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Petrarka
P. war so schön, daß die Leute auf d.
Gasse still standen, und mit Fingern auf ihn wiesen, wen
er vorbei ging. Seine Augen voll Feuer, seine ganze Phÿsiognomie
verkündete seinen Geist. Schöne Gesichtsfarbe. Grosse und mänliche
Züge. Schlanker, edler, hoher Wuchs. Zum Umgang mit Frauenzimern
u. allen Wollüsten wozu Frauenzimer
reitzen, riss ihn zuerst sein Temperament, dan
das Klima, wo er lebte, das Feuer der Jugend, die Schönheit so vieler
Weiber, das Beispiel des liederlichen Hofs. Er vertändelte einen großen
Theil des Tages mit Ordn. seiner Haare u. seines Stuzes*. Imer
trug er ein weisses Kleid, der geringste Flek an demselben, eine Falte
am unrechten Ort machte ihm den größten Verdruß. Auch an seinen Schuhen
musste alles zierlich sein, sie waren so eng, daß er die größte Qual
ausstand. Auf der Straße vermied er mit d. größten Aufmerksamkeit ieden
Wind, der seine Haare in Unordnung bringen konnte. Aber eine weit höhere
Liebe für Wissenschaften und Tugend hielten seiner Neigung für das
schöne Geschlecht imer
das Gleichgewicht. Er verabscheute iede Ausschweifung, Reue und Ekel
folgten augenblicklich auf das wüste Vergnügen bei d. schönen
Geschlecht. Etliche schöne Frauen suchten sein Herz zu erobern. Verführt
durch ihre Reitze that er beinahe was sie wollten. Aber die Unruhen und
Schmerzen der Liebe schrekten ihn so, daß er auswich. Er war wilder als
ein Hirsch, bevor er Laura sah, u. doch machte er sich, wen
m. ihm glauben darf, vor d. 23.sten Jahr keine Vorwürfe. Anfangs
arbeitete er als Advokat, fand aber an dieser Lebensart keinen Geschmak
u. wurde Geistlicher. Dem Hofleben wich er aus. Ich habe keine Hofn.+
sagte er im 23.stn Jahr, am Hof des Statthalters Christi mein Glück zu
machen, ich müsste die Palläste der grossen+ Besuchen, Schmeicheln,
Versprechen, Lügen, betrügen. Er hasste Ehre u. Beförderung nicht, aber
die Mittel dazu, suchte Ruhe, nur nicht auf d. gewöhnlichen Weg.
Seine 2 Schriften de vita solitaria u. de atio religiosorum
sind vielleicht unter allen die er schrieb die schlechtesten. Ersteres
fing er 1346 auf Veranlassung eines Gesprächs mit dem Bischof von
Cavillon an in den Fasten und ward bis Ostern fertig. Aber er durchsah
u. verbesserte es oft, und übergab es dem Bischof erst 1366. Er sagt
selbst: Das Buch hat nichts gutes als den Tittel. Das 2te schrieb er als
er seinen Bruder im Kartheuserkloster zu Montrieux besucht hatte, einem
Versprechen zu folgen, das er den Mönchen gethan hatte ihnen bald eine
Abhandlung über ihre Glückseligkeit zu schicken. Sobald er nach Valclusa
zurück kam hielt er Wort.
Es war die Sage P. habe in Vaucluse mit seiner Laura gelebt, und aus
seinem Haus einen unterirdischen Gang in das ihrige gegraben. So
glücklich war er nicht. L. war vermählt u. lebte mit ihrem Mann Hugo v.
Sade in ihrer Geburtsstadt Avignon, wo sie auch starb. Eilf Wochenbetten
hatten sie ihrer Schönh. schon im 35sten Jahr beraubt. Dabei hatte sie
viel häuslichen Verdruß, ihr Man schäzte ihre Tugend nicht, war
eifersüchtig ohne Liebe. Petr. liebte sie 20 Jahre aber in ihrem Hause
durfte er sie nicht besuchen. Er sah sie nirgends als an öffentlichen
Orten und nie allein. Ihr Mann verbot ihr sogar mit ihren Freundinen
spatziren zu gehen. Hätte es sie auch nicht geschmerzt, daß er ihr das
unschuldige Vergügen weigerte d. Petr. zu sehen der unaufhörlich Lieder
für sie dichtete, so musste sie doch das schlechte Verhalten ihres
Mannes peinigen. Seine ewigen Quälereien, Verbotte, und ihre
unaufhörlichen Wochenbetten kosteten ihr viele Thräume. Sie war geboren
1307 oder 1308 also 3 od 4 Jahre jünger als P. u. starb an der Pest
Aprile 1348. Sieben Monate nach ihrem Tod war ihr Mann schon wieder
verheirathet, u. Petr. starb 1374.
