der Hammer,
 singsch derzu, und gersch ke Dank, „Gott grüßich, Gott bhütich!"
 Und isch näume ne Bleichi, se losch di das au nit verdrieße, 
 chuuchisch e bizzeli duren, und hilfsch der Sunne no bleiche, 
 aß sie ferig wird, sie isch gar grüseli landsem!
 
 Aber solli eis, o Wiese sage, wie 's ander,
 nu se seig's bikennt! De hesch au bsunderi Jeste,  
 's chlage's alle Lüt, und sagen, 's seig der nit z'traue, 
 und wie schön de seigsch, wie liebli  dini Gibehrde,
 stand der d'Bosget in den Auge, sage sie alli.
 Eb men umluegt, chresmisch näumen über d' Faschine,
 oder rupfsch sie us, und bahnsch der bsunderi Fußweg
 bohlsch de Lüte Stei uf d'Matte, Jaspis und Feldspat. 
 Hen sie näume gmeiht, und hen sie gwarbet und g'schöchlet, 
 holsch's und treisch's im Nochber  duren Arfel um Arfel. 
 's sagen au e Theil, de seigisch glückli  im Finde 
 uf de Bänke, wo nit g'wüscht sin, sel hani nie gseh
 Mengmol haseliersch, und 's muß der alles us Weg goh! 
 öbbe rennsch e Hüsli nieder, wenns der im Weg stoht. 
 Wo de gohsch, und wo de stohsch isch Balgen und Balge.
 
   Feldbergs Tochter los, de bisch an Tuged und Fehler 
 zitig, chunnts mer halber vor, zum Manne, wie wär's echt? 
 Zeig, was machsch für Aeugli? Was zupfsch am sidene Bendel? 
 Stell di nit so närsch, du Dingli! meinsch denn, me wüß nit, 
 aß de versproche  bisch, und aß der enander scho bstellt hen? 
 Meinsch, i chenn di Holderstock, di chräftige Burst nit?
 
   Ueber hochi Felsen, und über Stuuden und Hecke 
 eis gangs us de Schwitzerberge gumpet er z'Rhinec
 aben in Bodesee, und schwimmt bis füre go Chostez, 
 seit: „I muß mi Meidli ha, do hilft nüt und batt nüt!" 
 Aber oben an Stei, se stigt er in landseme Schritte 
 wieder usem See mit sufer gwäschene Füße, 
 Tiesehofe gfallt em nit und 's Chloster dernebe, 
 furt Schafhuse zu, furt an die zackige Felse. 
 An de Felse seit er: „Mi Meidli muß mer werde! 
 Lib und Lebe wogi dra, und Brusttuch und Chretze ." 
 Seits, und nimmt e Sprung. Jez bruttlet er abe go Rhinau, 
 trümmlig ischs em worde, doch chunnt er witers und witers. 
 Eglisau und Chayserstuhl und Zurzi und Waldshut 
 het er scho im Aecken, er lauft vo Waldstadt zu Waldstadt, 
 iez am Hörnli aben in schöne breite Reviere,
 Basel zu, und loßt der Hochzeit-Zedel  schribe
 Gell, i weiß es! Bisch im Stand und läugnisch, was wohr isch?
 
   Hätti z'rothe gha, 's wär z'Wil e schickliche Platz gsi; 
 's sin doch au scho Gutsche vo Basel use gfahre,
              
              
 ohni Widerred vo mine gnädige Here. 
use zu Her Briggem, und ine zu Her Ehma.
 Aber di Vertraue stoht zum Chlei-Hüninger Pfarrer. 
 Wie de meinsch, se göhnmer denn dur d' Riechemer Matte!
 Lueg, isch sei nit d'Chlübi, und chunnt er nit   dört abe?
 Jo er ischs, er ischs, i hörs am freudige Brusche!
 Jo er ischs, er ischs mit sine blauen Auge,
 mit de Schwitzer-Hosen und mit der sammete Chretze,
 mit de christalene Chnöpfen am perlefarbige Brusttuch,
 mit der breite Brust, und mit de chräftige Stotze,
 's Gotthards große Bueb, doch wie ne Roths-Her vo Basel,
 stolz in sine Schritten und schön in sine Gibehrde.
 
