zurück IV. Für die Betstunden.
   

1. Für Betstunden überhaupt.

Geliebte Freunde! Wir wandeln auf einer Erde, die viele Wohlthaten – Dank sei es der göttlichen Güte! – viele Wohlthaten und Freuden für uns, doch auch manche Mühe und Plage, manche schwere Versuchung und für jeden ein Grab hat. Das Andenken an Gott, den Geber aller guten Gabe, macht feinem Verehrer das Glück des Lebens werth und süß. Nur das Andenken und der Glaube an Gott kann uns in der Versuchung bewahren, im Leiden aufheitern, und im Tode trösten. Wir haben daher auch jetzt unsere irdischen Geschäfte für eine kurze Zeit auf die Seite gelegt, und wollen

(in den Frühstunden: Wir wollen daher auch jetzt, ehe wir an die Geschäfte dieses Tages gehen)

unsern Geist mit Gott unserm himmlischen Vater und mit den Belehrungen feines heiligen Wortes unterhalten, und als dann zum Dank und Vertrauen auf Gott in Freude und Leid gestärkt, und zu einem frommen Leben ermuntert, an unsere Arbeit zurückkehren.

(Hierauf folgt die Betrachtung eines Kapitels aus der heiligen Schrift und sodann das Gebet:)

Gott unser Vater, erhöre unsere Bitte, die wir in dieser Stunde dir vortragen, damit wir zufriedene, gute und selige Menschen werden.

Deine väterliche Aufsicht hat bisher unser Leben, unsere Gesundheit und die Kräfte unsres Leibes zu nützlichen Geschäften erhalten und gestärkt.

Täglich öffnet sich deine milde Hand, daß sie uns Speise gebe zu rechter Zeit, und mit mancher Freude versüßest du unsere Arbeit und Mühe.

Du hast uns gute und rechtschaffene Menschen zu Freunden und Gefährten gegeben, die uns gerne mit Freundlichkeit, mit Rath und Hülfe erfreuen, wenn wir nur selber rechtschaffen, dankbar, dienstfertig und verträglich seyn wollen.

Und vor so mancher Gefahr und Noth, vor so manchem Schmerz und Jammer hat deine treue Vorsehung viele von uns bewahrt, wenn schon unser Leben auch nicht ohne Sorge und Prüfung bleibt.

Vater, wir beten, daß alle, denen du so viel Gutes erzeigest, zufrieden seyn, und dir danken mögen.

Zwar nach deiner verborgenen Weisheit, die wir nicht erforschen, hast du die Güter des Lebens in ungleichem Maß unter deine Kinder vertheilt.

Manchen hat du vor andern mit Verstand und Einsichten begabt, daß er sich und die Seinigen wohl berathen, und feine Geschäfte mit Klugheit unternehmen und mit gutem Erfolge ausführen kann.

Manchen hast du vor feinen Brüdern hervorgezogen, daß er von vielen Menschen geliebt und geehrt wird, und überall Freunde findet, die ihm Freude machen und zu feinen Geschäften hülfreiche Hände leisten.

Manchen segnest du mit Reichthum und Ueberfluß, das Werk seiner Hände läßest du ihm wohl gelingen, und sein Herz, das die Sorgen der Nahrung nicht kennet, wird mit deinem Gute gesättiget.

Mancher Glückliche hat noch nicht erfahren, was es heiße, in schlaflosen Nächten von einer Morgenwache bis zur andern harren, oder wie es schmerzt, wenn man fein Bestes und Liebstes schon im Grabe hat, oder wie die Verachtung, das Unrecht und die Verfolgung dem Herzen so wehe thun.

Vater, wir beten, daß die glücklichen Menschen Vorzüge mit Demuth und mit Dank erkennen, ihre Kräfte und Güter zum Wohl der Menschen willig anwenden, und in dem Genuß ihrer Freuden oft an dich, – und auch an ihre armen nothleidenden Brüder denken mögen!

Ach der Freude geht der Schmerz zur Seite. Indem die Glücklichen sich freuen, ist manches Auge von Thränen roth, und in manchem Herzen blutet eine verborgene Wunde.

Wir wissen nicht, warum du deine Kinder mit solchen Leiden betrübest, aber dein Wille ist väterlich und gut.

Du bist ein treuer Gott, der keinen über sein Vermögen versucht, hat Trost und Linderung für den, welcher dir vertraut, und wenn wir nur treu erfunden sind, so führest du die, welche mit Thränen säen, einst zu einer reichen Freudenernte.

