31.  
Konvolut 3 / Text
 

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Fab. 12.
Das Glockenspiel in einen Helmbusch.

Nur dein Glockenspiel war noch unangetastet keusche Savella. Liebreich in die Ohren die Flüsterei nahm es Titania aus deiner Hand und befestigte es auf der Bergmanskappe des Flötenspielers. Da verwandelte sich die Kappe in einen Helm das Glockenspiel in einen klingenden Helmbusch.
Jezt wen Animadal 1 in die Flöte stöhnt, schwirren sanft die Saiten auf Rachelimes 1 Guittarre. Geil 2 schäumt ihr Blut mit dem seinigen in die gemeinschaftliche Ader. Durch alle seine Gelenke fährt eine wollüstige Convulsion und schlägt auf allen Instrumenten einen harmonischen Takt.


Fabel  13.
Die Fräulein Anna und Chatarina von Stibnitz in Berge.

Mustest du blutschänderische Familie der Stibnitze zuerst erfahren was der keuschen Savella Oberonia ins Ohr geflüstert? "Die Keuschheit deiner Glocken 3 wird der nicht ertragen könen, der die Heiligkeit der Götter verachtet, oder die Keuschheit der Jungfernschaft verlezt hat. Begleite den Hexorganus 1 auf seinen Zügen und seÿ Zeuge seiner Strenge.
Hexorganus der Scheuerdote 4 kam aber auf seinen Zügen in Freÿberg im Erzgebirge an, als Junker Johan von Stibnitz mit seinen zweÿ Schwestern das frevle Hochzeitmal feÿerte. Kaum tönte die Flöthe des Joachimedes kaum zitterten an seinem Helmbusch die Glöcklein, als das unheilige Ehegedritt von allmächtiger Hand aus ein ander geschleudert wurde.
Beide Schwestern erstarrten zu Bergen. Noch führen von ihnen die Städte Annaberg 5 und Catharinaberg 5 den Namen. Das Blut ihrer Adern geran in Silbergänge. Catharinens Hämarhoiden in eine goldene Ader. Aber aus ihren Hintern fahren die bösen Wetter auf, in denen die Grubenlichter auslöschen, und die Bergleute ersticken, und kärglich schwitzt aus ihrer Pudendis 6 das Quecksilber.


Fabel 14.  Johanes von Stibnitz in einen Thurm xxx 7

Hoch streckte sich Johanes von Stibnitz auf den Zehen um das Schicksal seiner Schwestern zu sehen. Zu seinem eigenen Schaden ward imer höher und höher. Bald stand der Johanisthurm von Freiberg. Hoch in den Lüften verwandelte sich sein Mund in cadmisches 8 Metall, seine Zunge in einen eisernen Schwingel. Jeden Abend ruft er seine Schwestern zum nächtlichen Beÿschlaf. Die Einwohner von Freÿberg beten ein Vaterunser für seine verlorenen Seele u. nenens 1 die Betglocke.


Fabel 15.
Pattor et heneman in gurgitem demerfi. 9

Im Jahr 1810. kam Hexorganus Henemans Spuren verfolgend nach Karlsruhe u. spielte in dem Museum. Schmunzelnd lauschte Laufer 1 auf die schröckliche Metamorphose seiner Tischgenoßen. Den er selbst hatte seine Sünden, an Vater Bacchus in Jena verübt, schon abgebüßt an dem ersten Museumsball. (Hier ist einzurücken die Fabel Pattor et Henus in gurgitem demerfi.
Aber vergeblich war sein Schmunzeln u. sein Blick auf die Überreste in den Schüßeln. Den alle seine Tischgenoßen bestanden vor dem furchtbarn Glockengericht, (Böcklein war abwesend) und behielten ihre menschliche Gestalt.


Fabel.  16. Böcklein
Wo warst du Kunstmahlender Böcklein als Hexorganus Instrument auf dem Museum erklungen?
                                                                                                            pp. 10
 

 

   



 
 
   

Hauptthematik dieser Fabelsammlung sind offensichtlich Verwandlungen von einem Zustand 'in' einen anderen, kenntlich an dem Schlüsselwort 'in' bei den Überschriften.
Inspiriert ist die Textfolge möglicherweise von den "Metamorphosen" des Ovid ( Publius Ovidius Naso, * 20. März 43 v. Chr. in Sulmo; † wohl 17 n. Chr. in Tomis, einem antiken römischen Dichter.

1 = Namen unbekannt, teilweise ev. lokale böhmische Sagengestalten

2 = bereits im Mittelhochdeutsch belegt, mit vielen Bed. (siehe Grimms Wörterbuch), im
     Vordergrunde aber die Bedeutung 'gierig nach Geschlechtslust', 'brünstig' usw.

3 = sexuelle Anspielung (wie noch heute) auf die Brüste

4 = so gelesen, unsicher - Begriff nicht bekannt

5 = Annaberg = Stadt im Erzgebirge; Catharinaberg = heute St. Katharinaberg / Hora Svaté
      Kateřiny = Stadt im tschech. Erzgebirge

6 = von pudere (lat.) sich schämen - gemeint ist daher 'die Scham'  die Vagina

7 = unklar, Wort beginnt mit 'ki', trotzdem nicht zu lesen

8 = cadmisch = thebanisch (was immer damit gemeint sein mag)

9 = unklar, nicht zu übersetzen

10= pp = perge, perge (lat.) = usw.

 

 

   

 

     

Die BLB hatte die Abfolge auf 2 Kap. - 30 u. 31 verteilt, obwohl es inhaltlich keine Veranlassung dafür gab. Um eine Kapiteltrennung mitten im Satz zu vermeiden, habe ich das Kap. 31 mit der
 2. Version der Fabel 12 beginnen lassen.

Gleichwohl bilden die Kapitel 29 - 31 eine inhaltliche Einheit mit Fabelnummern von 1 - 16.

Leider gibt es von Hebel keinen Hinweis darauf, welchen Zweck er mit der Auflistung und der unterschiedlichen "Bearbeitungstiefe" verfolgte.

     
 
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