   O wie chlopft der 's Herz, wie lüpft si Mayländer Halstuch
 und wie stigt der d'Röthi iez in dini lieblige Backe,    
 wie am Himmel 's Morgeroth am lieblige Maitag!
 Gell, de bischem hold, und gell, de hesch ders nit vorgstellt,
 und es wird der wohr, was im verborgene Stübli
 d'Geister gsunge hen, und an der silberne Wagle!
 Halt di numme wohl! - I möcht der no allerlei sage,
 aber 's wird der windeweh! Di Kerli, di Kerli!
 Förchsch, er lauf der furt, se gang! Mit Thränen im Aeugli
 rüefsch mer: „Bhütdi Gott!", und fallsch em freudig an Buse.
 Bhütdi Gott der Her, und folgmer, was i der gseit ha!

 

 

3.  und die folgende Auflagen,  1806 ff

 

Die Wiese  *)
 
 Wo der Dengle-Geist **) in mitternächtige Stunde
 uffeme silberne Gschir si goldeni Sägese denglet,
 (Todtnau's Chnabe wüsse's wohl) am waldige Feldberg,
 wo mit liebligem Gsicht us tief verborgene Chlüfte
 d'Wiese luegt, und check go Todtnau aben ins Thal springt,
 schwebt mi muntere Blick, und schwebe mini Gidanke.
 
   Feldbergs liebligi Tochter, o Wiese, bis mer Gottwilche!
 Los, ich will di iez mit mine Liederen ehre,
 und mit Gsang bigleiten uf dine freudige Wege!
 
 Im verschwiegene Schoos der Felse heimli gibohre,
 an de Wulke gsäugt, mit Duft und himmlischem Rege,
 schlofsch e Bütscheli-Chind in d'im verborgene Stübli
 heimli, wohlverwahrt. No nie hen menschligi Auge
 güggele dörfen und seh, wie schön mi Meiddeli do lit
 im christalene G'halt und in der silberne Wagle,
 und 's het no kei menschlig Ohr si Othmen erlustert,
 oder si Stimmli gehört, si heimli Lächlen und Briegge.
 Numme stilli Geister, si göhn uf verborgene Pfade
 us und i, si ziehn di uf, und lehre di laufe,
 gen der e freudige Sinn, und zeige der nützligi Sache,
 und 's isch au kei Wort verlohre, was sie der sage.
 Denn so bald de chasch uf eigene Füeßlene furtcho,
 Schliefsch mit stillem Tritt us d'im christalene Stübli
 barfis usen, und luegsch mit stillem Lächlen an Himmel.
 O, wie bisch so nett, wie hesch so heiteri Aeugli!
 Gell, do ussen ischs hübsch, und gell, so hesch ders nit vorgstellt?
 Hörsch, wie's Läubli ruuscht, und hörsch, wie d'Vögeli pfife?
 Jo, de seisch: „I hörs, doch gangi witers und blib nit.
 Freudig isch mi Weg, und alliwil schöner, wi witer!"
 