Ja, du bist der Geringen Stärke, der Armen Stärke in Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten in der Hitze, wenn Menschen wüthen, bist der Bedrängten Retter, der Einsamen Trost, und der Kranken Erlöser.

Barmherziger Vater, wir beten, daß wir im Unglück durch den Glauben an dich Beruhigung finden, unsere Hülfe in Geduld und Hoffnung von dir erwarten, und daß den armen Verlassenen in der heißen Anfechtung ein guter Mensch wie ein Engel des Trostes besuchen und erquicken möge!

Unser ganzes Leben ist nur eine Prüfung durch Freude und Schmerz. Einst schlägt unsere Feierstunde, dann schließt der Glückliche, wie der Unglückliche die müden Augen zu, und die Thräne des Betrübten vertrocknet auch, und feine Klage verstummt.

Alsdann ist ein reines Herz die beste Habe, und ein gutes Gewissen der treueste Freund, und du o Gott bist der Sterbenden einziger und letzter Trost.

Heiliger, barmherziger Vater, wir beten, daß wir im Glück und im Unglück oft an den Tod und an die Ewigkeit denken, unser Gewissen mit keinen Sünden beladen, sondern durch ein frommes Leben uns eine leichte Todesstunde bereiten mögen. Amen!

Ein anderes Formular.

Geliebte Freunde! Wir wollen jetzt nach unserm christlichen Gebrauche ein Kapitel der heiligen Schrift miteinander lesen, die Belehrungen und den Trost, der darin enthalten ist, auf unser Herz anwenden, und alsdann unter andächtiges Gebet zu Gott dem Vater verrichten, damit wir durch das selbe von neuem zum Kampf gegen die Sünde ermuntert, zur Rechtschaffenheit und Gottseligkeit bei wogen, und im Vertrauen auf Gott in guten und bösen Tagen befestiget werden mögen.

(Hierauf folgt die Betrachtung eines Kapitels aus der heiligen Schrift und sodann das Gebet.)

Wie glücklich sind wir o Gott, daß wir dich durch Jesum Christum als unsern Vater erkennen. Du liebest uns, und wenn wir nur treu und gewissenhaft deinen väterlichen Willen befolgen, so thust du gewiß und gerne alles, was uns nach deiner Weisheit gut ist, an Seele und Leib. Du liebest uns, und wir dürfen unsere Wünsche, alles was uns heiß und schwer im Herzen liegt, dir in unserm Gebete vortragen, und uns freuen, daß du deine Kinder gerne erhörest.

Auch jetzt nahen wir uns zu dir mit dem Wunsche täglich frömmer und zufriedener zu werden, und mit dem Vertrauen, daß wir unterstützt von deiner Gnade durch aufrichtigen Ernst und treuen Gebrauch unserer Kräfte es werden können,

Gib uns die Gefahr der Sünde und die Versuchung dazu, die in unserm eigenen Herzen liegt, immer besser zu erkennen, damit wir uns immer sorgfältiger vor jeder wissentlichen Uebertretung deiner Gebote, und vor jeder Uebereilung bewahren können. Ach wie unglücklich wären wir, wenn die Sünde über uns mächtig würde! In den fröhlichsten Stunden unsers Lebens müßte uns unversehens die Angst eines bösen Gewissens überfallen, wir hätten im Unglück und Leiden keinen Trost mehr übrig, wir könnten nimmer freudig, kindlich zu dir beten, wir könnten nicht ruhig an den Tod und an die Ewigkeit denken. Barmherziger Vater, im Himmel bewahre uns!

Erbarme dich, du Gott der Langmuth und der Gnade, über alle die Unglücklichen, welche in diesem traurigen Zustande sich befinden, und mit einem verwundeten Gewissen ohne Trost und ohne Freude umhergehen, und bringe die noch Unglücklichern zur Besinnung zurück, welche mit Sicherheit und verstocktem Sinn das Böse verüben, und nicht sehen in welcher Gefahr sie sind. Lehre sie erkennen, was für ein Jammer spät oder frühe auf ein unheiliges Leben folge; und tröste sie wieder zu rechter Zeit mit der Hoffnung, daß für ihre Reue Erbarmen, für ihr Gebet um Besserung und Gnade noch Erhörung im Himmel sey, damit sie Muth und Vertrauen zu sich selbst und zu dir gewinnen, sich immer mehr vom Bösen reinigen, und endlich als gebesserte Menschen im lebendigen Glauben an Jesum Christum die Ruhe des Herzens wieder finden mögen.

