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Metrische Übertragungen von Joel I. 1-16 und II. 1-10. | |
a. in Hexametern: Horchet mir, ihr Greiße und alle Bewohner des Landes! Ist in euren Tagen, ist in den Tagen der Väter je geschehen, was wir in unseren zeiten erleben? Sagt es euren Söhnen, die Söhne mögens den Enkeln nacherzählen und die Enkel ihren Erzeugten. Gasams Nachlaß frißt der Arbäh, hinter ihm weidet dann der Jelek und das letzte findet der Chasik. Wachet auf, ihr Trunkenen, aus eurem Taumel und weinet! Klaget laut, ihr Zecher! Der Most entsinket den Lippen - Denn ein Heer rückt in mein Land ein, mächtig und zahllos, mit Gebiß bewaffnet, mit schneidenden Zähnen des Löwen. Meinen Weinstock legts verwüstend nieder, zerstört meinen feigenbaum, schält seine saftigen Zweige, läßt ihn stehn, kein fröhliches Grün bekleidet die Aeste. Tochter Zion, weine wie eine klagende Jungfrau, die in Sack verhüllt, den Freund der Jugend beweinet. Meine fromme Gabe besucht den Tempel Jehovas, trauernd stehn die Priester, die heiligen Diener Jehovas, öde liegt die Flur, das Erdreich trauert; verwüstet ist die Saat, der Most versiegt, es kranket der Oelbaum und der Pflüger trauert, laut tönt die Klage des Schnitters um den Waizen, um die Gerste; weg ist die Erndte. Ach wie dörret die Rebe, der Feigenbaum und die Granate, Palmen und Apfelbaum und alle Bäume der Feldflur! Und der Freudengesang ist Adams Söhnen entflohen. Gürtet euch mit Sack und trauert ihr Priester! Erhebet eure laute Klage, ihr heiligen Diener des Altars. Kommt, übernachtet im Sack, ihr heiligen Diener Eloahs, denn keine fromme Gabe besucht den Tempel des Höchsten. Ruft einen Fasttag aus und einen heiligen Bußtag! Und ihr Aeltesten bringt die Bürger des Landes zusammen in den Tempel des Herrn, und schreit zu Jehova um Gnade! Wehe, wehe des Tags! Es kommt der Gerichtstag Jehovas wie von Gott ein Wettersturm verheerend daher fährt! Ist uns nicht die Speise vor unsern Augen verschwunden aus dem Tempel unseres Gottes frohe Gesänge. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Stoßt in die Trompeten zu Zion! Feldgeschrei töne auf dem heiligen Berg, regt auf die Bürger des Landes, denn es kommt der Tag Jehovas in furchtbarer Nähe. Ja, ein dunkler, finsterer Tag, in Wolken gehüllet und in Gewitterdunst! Statt des erfreuenden Frühlichts breitet sich über den Bergen ein zahllos mächtiges Volk aus. Nie sah die Vorwelt desgleichen, nie wirds die Nachwelt erleben. Vor ihm sengt das Feuer und hinter ihm lecket die Flamme. Einem Paradies gleich, ehe es einbrach, die Erde: eine Wüste hinter ihm und Rettung unmöglich. Ja sie eilen daher, wie Reiter auf schnaubenden Rossen, rauschend wie Wogen herab vom Gipfel der Berge. prasselnd wie die Flamme, wenn sie die Stoppeln verzehrt, wie ein mächtiges Heer, zum furchtbaren Kampfe gerüstet, vor dem die Völker erzittern und aller Augen erbleichen. Stürmend dringen sie an, wie Krieger ertrotzend die Mauern, weichen nicht, unaufgehalten rücken sie vorwärts, keiner den andern verdrängend und in geschlossenen reihen stürzend in das Geschoß und immer wieder geschlossen. Ha, sie durchstreifen die Stadt und über Mauern sich schwingend, steigen sie durch das Fenster ins Haus, ein plünderndes Kriegsheer. Vor Ihm zittert die Erde, es schauern die Himmel zusammen, Mond und Sonne verhängt, die Sterne verblasset und glanzlos. - - b. in Jamben: Horcht auf, ihr Greise, leiht mir euer Ohr, des Landes Bürger! Ist das je gescheh'n in eurer oder in der Väter Zeit? Erzählts den Söhnen, und dem Enkel soll die Sage weiter gehn von Sohn zu Sohn! Was Gasam schont, der Arbäh frißt es auf; dem Arbäh folgt der Jelek, hinter ihm hält noch die Nachles Chasik auf der Flur! Wacht auf, ihr Trunkenen, weint und schreiet laut, ihr Zecher, um den hingeschwundenen Most! Es brach ein Heer in meine Grenzen ein, ein mächtig Heer und ohne Zahl. Es gleicht des grimmen Löwen Zähnen sein Gebiß. Den Weinstock hats verwüstet, es zerstört mir meinen Feigenbaum, entblättert ihn; weiß stehn die abgeschälten Zweige da. O weine, Tochter Zion, wie in Sack ein Mädchen um den Freund der Jugend weint! Leer ist von Speiseopfer und von Trank Jehovas Tempel. Trauernd steht umher der Priester samt der Diener heilgen Schaar. Verwüstet ist die Flur, es trauert rings umher das Erdreich; aufgezehrt das Korn, das Oel vertrocknet und der wein versiegt, der Pflüger trauert und der Winzer weint. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Blast Lärm zu Zion, töne Feldgeschrei vom heilgen Berg! Des Landes Bürger auf! Es kommt Jehovas Tag und ist schon nah! Ein dunkler Tag, ein finstrer Tag, gehüllt in schwarze Wolken und Gewitterdunst. Anstatt der Morgenröthe breitet sich ein Kriegsheer furchtbar an den Bergen aus! Ein Heer, so sah es nie der Väter Zeit; nie wird es wieder Sohn noch Enkel sehn. Voraus ihm fressend Feuer, hinter ihm leckt noch die Flamme. Edens Garten gleich war, eh' es kam, die Flur und nach ihm Fluch und Wüstenei und nirgends Flucht und Heil. |
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Gasam, Arbäh, Jelek und Chasik = 4 hebräische Namen für Heuschrecken | ||
Das Buch Joel ist eins der Prophetenbücher der Bibel. Es gehört zum Zwölfprophetenbuch des jüdischen Tanach bzw. des christlichen Alten Testaments. Seit dem Mittelalter wird es im deutschsprachigen Raum in vier Kapitel unterteilt. |
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