   Nei so lueg me doch, wie cha mi Meiddeli springe!
 „Chunnsch mi über", seits und lacht, „und witt mi, se hol mi!"
 All'wil en andere Weg, und alliwil anderi Sprüngli!
 Fall mer nit sel Reinli ab! - Do hemmers, i sags io, -
 hani's denn nit gseit? Doch gauckelet's witers und witers,
 groblet uf alle Vieren, und stellt si wieder uf d'Beinli,
 schlieft in d'Hürst, - iez such mers eis! - dort güggelets use.
 Wart, i chumm! Druf rüefts mer wieder hinter de Bäume:
 „Roth, wo bin i iez!" -
und het si urige Phatest.
 Aber wie de gohsch, wirsch sichtli größer und schöner.
 Wo die liebligen Othem weiht, se färbt si der Rase
 grüner rechts und links, es stöhn in saftige Triebe
 Gras und Chrüter uf, es stöhn in frischere Gstalte
 farbige Blümli do, und d' Immli chömmen und suge.
 's Wasserstelzli chunnt, und lueg doch, 's Wuli vo Todtnau!
 Alles will di bschauen, und alles will di bigrüße,
 und die fründlig Herz git alle fründligi Rede:
 „Chömmet ihr ordlige Thierli, do hender, esset und trinket!
 Witers goht mi Weg, Gsegott, ihr ordlige Thierli!"
 
   Rothet iez, ihr Lüt, wo üser Töchterli hi goht!
 Hender gmeint an Tanz, und zu de lustige Bube?
 z'Uzefeld verbei gohts mit biwegliche Schritte
 zu de schöne Buchen ***), und hört e heiligi Meß a.
 Gut erzogen ischs, und anderst cha me nit sage.
 No der heilige Meß se seits: „Jez willi mi schicke,
 aß ich witers chumm." - Jez simmer scho vornen an Schönau,
 iez am Chastel verbei, und alliwil witers und witers
 zwische Berg und Berg im chüele duftige Schatte,
 und an mengem Chrütz verbei, an menger Kapelle.
 
   Aber wie de gohsch, wirsch alliwil größer und schöner.
 Wo die liebligen Othem weiht, wie färbt si der Rase
 grüner rechts und links, wie stöhn in chräftige Triebe
 neui Chrüter do, wie schießen in prächtige G'stalte
 Blumen an Blumen uf, und geli saftigi Wide!
 Vo d'im Othem gwürzt, stöhn rothi Erdberi-Chöpfli
 Millione do, und warten am schattige Thalweg.
 Vo d'im Othem g'nährt, stigt rechts an sunnige Halde
 goldene Lewat uf in Feldere Riemen an Rieme.
 Vo d'im Othem g'chüelt, singt hinter de Hürste verborge,
 freudig der Hirte-Bueb, und d'Holz-Ax tönet im Buchwald.
 's Mambecher Hätteli chunnt, und wulligi Häli vo Zell her.
 Alles lebt und webt, und tönt in freudige Wiise;
 alles grünt und blüeiht in tusigfältige Farbe;
 alles isch im Staat, und will mi Meiddeli grüße.
 Doch de bisch ke Meiddeli meh, iez sag i der Meidli.
 
   Aber an der Bruckwoog, nit wit vom steinene Chrützli,
 chresme d'Büebli vo Zell hoch an de felsige Halde,
 suchen Engelsüß, und luegen aben und stune.
 „Toneli", seit der Sepli, „was het echt d' Wiesen im Chöpfli?
 Lueg doch, wie sie stoht, und wie sie nieder an d'Stroß sizt
 mit vertieftem Blick, und wie sie wieder in d' Höchi
 schießt, und in d'Matte lauft, und mittere selber im Champf isch!"
 
   Feldbergs Tochter, los, de g'fallsch mer numme no halber!
 's goht mer, wie dem Sepli. Was hesch für Jesten im Chöpfli?

 Fehlt der näumis, se schwetz, und hättsch gern näumis, se sag mer's!
 Aber wer nüt seit, bisch du! Mit schwankige Schritte
 Laufsch mer d'Matten ab in dine tiefe Gidanke
 furt ins Wiesethal, furt gegenem Husemer Bergwerch,
 und schangschiersch der Glauben und wirsch e luthrische Chetzer!
 Hani's denn nit gseit, und hani mers echter nit vorgstellt?
 Aber iez isch so, was hilft iez balgen und schmähle!
 Aendere chani's nit, se willi der lieber gar helfe;
 öbbe bringsch mer doch no Freud und heiteri Stunde!