Das trostreiche Evangelium deines Sohnes, der unser aller Erlöser ist, wollest du, allmächtiger Vater, uns und unsern Nachkommen erhalten und noch viele Menschen durch dasselbe erleuchten und beglücken. Wir bedürfen alle in den trüben Augenblicken unsers Lebens und in unserer letzten bangen Stunde die Erquickung, die dein Sohn den Müden und Beladenen in feinem Evangelium anbietet. Wir find alle unwissend und schwach zum Guten, wenn nicht fein Geist uns erleuchtet und heiliger, und wir sehnen uns alle durch die vergänglichen Freuden und Leiden dieses Lebens hindurch nach dem ewigen Frieden, den wir nur durch den frommen Glauben an ihn, und durch treue Befolgung feiner Lehre finden können.

Den großen theuren Segen seines Wortes, den schon so viele empfunden haben, die noch leben und schon bei dir sind, den laß auch uns erfahren, daß wir freudig nach deinem Willen leben, mit stillem Vertrauen auf deine väterliche Regierung unser Schicksal ertragen, und einst selig sterben mögen.

Segne o Gott alle guten Menschen an allen Orten, die in einem nützlichen Berufe für das Wohl ihrer Nebenmenschen sorgen und arbeiten, und durch ein christliches wohlthätiges Leben Trost und Freude um sich her verbreiten. Regiere die Gesinnungen aller, welche du zu Vätern über die Völker gesetzt hat, daß sie dir in Güte und Wohlthätigkeit ähnlich werden, und durch die Macht, welche in ihren Händen liegt, das Gute in der Welt wirksam befördern, Irrthum, Laster und Elend verhindern und unterdrücken mögen.

Unterstütze mit deiner Kraft und erfreue mit deiner Güte unsern Landesfürsten, und laß unser ganzes Fürstenhaus fortwährend in erfreulichem Segen blühen. Leite mit deiner Weisheit alle fürstlichen Räthe und Beamte, segne den Unterricht und unserer Lehrer in Kirchen und Schulen, und jeden in feinem Stande und Beruf. Gib Gedeihen dem Ackerbau, bewahre uns vor ansteckenden Seuchen und schweren Krankheiten, erhalte den Frieden in unserm Vaterlande und die Sicherheit in unserm Eigenthume, und nimm dich aller Verfolgten und Unterdrückten, der Kranken und Sterbenden, und aller unglücklichen Menschen an, denen wir nicht helfen, mit denen wir nur weinen und beten können. Die armen Verlassenen, die kein Freund in ihrem Elende besucht, wollest du mit Trost und Linderung erquicken und mit Hülfe erfreuen, und uns alle durch Leid und durch Freude, wie es uns gut ist, und wie wir es ertragen können, zum ew gen Leben führen. Gott du bist allmächtig und weise, ja du bist gut und barmherzig. Deine Kinder beten : V. U.

 

2. Für die Frühbetstunden im Sommer.

Geliebte Freunde! Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen dem Namen des Allerhöchsten, am Morgen feine Gnade und am Abend feine Treue verkündigen. Auch ist es ein Geschäft, das dem Herzen wohl thut, und großen Segen bringt, wenn wir an den guten Willen Gottes aus feinem heiligen Worte uns oft erinnern, und durch ein andächtiges Gebet uns zur Erfüllung seines Willens und zum Vertrauen auf seine, Verheißungen ermuntern und stärken.

Also wollen wir auch jetzt in dieser Morgenstunde unsern Geist mit den Belehrungen des göttlichen Wortes aus einem biblischen Kapitel erbauen; und wenn wir dem Vater unsers Lebens unsern Dank und unsere Wünsche vorgetragen haben, so wollen wir hingehen, und mit gutem Muth und treuem Eifer unsere Geschäfte verrichten, damit Gott nicht nur durch unser Gebet, sondern auch durch unser Leben geehrt werde.

(Hierauf folgt die Betrachtung eines Kapitels aus der heiligen Schrift und sodann das Gebet:)

Barmherziger Gott und Vater, in dieser Morgenstunde, die du uns wieder hat erleben lassen, blicken wir zu dir auf, und bringen dir unfern frommen Dank, und unsere kindlichen Bitten dar.

