29.  
Fab. 1.  Der Tempel in Loretto
  +   Fab. 2. Die Juden in Jochaimsthal
+  Fab. 3. Dentes Draconis in homines
+ Fab. 4., 5., 6. (jeweils nicht ausgeführt)
Konvolut 3 / Text

(Original ohne Titel)

 

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Fab. I.   Der Tempel in Loretto

Unterdessen erfuhr Oberon, das Haus der h. Jungfrau seÿ verschönert angekomen in Loretto 1.


Fab. 2.  Die Juden in Jochaimsthal 2 in Bergknappen 3

Augenblicklich beschloß er, aufs Frühiahr mit seiner Gemalin Titania die noch imer in Leipzig verweilte eine Wallfahrt. Er selbst hielt den Winter über in Gestalt eines Musterkartenreiters in den Hiskiadischen 8 Thälern auf[.]
Als Joiakim 4 einer der letzten iüdischen Könige mit zahlreichem Gefolge in die babylonische Gefangenschaft abgeführt wurde, vangionirten 5 sich einige der Gefangenen und kamen, unsichtbar geführt von dem Geist Mosis über die caucasische Landenge über den Don u. über das Karpatische Gebirge nach Böhmen. Als dort ihre Enkel nach vielen Jahrzehnten die christliche Religion annahmen ergrimte über sie der Geist Mosis u. verwandelte sie in Bergknappen. Der Turban schrumpfte zusamen u. verdichtete sich in eine lederne Bergkappe. Noch hat ihr Berghabit 6 den Falten reichen Charakter des Talars biß an den Gürtel, aber unter dem Gürtel verwandelte sich hinten die stolze S.klappe in ein armseliges A....leder 6. Die Nacht des Judenthums von der sie ausging gab ihrem Habit die schwarze Farbe, aber die Morgenröthe des Christenthums strahlt auf dem rothen Umschlag.


Fab. 3.

Dentes Draconis in homines 7 
Nicht verstanden die Orphachsatiden 8 ihr trauriges Loos u. den Fluch der Gesetztafeln, der auf ihnen lag, wäre nicht aus dem Kaufmansstand am Meer ein Fremdling im rothen Leinen eingekehrt, der den Bergbau u. die Metallarbeiten sie lehrte. "Wo du auch herkomst, sagten sie, edler Fremdling, wir irren uns nicht, wen wir nach deiner Kleidung dich für einen Hikamiden 8 halten. Nicht fremd sind uns dieser Turban, dieser Gürtel, dieser Degengrif mit eingelegtem Elephant. Ihr irret nicht Söhne der Witwe zu Sarepta 9 , erwiderte der Fremde. Phönicien, mein Vaterland, Hano 10 mein Name, Codmus 11 mein Ahnherr. Noch blüht ein Zweig meines Geschlechtes im Leinigischen 8 unter dem Namen Hennemann 8 . Soll ich auch die Geschichte meines Ahnherrn erzählen? -
(Hier folgt in extenso 12  die Geschichte von der Gründung Thebens durch den Cadmus.


 Fab. 4.

Aktion in reine Heiss 8


Fab. 5.

Iego u. Malicrate 8


Fab. 6.

Cadmus in eine Schlange
 

 

   

korrekt: Loreto




heute korrekt:  Jáchymov (tschech.) / St. Joachimsthal (dt.)



 
gemeint ist hier korrekt: Jojachin




 
 

korrekt verm.: Scheißklappe   /   korrekt. Arschleder














korrekt (lat.) Cadmus / (griech.) Kadmos

 
 
   



Hauptthematik dieser Fabelsammlung sind offensichtlich Verwandlungen von einem Zustand 'in' einen anderen, kenntlich an dem Schlüsselwort 'in' bei den Überschriften.
Inspiriert ist die Textfolge möglicherweise von den "Metamorphosen" des Ovid ( Publius Ovidius Naso, * 20. März 43 v. Chr. in Sulmo; † wohl 17 n. Chr. in Tomis, einem antiken römischen Dichter.

1 = Nachdem die Kreuzfahrer das Heilige Land verloren hatten, übertrugen der Legende zufolge
      Engel die "Casa santa", das Haus der Heiligen Familie von Nazareth über Illyrien nach Loreto
      in Italien.

2 = Sankt Joachimsthal / Jáchymov  ist eine Stadt in der Karlsbader Region in Tschechien.
      Die alte Bergstadt entwickelte sich nach dem Fund beträchtlicher Silbervorkommen im
      Jahr 1516 sprunghaft aus einer zuvor am Ort bestehenden bergmännischen Ansiedlung
      und stieg im 16. Jahrhundert zur bedeutendsten Bergstadt im gesamten Erzgebirge auf.
      Sie ist Namensgeber für den hier im frühen 16. Jahrhundert gemünzten Joachimstaler,
      kurz Taler, von dem sich auch die Bez. Dollar ableitet.