 Halt mer e wenig still, i will di iez lutherisch chleide.
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 Do sin wiißi bauwele Strümpf mit chünstliche Zwickle,
 (leg sie a, wenn d' chasch!) und Schuh und silberni Rinkli;
 do ne grüne Rock! Vom breit verbendlete Liibli
 fallt bis zu de Chnödlenen abe Fältli an Fältli.
 Sizt er recht? Thu d' Häftli i, und nimm do das Brusttuch,
 sammet und roseroth. Jez flichtider chünstligi Zupfe
 us de schöne, sufer g'strehlte, flächsene Hoore.
 Obe vom wiißen Aecken und biegsem in d'Zupfe verschlunge,
 fallt mit beiden Ende ne schwarze sidene Bendel
 bis zum tiefe Rock-Saum abe. - G'fallt der die Chappe,
 wasserblaue Damast und gstickt mit goldene Blume?
 Zieh der Bendel a, wo in de Ricklene durgoht,
 unter de Zupfe dure, du Dotsch, und über den Ohre
 fürsi mittem Letsch, und abe gegenem Gsicht zu!
 Jez e side Fürtuch her, und endli der Hauptstaat,
 zwenzig Ehle lang und breit e Mailänder Halstuch!
 Wie ne luftig Gwülch am Morgehimmel im Frühlig
 schwebts der uf der Brust, stigt mittem Othem, und senkt si,
 wahlet der über d'Achslen, und fallt in prächtige Zipfle
 übere Rucken abe, sie ruusche, wenn den im Wind gohsch!
 Het me's lang, se loßt me's henke, hör i mi Lebtig.
 D'Ermel, denk wol, henksch am Arm, wils Wetter so schön isch,
 aß me's Hemd au sieht, und dini gattigen Aermli,
 und der Schie-Hut nimmsch in d' Hand am sidene Bendel.
 D'Sunne git eim wärmer, und schint eim besser in d'Auge,
 wer en in de Hände treit, und 's stoht der au hübscher!
 Jez wärsch usstaffirt, äs wenn de hofertig stoh wottsch,
 und de g'fallsch mer selber wieder, chani der sage.
 
   Wienes sie iez freut, und wie's in zimpfere Schritte
 tänzelet, und meint, es seig d'Frau Vögtene selber,
 wie 's si Chöpfli hebt, und ieden Augeblick z'ruck schielt,
 ob me's echt au bschaut, und ob men em ordeli noluegt!
 Jo, de bisch io hübsch, und io du Närli, mer luege,
 Du marggröver Meidli, mit diner goldige Chappe,
 mit de lange Zupfen und mit der längere Hoorschnur,
 mittem vierfach z'semmegsetzte flattrige Halstuch!
 
   Aber rothet iez, wo 's hofertig Jümpferli hi goht!
 Denk wol uffe Platz, denk wohl zur schattige Linde,
 oder in d'Weserei, und zu de Husemer Chnabe?
 Hender gmeint? io wol! Am Bergwerch visperlets abe,
 lengt e wenig duren, und trüllt e wengeli d'Räder,
 was der Blos-Balg schnufe mag, aß d' Füürer nit usgöhn.
 Aber 's isch si Blibes nit. In d' Husemer Matte
 schießt's, und über d' Legi mit große Schritte go Farnau,
 laufsch mer nit, se gilts mer nit, dur 's Schopfemer Chilspel.
 
   Aber z'Gündehuse, wer stoht echt an der Stroße,
 wartet, biß de chunnsch, und goht mit freudige Schritte
 uf di dar, und git der d' Hand, und fallt der an Buse?
 Chennsch di Schwesterli nit? 's chunnt hinte füre vo Wisleth.
 Uf und nieder hets di Gang und dini Gebehrde.
 Jo de chennschs! Worum denn nit? Mit freudigem Brusche
 Nimmschs in d'Arm, und losch's nit goh, gib achtig, verdrucks nit!
 Jez gohts wieder witers, und alliwil aben und abe!
 