Als wir schliefen, wachte dein Vaterauge über uns und die Unsrigen, über unser Haus und Habe, daß uns kein Unfall treffen, und keine Plage zu unsrer Hütte sich nahen konnte.

Unterdessen hast du unsere Fluren durch die Kühle der Nacht (durch einen sanften Regen erquickt, und unsere müden Glieder gestärkt, hat uns zur rechten Zeit, wie ein Vater seine Kinder, wieder geweckt, und mit dem freundlichen Morgenlichte des Tages begrüßt.

Die duftende Blume des Feldes verkündet uns deine Allmacht und Güte, die alle Morgen neu ist. Dich preiset der muntere Morgengesang deiner Geschöpfe. Auch wir, deine Kinder, rühmen deine Güte, und danken dir mit gerührtem Herzen für die treue Obhut, mit welcher du uns beschützt, für die Kraft, mit welcher du uns gestärket hat, für den Segen, den du um uns her verbreitet, für diesen Tag, den wir durch deine Gnade wieder erlebt haben. Ohne dich lägen wir stumm und kalt im Todesschlummer, und unser Auge hätte sich nimmer geöffnet.

O, daß wir solcher Liebe, die du uns erzeigest, alle würdig wären! Gib uns zu erkennen, daß du auch diesen Tag unserm Leben zugesetzt hat, damit der Leichtsinnige unter uns etwa durch deine Güte gerührt werden, und sich bessern möge, und damit der Tugendhafte sich noch länger in einem frommen Wandel üben, und auf die Ewigkeit, die uns nahe ist, noch besser vorbereiten möge. – So wollen wir denn auch heute verständiger, frömmer, liebreicher gegen unsere Nebenmenschen, zufriedener werden, wollen wieder etwas von unsern Fehlern ablegen, und nicht nur zu unserm zeitlichen Vorrath, sondern auch zu unserem guten Schatz für die Ewigkeit etwas neues sammeln. Wir wissen nicht, wie lange wir noch Zeit haben. Du, o Gott, weist es! Bewahre uns heute und jederzeit durch die Erinnerung an deine Allgegenwart vor unheiligen Gedanken, vor unchristlichen Reden, vor bösen Thaten, vor Verdrossenheit und Untreue in unserm Beruf, vor jeder Sünde, wie sie heißen möge, damit wir diesen Tag und den letzten Tag unsers Lebens mit einem ruhigen Gewissen beschließen, und einst mit Freuden vor deinem Gericht erscheinen können.

Segne o allmächtiger Vater alles Gute, was an diesem Tag fromme Menschen auf dein Geheiß und im Vertrauen auf dich zum Wohl ihrer Brüder unternehmen mögen. - Unterstütze mit Kraft und Segen alle christlichen Obrigkeiten, insbesondere unsern theuersten Landesherrn, feine Räthe und Diener, daß durch ihre weisen Entschließungen und Anstalten dem Vaterlande viel Gutes wiederfahren möge. - Sei uns allen nahe mit deiner Huld und Erbarmung. Bewahre uns vor Unglück, gib Gedeihen zu unserm Geschäfte; stärke die Schwachen; sey die Stütze des kraftlosen Alters; besuche die Krankenbette mit deinem Trost; dein Segen kehre in den Hütten der Armuth ein. Und wenn du gleichwohl beschlossen hättest, daß wir auch heute mit Schmerzen erfahren sollen, daß jeder Tag seine Plage habe, so lehre uns deine weisen Absichten verstehen, damit wir auch durch unsere Leiden folgsamer gegen dich, demüthiger, verträglicher gegen unsere Nebenmenschen, behutsamer in unserm Leben und Wandel werden, und mehr auf dich, als auf zeitliches Gut und Glück unsere Hoffnung setzen, und erscheine uns in der Anfechtung mit deinem Troste, in der Noth, wenn unser Herz verzagen will, mit deiner allmächtigen Hülfe. Herr, wenn ich nur dich habe, so habe ich mehr als Himmel und Erde, und wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist doch du, o Gott, meines Herzens Trost und mein Theil. Amen!

Ein anderes Gebet.

Allmächtiger Gott und Vater, wir danken dir, daß du uns in der vergangenen Nacht vor allem Unglück gnädig bewahret, und uns zur Fortsetzung unseres Lebens an diesem Morgen wieder geweckt, und zu den Geschäften unsers Berufes durch einen gesunden Schlaf gestärket hast.