3 =  Als Knappe oder Bergknappe bezeichnete man früher im Bergbau einen Bergmann, der unter
       Tage arbeitete. Später wurde jeder Bergmann, der seine Lehre erfolgreich abgeschlossen
       hatte, als Bergknappe bezeichnet.

4 =  Jojakim, der Vater von Jojachin, war König von Juda. Im Jahr 605 v. Chr. unterwarf der
       babylonische König Nebukadnezar II. Juda und machte es tributpflichtig. 601 wurde
       Nebukadnezar von den Ägyptern besiegt und Jojakim stellte die Tributzahlungen ein.
       598 eroberte Nebukadnezar erneut Juda. In dieser Zeit starb Jojakim.
       Jojachin wurde nun mit 18 Jahren neuer König. Seine Herrschaft währte nur drei Monate und
       zehn Tage. Nach der Eroberung Jerusalems wurde er von Nebukadnezar abgesetzt.
       Er wurde mit weiteren Beamten, Handwerkern und Soldaten nach Babylon verbannt, war
       etwa 37 Jahre dort in Gefangenschaft. Durch Nebukadnezars Nachfolger Ewil-Merodach
       (Amel-Marduk) erhielt er die Freiheit zurück und blieb in Babylon.
      
5 =  ev. eine Wortschöpfung, abgeleitet von: Die Vangionen waren ein Volksstamm mit ungeklärter
      sprachlicher, kultureller und ethnischer Zugehörigkeit. (Sie waren in der Gegend um Worms
      ansässig und entweder den Kelten oder den Germanen zuzurechnen)

6 =  Das Arschleder gelangte im 15. Jahrhundert aus der slowakischen Bergbauregion um Schemnitz
      (Banská Štiavnica) in die deutschen Bergbauregionen. Frühe bildliche Darstellungen finden sich
      auf dem Titelblatt des „Bergbüchlein“ von Ulrich Rülein von Calw (1505)[10] und auf dem
      Bergaltar der St. Annenkirche in Annaberg (1521). Georgius Agricola schrieb in seinem Buch
      "De re metallica" (1556): „So sitzend die Berghäwer auf ihr Arsleder, das um die Lenden
      gebunden, dahinter herabhanget.“
      Das Arschleder stellt dadurch analog zu Schlägel und Eisen ein einigendes Symbol des
      Bergmannsstandes dar. Später wurde es auch außerhalb der Arbeitstätigkeit in schmuckvollen
      Ausführungen zum Berghabit (Paradeuniform) bei Bergparaden getragen.
      Es hat auch seinen Eingang ins bergmännische Liedgut gefunden. So heißt es in der letzten
      Strophe der im Ruhrgebiet, an der Saar und anderen Bergbauregionen gesungenen Fassung
      des Steigerlieds:
                             Wir Bergleut sein kreuzbrave Leut!
                             denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
                             denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
                             und saufen Schnaps, und saufen Schnaps.

7 =  Zitat aus Ovids Metamorphosen = Die Zähne der Menschen in den Menschen
       oder Drachenzähne bei Männern

8 =  Auch intensive Recherche erbrachte für diese Begriffe keine Lösung - hier müsste sich ein
      ausgewiesener Historiker der Sache annehmen.

9 =  Sarepta: antike phönizische Küstenstadt, das heutige Sarafand im Libanon, ca. 10 Kilometer
       südlich von Sidon

10 =  Es gibt in der karthagischen Geschichte 3 Hannos, welcher hier gemeint ist, ist unklar.

11 =  Kadmos (gr.) oder Cadmus (lat.) ist in der griechischen Mythologie der erste König und
        Gründer Thebens. Er ist der Sohn des phönizischen Königs Agenor von Tyros (oder Sidon)
        und der Telephassa.

12 =  Hier wohl im heutigen Sinn mit "in epischer Breite" zu verstehen.

 

 

   

 

     

Nach "Cadmus in eine Schlange" endet der Text am Ende der Seite. Da die Fortführung auf der nächsten Seite mit dem gleichen Thema "Fabeln", aber mitten in der Nr. 8 folgt, fehlen 2 oder mehr Seiten bzw. mind. ein Blatt. Es gibt daher keine "Fab. 7." und keinen Anfang der "Fab. 8."

Deshalb wohl hat die BLB den nächsten Seiten eine neue Kapitelnummer gegeben.

Gleichwohl bilden die Kapitel 29 - 31 eine inhaltliche Einheit mit Fabelnummern von 1 - 16.

Leider gibt es von Hebel keinen Hinweis darauf, welchen Zweck er mit der Auflistung und der unterschiedlichen "Bearbeitungstiefe" verfolgte.

     
 
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