   Siehsch dört vorne 's Röttler Schloß - verfalleni Mure?
 In vertäfelte Stube, mit goldene Liiste verbendlet,
 hen sust Fürste gwohnt, und schöni fürstligi Fraue,
 Heren und Here-Gsind, und d'Freud isch z' Röttle deheim gsi.
 Aber iez isch alles still. Undenklichi Zite
 brenne keini Liechter in sine verrißene Stube,
 flackeret kei Füür uf siner versunkene Füürstet,
 goht kei Chrug in Cheller, ke Züber aben an Brunne.
 Wildi Tube niste dört uf mosige Bäume.
 
   Lueg dort ehnen isch Mulberg, und do im Schatte verborge
 's Föhris Hüsli, und am Berg dort d' Höllstemer Chilche,
 Steine lömmer liegen, und fahre duren in d'Matte,
 gute Weg isch au nit um, und weidli chasch laufe.
 Wenn 's nit nidsi gieng, i weiß nit, öbbi der nochäm.

 Unter Steine chunnsch mit dine biwegliche Schritte
 wieder über d'Stroß. Jez wandle mer füren ins Rebland
 neben Hauigen aben und neben an Hagen und Röttle.
 Lueg mer e wenig ufe, wer stoht dört oben am Fenster
 in si'm neue Chäppli, mit sine fründligen Auge?
 Neig di fin, zeig wie, und sag: „Gott grüßich, Her Pfarer!"
 Jez gohts Thumrige zu, ----------                           
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                                 iez witer in d'Lörecher Matte.
 Siehsch das ordelig Städtli mit sine Fenstern und Gieble,
 und die Basler Here dort uf der staubige Stroße,
 wie sie riten und fahren? Und siehsch dört 's Stettener Wirths-Hus!
 Worum wirsch so still und magsch nit dure go luege?
 Gell, de siehsch sel heilig Chrütz vo witem und trausch nit,
 möchtisch lieber z'ruck, as fürsi! Loß der nit gruse!
 's währt nit lang, se stöhn mer frei uf schwitzrischem Bode.

 
 Aber wie de gohsch vom Bergwerch abe go Schopfe,
 bis an Stetten aben uf diner steinige Landstroß,
 bald am linke Bord, bald wieder ehnen am rechte
 zwischenem Faschinat, wirsch alliwil größer und schöner,
 freudiger alliwil, und schaffig, was me cha sage.
 Wo di liebligen Othem weiht, wie färbt si der Rase
 grüner rechts und links, wie stöhn mit chräftige Triebe
 neui Chrüter uf, wie prangen in höchere Farbe
 Blumen ohni Zahl. De Summer-Vögle thut d'Wahl weh.
 Wechslet nit der Chlee mit goldene Chettene-Blueme,
 Frauemänteli, Hasebrödli, würzige Chümmi,
 Sunneblume, Habermark und Dolden und Ruchgras?
 Glitzeret nit der Thau uf alle Spitzen und Halme?
 Wattet nit der Storch uf hoche Stelze derzwische?
 Ziehn si nit vo Berg zu Berg in lange Reviere
 feisti Matte Stunde wiit und Tauen an Taue?
 Und derzwischen stöhn scharmanti Dörfer und Chilchthürn.
 's Brombecher Mummeli chunnt, es chömme Lörecher Rößli,
 freße der us der Hand, und springen und tanze vor Freude,
 und vo Baum zu Baum, vo Zell bis füre go Rieche
 halte d'Vögeli Jude-Schul, und orglen und pfife.
 D'Brombecher Linde lit, der Sturmwind het sie ins Grab gleit.
 Aber rechts und links, wie schwanken an flachere Reine
 Rocken und Weizehalm! Wie stöhn an sunnige Halde
 Reben an Reben uf! Wie woget uf höchere Berge
 rechts und links der Buchewald und dunkleri Eiche!
 O 's isch alles so schön, und überal anderst und schöner!
 Feldbergs Tochter, wo de bisch, isch Nahrig und Lebe!
 