Die Sonne, die gestern von uns weggieng, kommt jetzt wieder so freundlich und so mild am Himmel herauf, und bringt uns und unsern Fluren neuen Segen. Die ganze Natur ist wieder so frisch und erquickt; alle Kreaturen freuen sich, und uns ist's wohl, o Vater, im reinen kühlen Morgenhauche deiner Schöpfung. O, daß wir doch immer dir vertrauen, gute Menschen seyn und bleiben mögen unser Leben lang, damit wir deiner Freundlichkeit und deiner Nähe uns stets mit reinem Herzen erfreuen können.

Ach, wie mancher bekümmerte Mensch hat vielleicht diese Nacht, wo uns ein sanfter Schlaf erquickte, in schweren Sorgen durchwacht; wie manches Auge hat schlaflos geweint; wie lang hat mancher Kranker im heißen Schmerz gestöhnt: O Hüter ist die Nacht schier hin! Möge der neue Tag, der jetzt am Himmel heraufgeht, diese armen lieben Menschen auch mit feinem Lichte erheitern, und ihnen eine gute Stunde bringen. Erscheine ihnen du Vater der Barmherzigkeit mit Linderung und Trost, und verschaffe uns auch heute Gelegenheit, irgend ein trauerndes Herz zu trösten, und einem Nothleidenden zu helfen, damit er das Gebet, welches er in dieser Nacht um Hülfe zu dir geschickt hat, erhöret finden und mit uns dir danken möge.

Vater, wir vertrauen dir und wissen, daß du auch schon für diesen Tag unsere Nahrung und alles, was uns nöthig ist, bereitet hat. Du gibst ja jedem deiner Geschöpfe seine Speise zur rechten Zeit, und sättigest aus deiner milden Hand alles, was da lebet mit Wohlgefallen.

Stärke unsern guten Willen und unsere Kraft zu den Geschäften, welche heute auf uns warten, und laß alles wohlgelingen, was wir im Vertrauen auf dich mit guter Absicht unternehmen. Wenn uns des Tages Last und Hitze drückt und wir an unserer Arbeit in den reinen blauen Himmel hinaufschauen, der über uns ist, oder wenn ein frisches Wehen in der Mittagszeit unsere Stirne kühlt, so wollen wir an dich denken und uns freuen, daß du auf unsern Fleiß mit Wohlgefallen herabschauest, und daß dein Wohlgefallen Segen für uns ist.

Dann drückt uns nicht der Arbeit Müh,
Du lindert und versüßest sie;
Den Schweiß auf unserm Angesicht
Bestrahlet deines Segens Licht.

Wenn wir die Blumen auf dem Felde ansehen, die du so schön gekleidet hat, oder die frohen Geschöpfe unter dem Himmel, die du auch ernährest, so wollen wir uns trösten, daß wir ja deine Kinder sind, und daß deine Vaterliebe keines unter uns vergessen kann.

Und wenn uns am Abend nach überstandener Arbeit die Ruhe und Kühlung erquickt, so wollen wir mit den Unsrigen wieder an dich denken, uns deiner freuen und dir danken.

Dieses Andenken an dich, und dein guter Geist soll uns auch bewahren, daß wir unser Gewissen mit keiner Sünde beladen. Wir möchten alle gern am schönen Morgen der Auferstehung heiter und froh erwachen. Alles, was uns sonst noch auf dem Herzen liegt, barmherziger Vater, du weist es schon, und wir glauben an deine Weisheit und Güte, daß du uns mit der Erfüllung unserer Wünsche erfreuen wirst, wenn es uns gut ist, und daß du mehr thun kannst, als wir bitten und verstehen.

So gehen wir denn jetzt an unsere Geschäfte mit dem Vorsatz vor deinem Angesicht zu wandeln und fromm zu seyn. Bewahre uns vor Unglück! Der Segen unseres Gebetes begleite uns. Amen!