Petr. der vor den Füssen eines Weibes weinte, seufzte, wie selten wie
ein Kind, schrieb so bald er seine Augen nach Rom kehrte, Brieffe voll
ächten Römergeistes im mänlichsten
muthigsten Stil. Der weibische Sklave der der Ketten einer stolzen
Gebieterin büsste, die ihn mit einem Schein von Widerwillen verachtete,
war nie kühner Republikaner, lies die Stime
der Freiheit durch ganz Italien erschallen und leuchtete selbst die
Sturmgloken gegen alle Tÿranen.
Squarzafichi** ein Lebensbeschr. des Petr. sagt, daß er in seinen
späteren Jahren als er sich um Mailand aufhielt mit einem Fräulein aus
dem Hause Beccaria Bekanntschaft gehäbt hätte, wovon seine Tochter
Francisca die Frucht wäre. Seine Tochter Francisca aber kam selber 7
Jahre nachher in die Wehen u. muß also aus einer früheren Liebe
entstanden sein.
Zimerm. Über d. Einsamk.**
Laura ligt zu Avignon in der Franziskaner Kirche. Ihr Grab ist mit einem
simplen Stein bedeckt, der am Rund eine gothische Inschrift hat. Franz
I., lies das Grab öffnen man fand eine Büste, die eine Schaumünze
enthielt auf einer Seite Laurens Bild und auf der andern die Buchstaben
M. L. M. F. (Madonna Laura Morte Face) nebst folgenden Versen, die vom
Original kopiert sind +


In Vaucluse besizt ein Einwohner noch 3 alte Gemählde die er für
Originale hält; vielleicht sind es aber nur gute Kopien gleichzeitiger
Gemählde. Das eine Petrarch mit dem Lorbeerkranz ohngefär im 30 - 40stn
Jahr. ein volles Gesicht. Laura im Profil, das zweite. Sie ist nicht
eigentlich schön hat aber etwas sanftes und in ihren schwarzen Augen so
wie im Blik viel feines u. geistreiches. sie ist in der Kleidertracht
ihres Jahrhunderts. Die blonden Haare in einer Flechte um den Kopf
gewunden ohngefär wie man sie in Schwaben trägt. Das 3te eine alte
Verwandtin des Dichters
(Girtanner an Prof. Fischer in Göttingen Berl. M. Sch. 1788 Nov.)***
Die Schaumünze ist von Bleÿ. Franz I. ließ das Grabmal das noch steht
errichten und eine von ihm selbst verfertigte Inschrift drauf setzen.
En petit etc.
Der Bischof von Cavaillon hieß Philipp v. Cabassole u. war Herr v.
Valclusa. Er kam oft auf ein Schloß welches mehr bei Valclusa stand, u.
wovon die Ruinen noch stehen, um seinem Freund nahe zu seÿn, der nicht
weit davon seine Hütte hatte.
Popons Reise durch die Provence.****
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Petr. Gestalt u.
Charakter
+ Hofn. = Hoffnung
+ ...der Grossen besuchen, schmeicheln,... usw.
Schriften
1, de vita solitaria
2, de atio religiosorum
Laurens Schiksale
Petr. Freiheitssin
Petr. Spätere Liebe
Laurens Grab
+ Es ist unwahrscheinlich, dass der gesamte Text auf der Schaumünze =
Medaillon steht, es lässt sich aber nicht klären, wieviele Verse des
gesamten Gedichtes sie enthält.
Bildnisse v. P. u. L.
Nachtrag über Laurens Grab
Bischof v. Cavall. |
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Die Schrift lässt
wenig Rückschluss auf die Zeit der Entstehung zu, einerseits ist sie
relativ gut lesbar, andererseits enthält sie einige bemerkenswerte
Eigenheiten:
- für ein, eine, einen, einer verwendet Hebel eine Abk., die das 'i'
weglässt, so dass die Worte wie en, ene, ener, enen aussehen
- sehr inkonsistent ist die Diskriminierung von 'h' und 's' (Valclusa
liest sich wie 'Valcluha'), aber auch von a und o, insbes. das 'a' kommt
auf mind. 4 Varianten, auch das 'r' und das 'sch' lassen sich oft nur aus
dem Zusammenhang erschließen
- die Verwendung des Makron für 'nn' (=n)
ist so uneinheitlich wie selten in seinen Autographen - mal Man, mal Mann
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