   Neben an der ufen und neben an der abe
 gigs't der Wage, d'Geisle chlöpft, und d' Sägese ruschet
 und de grüeßisch alli Lüt, und schwetzisch mit alle.
 Stoht e Mühli näumen, en Oehli oder e Ribi,
 Drohtzug oder Gerste-Stampfi, Sägen und Schmidte,
 lengsch mit biegsemen Arme, mit glenkseme Fingere dure,
 hilfsch de Müllere mahlen und hilfsch de Meidlene ribe,
 spinnsch mer's Husemer Ise, wie Hanf in gschmeidigi Fäde,
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 Eicheni Plütschi versägsch, und wandlet 's Ise vom Füürherd 
 uffen Ambos, lüpfsch de Schmiede freudig der Hammer,
 singsch derzu, und gersch ke Dank, „Gott grüßich, Gott bhütich!"
 Und isch näume ne Bleichi, se losch di das au nit verdrieße, 
 chuuchisch e bizzeli duren, und hilfsch der Sunne no bleiche, 
 aß sie ferig wird, sie isch gar grüseli landsem!
 
 Aber solli eis, o Wiese sage, wie 's ander,
 nu se seig's bikennt! De hesch au bsunderi Jeste,  
 's chlage's alle Lüt, und sagen, es sei der nit z'traue, 
 und wie schön de seigsch, wie lieblig dini Gibehrde,
 stand der d'Bosget in den Auge, sage sie alli.
 Eb men umluegt, chresmisch näumen über d' Faschine,
 oder rupfsch sie us, und bahnsch der bsunderi Fußweg
 bohlsch de Lüte Stei uf d'Matte, Jaspis und Feldspat. 
 Hen sie näume gmeiht, und hen sie gwarbet und g'schöchlet, 
 holsch's und treisch's de Nochbere duren Arfel um Arfel. 
 's sagen au e Theil, de seigisch glücklich im Finde 
 uf de Bänke, wo nit g'wüscht sin, aber i glaubs nit. 
 Mengmol haseliersch, und 's muß der alles us Weg goh! 
 öbbe rennsch e Hüsli nieder, wenns der im Weg stoht. 
 Wo de gohsch, und wo de stohsch isch Balgen und Balge.
 
   Feldbergs Tochter los, de bisch an Tuged und Fehler 
 zitig, chunnts mer halber vor, zum Manne, wie wär's echt? 
 Zeig, was machsch für Aeugli? Was zupfsch am sidene Bendel? 
 Stell di nit so närsch, du Dingli! 's meint no, me wüß nit, 
 aß es versprochen isch, und aß sie enander scho bstellt hen? 
 Meinsch, i chenn di Holderstock, di chräftige Burst nit?
 
   Ueber hochi Felsen, und über Stuuden und Hecke 
 eis Gangs us de Schwitzerberge gumpet er z'Rhinek 
 aben in Bodesee, und schwimmt bis füre go Chostanz, 
 seit: „I muß mi Meidli ha, do hilft nüt und batt nüt!" 
 Aber oben an Stei, se stigt er in landseme Schritte 
 wieder usem See mit sufer gwäschene Füße, 
 Tiesehofe gfallt em nit und 's Chloster dernebe, 
 furt Schafhuse zu, furt an die zackige Felse. 
 An de Felse seit er: „Und 's Meidli muß mer werde! 
 Lib und Lebe wogi dra und Chretzen und Brusttuch." 
 Seits, und nimmt e Sprung. Jez bruttlet er abe go Rhinau; 
 trümmlig ischs em worde, doch chunnt er witer und witers. 
 Eglisau und Chayserstuhl und Zurzi und Waldshut 
 het er scho im Aecke, vo Waldstadt lauft er zu Waldstadt, 
 iez an Chrenzech aben in schöne breite Reviere,
 Basel zu. Dört wird der Hochzit-Zedel geschriebe
 Gell, i weiß es! Bisch im Stand und läugnisch, was wohr isch?
 
