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1. + 2. Auflage, 1803 + 1804
Noch eine Frage
Und weisch denn selber au, du liebi Seel,
worum de dine zarte Chinde d' Freud
in so ne stachlig Bäumli *) ine henksch?
Wil's grüeni Blättli het im Winter, meinsch,
und Dörnli dra, aß 's Büebli nit, wie 's will,
die schöne Sachen use höckle cha.
's wär nit gar übel gfehlt; doch weischs nit recht!
Denkwol, i sag ders, und i freu mi druf;
Lueg, liebi Seel, vom Menschelebe soll
der dornig Freudebaum en Abbild sy.
Nooch bi nenander wohne Leid und Freud,
und was der 's Lebe süeß und liebli macht,
und was no schöner in der Zukunft schwebt,
de freusch di druf, doch in de Dörne hangts!
Was denksch derzue? Zum Erste sagi so:
Wenn Wermeth in di Freudebecher fließt
und wenn e scharfe Schmerz dur's Lebe zuckt,
verschrick nit drab, und stell di nit so fremd!
Di eigeni Muetter selig, tröst sie Gott,
sie het der 's Zeichen in der Chindheit ge;
Drum denk: "Es isch e Wienechtchindli-Baum,
nooch bi nenander wohne Freud und Leid."
Zum Zweyte sagi das: Es wär nit gut,
wenns anderst wär. Was us de Dorne luegt,
sieht gar viel gattiger und schöner us,
und 's fürnehmst isch, me het au länger dra.
's wär iust, as wemme Zuckerbrod und Nuß,
und was am Bäumli schön und glitz'rig hangt,
uf eimol in e Suppeschüßle thät,
und stellti 's umme: "Iß, so lang de magsch,
und näumis do isch!" Wärs nit Uhverstand?
Zum Dritte sagi: Wemmen in der Welt
will Freude hasche, Vorsicht ghört derzu;
sust lengt me bald in d'Aglen und in Dörn,
und zieht e leeri Hand voll Schrunde z'ruck.
Denn d'Freud hangt in de Dorne. Denk mer dra,
und thue ne wenig gemach! Doch wenn de's hesch,
se loß ders schmecke! Gunn ders Gott der Her!
*) Stechpalme
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3. und die folgende Auflagen, 1806 ff
Noch eine Frage
Und weisch denn selber au, du liebi Seel,
worum de dine zarte Chinde d'Freud
in so ne stachlig Bäumli *) ine henksch?
Wil's grüeni Blättli het im Winter, meinsch,
und spitzi Dörn, aß 's Büebli nit, wie 's will,
die schöne Sachen use höckle cha.
's wär nit gar übel gfehlt; doch weischs nit recht!
Denkwol, i sag ders, und i freu mi druf.
Lueg, liebi Seel, vom Menschelebe soll
der dornig Freudebaum en Abbild sy.
Nooch bi nenander wohne Leid und Freud,
und was der 's Lebe süeß und liebli macht,
und was no schöner in der Ferni schwebt,
de freusch di druf, doch in de Dörne hangts.
Was denksch derzue? Zum Erste sagi so:
Wenn Wermeth in di Freudebecher fließt
und wenn e scharfe Schmerz dur's Lebe zuckt,
verschrick nit drab, und stell di nit so fremd!
Di eigni Muetter selig, tröst sie Gott,
sie het ders Zeichen in der Chindheit ge.
Drum denk: "Es isch e Wienechtchindli-Baum,
nooch bi nenander wohne Freud und Leid."
Zum Zweite sagi das: Es wär nit gut,
wenns anderst wär. Was us de Dorne luegt,
sieht gar viel gattiger und schöner us,
und 's fürnehmst isch, me het au länger dra.
's wär iust, as wemme Zuckerbrod und Nuß,
und was am Bäumli schön und glitz'rig hangt,
uf eimol in e Suppeschüßle thät,
und stellti's umme: "Iß, so lang de magsch,
und näumis do isch!" Wärs nit Uhverstand?
Zum Dritte sagi: Wemmen in der Welt
will Freude hasche, Vorsicht ghört derzu;
sust lengt me bald in d'Aglen und in Dörn,
und zieht e Hand voll Stich und Schrunde z'ruck.
Denn d'Freud hangt in de Dorne. Denk mer dra,
und thue ne wenig gemach! Doch wenn de's hesch,
se loß ders schmecke! Gunn ders Gott der Her!
*) Stechpalme |