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Achtmahl vollendete die Sone
ihren Lauf, als endlich, nicht er, ach sein blutiges Haupt auf einer
silbernen Schale zurück gebracht wurde.
Hierauf erzählt sie ihm, wie die Schale in die Kirche getragen wurde,
wie das Haupt des Herzogs an die Schale anwuchs u. sich hinein schmolz,
wie leztere sich in dem Umfang eines Thalerstückes mit dem Bildniß des
Herzogs verkleinerte, und den (Joachims) Thalern, hat.
Joachimicus den Namen gaben. Seit dem fuhr sie fort, ligt auf uns Vences
laus eisecur e Sceptra 1 Seit dem sind unsere goldenen Tage
vorüber, in welchen man die kumervollen
Gestalten nicht kante,
die Ihr hier vor euren Augen erblickt.
Fab. 9. Tafelmusik
Den es hatten sich unterdessen vier greise Berginvaliden mit Tromel,
Triangel Teller u. Flöte an der Thüre gestellt. Aber an ihrer Seite zwey
iugendliche Gestalten, die erst zweÿmal bearbeitete 4
Racheline 2 mit dem tönenden Saitenspiel und die holde
Savelle 2, keusch und rein, wie der Silberton des
Glockenspiels das du schwangst. Aber die zitternden Hände vermochten
nicht mehr zu halten den Takt. Mitleids voll betrachtete sie der König
der Elfen. "Ich kan euch
nichts bezahlen, sagte er. Söhne der Propheten, den die Wirthin hat mich
ausgebeutet. Auch hole ich ich diesen Nachmittag meine Frau zu einer
Wallfahrt ab. Aber ich will euch belohnen, wie kein irdischer
Musterkartenreiter vermag. Der Orion soll nicht mehr über eurem Elend
kulminieren.
Fab. 10.
Die Pleiße in einen Fluß.
Als Oberon die Titania traf hatte sich eben ihre Geduld an einem
weinenden Mädchen erschöpft, dessen Bräutigam die Hunnen in Leipzig
erschoßen hatten. Nun den sagte sie: Wenn die deine Thränen süßer sind,
als meine Liebkosungen, so zerfließe in Thränen. Da zerfloß Hanchen
Pleiße 3 in Thränen u. eilte ein strömender Fluß nach Leipzig
und benezte dort unaufhörlich das Grab des Geliebten mit ihren Thränen.
Fab. 11.
Ein Componist in einen Badknecht
Nach langen Jahren verfolgte sie ein iunger Componist, geladet durch das
traurige melodische Flüstern ihrer Wellen biß an ihre Quelle tauchte
sich der erste in ihre Grotte u. bearbeitete sie 4. Entrüstet
darüber gab ihm Titania, nicht wirkungslos ihren Fluch: Werde
Theaterstatist sprach sie u. Notenabschreiber bei Vogel u. Badknecht
2 in der Hub 2. Pleißner sei dein Name, denn du hast
die Pleiße bearbeitet.
Fab. 12.
Als aber der Orion sich über die Böhmischen Gebirge erhob u. in eine
Dachkamer des rothen
Löwen schaute. Animadal 2 der iüngste noch unter dem
Berginvaliden der die Flöte blies, wiegte Rachelide 5 mit dem
Saitenspiel auf dem spitzigen Knie. Hinter ihm Elihu 2, mit
der Tromel auf dem
Rücken, schaute ihm über die Achsel, ihr holdes Antliz gesehen. Tagurl
2 und der Sohn Palthiels 2 suckelten an ihren Zehen und
hoben die Hände an ihre Waden empor daß die Teller u. die Triangel die
Knie Animadals berührten. Aber du keusche Savelle standest antheilslos
u. trauernd am Fenster. Da erschienen Oberon u. Titania, u. Oberon
verwandelt die fünfe in einen. Racheline schwam
in den Flötenspieler hinein. Durch ihre Jugend wurde seine Gestalt u.
sein Alter veriüngt, aber ihre Gittare blieb hängen an seiner Brust.*
Elihus Tromel an seinem
Rücken der Triangel u. die Teller an seinem Knie.
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Hauptthematik dieser Fabelsammlung sind
offensichtlich Verwandlungen von einem Zustand 'in' einen anderen,
kenntlich an dem Schlüsselwort 'in' bei den Überschriften.
Inspiriert ist die Textfolge möglicherweise von den "Metamorphosen" des
Ovid ( Publius Ovidius Naso, * 20. März 43 v. Chr. in Sulmo; † wohl 17 n.
Chr. in Tomis, einem antiken römischen Dichter. 1 = Vences laus =
(vermutlich Bezug auf) Venceslaus Philomates, * ca. 1480 Neuhaus/Böhmen
(Jindřichův Hradec/CZ), † nach 1532, Geistlicher
und Musiktheoretiker.
eisecur e Sceptra = (unbekannt) und Zepter
2 = Namen unbekannt, teilweise ev. lokale böhmische Sagengestalten
3 = Hannchen Pleiße = hier der Name des trauernden Mädchens, dessen Tränen
der Fluß Pleiße
- entspringt im Erzgebirge und mündet in Leipzig
in die Weiße Elster - seine Entstehung
verdankt.
4 = Eindeutig eine Anspielung sexueller Natur, d. h. auf einen
Geschlechtsverkehr oder sogar auf
eine Vergewaltigung.
5 = Verschreiber zu Racheline
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* Der Text endet hier am Ende
dieser Seite. Auf dem nächsten Blatt folgt ein Satz, der zwar zum Ende der
Fab. 12. passt, aber nach 3 Zeilen beginnt der Text erneut mit "Fabel 12"
(vermutlich ein Versehen bei der Zählung?) und dem Zwischentitel "Das
Glockenspiel in einem Helmbusch".
Die BLB hat das nächste Blatt ebenfalls dem Kap. 30 zugeordnet, aber den
darauf folgenden Seiten eine neue Kapitelnummer - 31 gegeben, obwohl es
inhaltlich keine Veranlassung für ein weiteres Kapitel gibt.
Wenn überhaupt, so ist eine Trennung m. E. hier sinnvoll, daher habe ich
die folgende Seite dem Kap. 31 zugeordnet, um einen Kapitelübergang mitten
im Satz zu vermeiden.
Gleichwohl bilden die Kapitel 29 - 31 eine inhaltliche Einheit mit
Fabelnummern von 1 - 16.
Leider gibt es von Hebel keinen Hinweis darauf, welchen Zweck er mit der
Auflistung und der unterschiedlichen "Bearbeitungstiefe" verfolgte. |
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