   Hätti z'rothe gha, 's wär z'Wil e schickliche Platz gsi; 
 's het scho menge Briggem si gattig Brütli go Wil gführt,
  usem Züri-Biet, vo Liestel aben und Basel, 
 und isch iez si Ma, und 's chocht em d'Suppen und pflegt em
 
 ohni Widerred vo mine gnädige Here. 
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 Aber di Vertraue stoht zum Chlei-Hüninger Pfarer. 
 Wie de meinsch, se göhnmer denn dur d' Riechemer Matte!
 Lueg, isch sei nit d'Chlübi, und chunnt er nit ebe dört abe?
 Jo er ischs, er ischs, i hörs am freudige Brusche!
 Jo er ischs, er ischs mit sine blauen Auge,
 mit de Schwitzer-Hosen und mit der sammete Chretze,
 mit de christalene Chnöpfen am perlefarbige Brusttuch,
 mit der breite Brust, und mit de chräftige Stotze,
 's Gotthards große Bueb, doch wie ne Roths-Her vo Basel,
 stolz in sine Schritten und schön in sine Gibehrde.
 
   O wie chlopft der di Herz, wie lüpft si di flatterig Halstuch
 und wie stigt der d'Röthi iez in die lieblige Backe,    
 wie am Himmel 's Morgeroth am duftige Maitag!
 Gell, de bischem hold, und gell, de hesch ders nit vorgstellt,
 und es wird der wohr, was im verborgene Stübli
 d'Geister gsunge hen, und an der silberne Wagle!
 Halt di numme wohl! - I möcht der no allerlei sage,
 aber 's wird der windeweh! Di Kerli, di Kerli!
 Förchsch, er lauf der furt, se gang! Mit Thränen im Aeugli
 rüefts mer: „Bhütdi Gott", und fallt em freudig an Buse.
 Bhütdi Gott der Her, und folgmer, was i der gseit ha!

   
    *)  Ein Waldstrom dieses Namens, der an dem
Feldberg im Vorderösterreichischen entspringt;
hinter Hausen im Wiesenthal ins Badische sich
ergießt,
bey Gündenhausen einen andern Strom
 gleiches Namens aufnimmt, und bey Kleinhüningen
 im Kant. Basel in den Rhein ausströmt.

**)  Gespenst auf dem Feldberg

***) Eine Kapelle dieses Namens an der Wiese

 

 

*)  Ein Waldstrom dieses Namens, der an dem
Feldberg im Breisgau entspringt, bei Günden-
hausen einen andern Strom gleiches Namens
 aufnimmt, und bey Kleinhüningen im Kanton
Basel in den Rhein ausströmt.
 

**)  Gespenst auf dem Feldberg

***) Eine Kapelle dieses Namens an der Wiese

 

     Der Text links folgt dem in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe vorhandenen und digitalisierten Exemplar der 1. Auflage von 1803.
Der Text rechts folgt dem für diese Website auch sonst verwendeten Referenzwerk: Johann Peter Hebel, Poetische Werke, Winkler Weltliteratur, München 1961
(Diese folgt weitestgehend der 5. Ausgabe(!), erschienen 1820 bei H. R. Sauerländer in Arau).

Alle Unterschiede der beiden Texte - Änderungen, Hinzufügungen und Weglassungen wurden links gelb hinterlegt, rechts (soweit möglich und sinnvoll) rot dargestellt.

 

 
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