zurück II.  Gebete nach den Wochenpredigten, oder auch
               nach den Predigten an Sonntagen Nachmittags
   

 

1.

Gott wir erscheinen vor dir, deine Kinder in deiner väterlichen Nähe, und danken dir für die Liebe, mit der du dich unser aller erbarmest, für die Freuden, die du dem Glücklichen schenkest, für den Trost, womit du den Kummer der Leidenden besänftigest, danken dir für das theure werthe Wort, womit dein Sohn von dir gesendet die Verirrten und Gefallenen zurückruft, und ihrer Reue Vergebung, ihrer neuen Liebe neue Gnade zusichert. Ach, daß sie alle zu dir umkehren und in der Aussöhnung mit dir den Frieden wieder finden mögen, den ihre Seele vermißt. Sende uns allen deinen guten Geist, daß er uns leite in deiner Wahrheit. Er heilige und erhalte uns in deiner Liebe ; er befestige uns in dem Vertrauen auf dich, wenn Zweifel von Innen und Anfechtung von Aussen uns drohen, und wenn unerwartete Schicksale des Lebens unserm Herzen wehe thun. Am Ende begleite er uns mit einem Trost ans Grab, mit dem fliegenden Troste, daß wir durch den Tod ins Leben dringen, und ewig dein sind.  Amen, V. U.

2.

Gütiger, erbarmender Vater, unser ganzes Leben ist reich an Beweisen deiner Güte ; deine Führungen, auch wo unser kurzer Blick sie nicht mehr zu verfolgen im Stande ist, sind doch allemal väterlich und weise, und das Ziel, zu welchem du uns berufen hat, und leiten willst, ist groß und herrlich, unsers innigsten Dankes, unsers freudigsten Hoffens, eines unermüdeten Ringens werth. O bewahre uns, daß unser Herz nie durch Undank, nie durch Verachtung oder Mißbrauch deiner Güte entweihet werde, sondern ein zufriedener, kindlicher, frommer Sinn dich für deine Wohlthaten ehre. Und wenn wir es gleichwohl oft mit Schmerzen fühlen, daß wir noch ferne von unserm Ziel, Pilger im Lande der Vergänglichkeit sind, wenn unvermeidliche Leiden unsere Stirne trüben, und wenn wir unter Widerwärtigkeiten seufzen, die unserer eigenen Thorheiten Früchte sind, so laß doch stets den tröstenden, erfreuenden Gedanken in unserer Seele leben, daß du Vater bist und sorgest, und deine guten Zwecke nimmermehr verfehlest. Gib uns einen wachsamen weisen Sinn, daß wir sorgfältig prüfen, stets das Beste wählen, und ein gutes Gewißen bewahren mögen unser Leben lang. Unsre Arbeit und Mühe wollest du segnen, treuer Vater, und ferner sorgen, du hast es bisher getan, für uns und die unsrigen, für das Wohl unsers Vaterlandes, und für alle deine Kinder auf Erden. Einst überschauen wir deine Führungen, über welche wir hier unweise klagten, und beten an und danken. Einst erntet dein Verehrer die Frucht feines Glaubens, feiner Tugend und feiner Kämpfe. Preis und Ehre sey dir in Jesu Christo unserm Herrn.  Amen.

3.

Abermal durch die Betrachtung deines heiligen Wortes zum Guten gestärkt, danken wir dir, Vater unsers Herrn Jesu Christi, für den wohlthätigen Unterricht, den du uns durch die theure werthe Lehre deines Sohnes mittheilest, für die vielfache Gelegenheit, die du uns gönnest, aus dieser unerschöpflichen Quelle Weisheit, Kraft zur Tugend und Hoffnung zu schöpfen, danken dir für den stillen Segen deines Wortes, den unser Herz empfindet. Auch was wir heute gutes gelernet und wieder gehört haben, es möge an uns allen gesegnet fern und bleiben. Wir wollen dich unsern Schöpfer und Herrn demuthsvoll verehren, dich unsern Vater herzlich und dankbar lieben, die Geschäfte unsers Berufs mit gewissenhafter Treue und Unverdrossenheit bearbeiten, unsre Kinder in der Furcht und Ermahnung zu dir erziehen, unsern Untergebenen menschenfreundlich als Miterben der Gnade des Lebens begegnen, unsre Väter und Vorgesetzten, die du segnen und erfreuen wollest, ehren und lieben, wollen mit unsern Feinden uns gerne versöhnen, mit den Fröhlichen uns freuen, und mit den Weinenden trauern, unser Gewißen vor Verschuldungen rein erhalten, und wachsen und reif werden in aller Erkenntniß und Tugend. Dies sey der Segen, deines Wortes an uns, das die Frucht unsres lebendigen Glaubens an dich. Auch heute erwartet uns reichliche Gelegenheit zur Erfüllung unserer Pflicht. Laß uns sie achtsam wahrnehmen. Dein guter Geist erinnere uns an unser Gelübde, und unterstütze den frommen Willen mit Muth und Kraft zur Vollendung. Unsre Schicksale empfehlen wir dir. Gib Frieden und Wohlstand unserm Vaterlande, ein dankbares Herz allen Glücklichen, Geduld den Leidenden, Erquickung den Kranken, Ruhe den Müden, sanfte Auflösung den Sterbenden. Erhöre uns um Jesu Christi deines Sohnes willen,  Amen!

4.

Den begleitet dein Wohlgefallen und dein Segen o Gott, der nicht nur ein Hörer, sondern auch ein Thäter deines Wortes ist, und der die Belehrungen deselben schätzt und sucht, damit er durch sie in guten Gesinnungen gestärkt, und mit neuem Muthe zur Ausübung seiner Pflicht belebt werde. Dank sey dir unser Vater, wir haben auch jetzt wieder dich und deinen Willen besser kennen gelernt, und sind an wichtige Beweggründe zur Befolgung deselben erinnert worden. Aber was hätten wir für Gewinn, wenn wir dich jetzt besser kennten, und doch nicht würdiger verehrten und liebten ; wenn wir unsere Verpflichtung zum Guten lebhafter fühlten, und es doch nicht williger und eifriger ausübten; wenn uns die Sünde unwürdiger, strafbarer erschiene, und wir wollten sie doch nicht verabscheuen und meiden? So täuschten wir uns selbst, so mehrten wir nur unsre Schuld und Strafwürdigkeit vor dir. Heiliger Vater, diese Ueberzeugungen und Gefühle seyen nicht umsonst in unsrer Seele geweckt. Um deinen Beistand zu unserer täglichen Besserung bitten wir, den du Keinem versagt, wenn aufrichtiger Wille dazu, und ernstlicher Vorsatz in seiner Seele ist. Wenn unsere geweckten Rührungen in standhafte Gesinnungen übergehen, wenn unsere Gesinnungen in einem Leben sichtbar werden, wie das fromme Leben Jesu.

 

 

 
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