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4.
Viel Beherzigenswerthes enthält (in sich) die Abhandlung die Cicero
unter dem Titel Orator hinterließ, nicht nur für die Kunst, sondern auch
für das Leben. M. Antonius dessen Beredtsamkeit sein Zeitalter den
ersten Preis zuerkent, behauptete er habe schon viele fertige Sprecher,
aber noch keinen Redner gesehen. Es könte Zweifelhaft scheinen, ob er in
diesem Urtheil mehr Anmaßung oder Bescheidenheit verrieth, wen nicht der
eine, der alle seine Vorgänger durch Genie u. Kunst verdunkelte, keinen
neben sich aufkomen ließ und für alle Nachfolger das Muster blieb, eben
unser Cicero, ihm ein ehrenvolles Zeugniß gäbe und selber seinem Urtheil
beipflichtete. Nicht genug daß Antonius den vollkomenen Redner nie
gesehen hat, er hat noch nie gelebt; Es lag in der Seele des Mannes die
Idee zu einer Beredtsamkeit der nichts fehlt, die kein Mensch erreichen,
nur ein Gott realisiren kan. Nur wer ihr am nächsten komt ist der beste.
Wie wahr u. groß gedacht! Ist Hat nicht in
ieder Classe der
Vollkomenheiten, etwas unerreichtes u. erreichbares, nemlich
dais
Vollkomenher Vollkomene selber? Strebt nicht ieder große Geist, alles
mittelmäßige verachtend, einzig nach ihm? Wird Führt ein anderer Weg zum
äußersten erreichbaren, als der zum hohen unzugänglichen Ziele
aufsteigt? Verbirgt sich nicht darin mehr, als in irgend etwas unsere
edle Natur? Nährt etwas anderes eben so kräftig unsere unsterblichen Hofnungen. Wem das irdische genügt, wen das unvollkomene ausfüllt,
sollte der einer unendlichen Fortdauer würdig seÿn, u. im Ernst daran glauben. |
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Der Orator ist ein im Jahre 46
v. Chr. von Marcus Tullius Cicero verfasstes Lehrwerk über Rhetorik. Es
ist in Form eines Briefes an den späteren Caesarmörder Marcus Iunius
Brutus geschrieben und ganz auf diesen zugeschnitten. Mit De inventione
und De oratore gehört es zu den wichtigsten Werken Ciceros über die
Redekunst. Es zeichnet das Bild des idealen Redners, dessen universale
Bildung vorausgesetzt wird, und es betont die vorrangige Bedeutung des
sprachlichen Ausdrucks in seiner ganzen Fülle (elocutio). |
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