 

3. Für die Abendbetstunden am Samstag.

Geliebte Freunde! Wir haben durch Gottes Gnade abermal das Ende einer Woche erlebt. Also sollen wir den Herrn preisen, uns zu einem Sinn und Leben, wie es ihm wohlgefällig ist, immer mehr tüchtig machen, auch zur würdigen Sonntagsfeier unsere Herzen vorbereiten. Der allmächtige barmherzige Gott wolle daher die Betrachtung feines Wortes in dieser Stunde an uns segnen, und unser dankbares und gläubiges Gebet in Gnaden erhören. Vernehmet zuerst:

(Hierauf folgt die Betrachtung eines Kapitels aus der heiligen Schrift und sodann das Gebet :)

Gott unser Vater, so ist nun wieder eine Woche unsers Lebens dahin gegangen und wir sind der Stunde, die uns in die Ewigkeit abrufen wird, näher gekommen.

Arbeit von einem Tag zum andern war auch in dieser Woche unser Theil. Doch ist ihr Ende da; und du hast uns mit deinem stillen Segen belohnet, und lässest nun die Sonne, die uns sechs Tage hindurch zur Arbeit rief, und zur Arbeit leuchtete, untergehn, daß sie uns, wenn fiel wiederkehrt, einen Tag der Ruhe und der Freude bringe.

Dir danken wir mit gerührtem Herzen, Vater für deine Güte, und bitten dich, du wollest durch die Ehrfurcht vor dir unser Herz bewahren, daß wir den Sonntag nicht mit sündlichen Ergötzungen entweihen, sondern durch dankbaren Genuß deiner Wohlthaten in christlicher Freude heiligen mögen.

Haben auch einige unter uns diese Woche nicht ohne Trübsal durchlebt, und jedem neuen Tag mit neuem Kummer entgegen gesehen, – doch ist ihr Ende da; und du hast die Armen gespeiset, hast kranke Menschen erquickt, Verfolgte geschützt, Betrübte getröstet (und einem (einigen) von unsern Bekannten die letzte Thräne vom Auge getrocknet, und ihm (ihnen) Ruhe verliehen nach Mühe und Leiden). Das hast du getan und wirst ferner sorgen, und alles wohl machen, wenn wir nur deinen weisen Absichten nicht selber zuwider leben, und mit kindlicher Geduld das Ende erwarten.

Dir danken wir Vater für deine Barmherzigkeit und bitten dich, du wollest auch den Sonntag an allen Betrübten und Nothleidenden segnen, daß sie durch Gebet und Andacht in ihrem Leiden getröstet werden, und durch die Trübsal, die zeitlich und leicht ist, einer ewigen und über alles wichtigen Seligkeit entgegen wandeln mögen.

Ach wie wenig könnten wir ein ungestörtes Glück ertragen ! Wie leicht vergessen wir im Genuß der Gaben dich, den freundlichen Geber!

Auch bis jetzt haben wir deine Wohlthaten nicht so dankbar angewendet, als wir hätten thun sollen, und haben unsere Zeit und unsere Kraft nicht mit gehörigem Eifer zum Guten benutzt. Wir sind noch nicht so verständig, so fromm, so gemäßigt und liebreich, als wir seyn sollten, vergeblich hat vielleicht auch in dieser Woche ein guter Mensch auf unsere Liebe, ein Unglücklicher auf unsere Hülfe, ein Feind auf unsere Versöhnung gewartet.

Doch ist ihr Ende da; und Rechenschaft auch über sie fordert einst von uns dein Gericht.

Dir bekennen wir unsere Fehler mit reuevollem Gemüth, Vater unsers Herrn Jesu Christi, und flehen dich um Vergebung unserer Sünden an. Laß uns auch morgen daheim und in unsern Versammlungen durch dein Wort zur Besserung belehrt, durch das Andenken an deine Wohlthaten zur herzlichen Liebe geweckt, und durch die Kraft des andächtigen Gebets zur Tugend gestärkt werden, damit unser kurzes Leben nicht arm an guten Thaten bleibe.

Wir denken jetzt am letzten Abend einer Woche an unsere Arbeit, an unsere Sorgen und Leiden zurück, und freuen uns, daß sie vorüber find; wir denken an unsere Thaten, die du o Gott gesehen hat und richtet.

Wohl dem Redlichen, der seine Geschäfte mit gewissenhaftem Fleiße verrichtet hat. Wohl dem Gerechten, der unter Freuden und Trübsalen seinen Weg vor dir unsträflich gegangen ist! Er freut sich jetzt auf den Tag, da wir in unsern Versammlungen dich loben, und die Wonne inniger und seliger genießen sollen, daß wir deine Kinder und deines Himmels Erben sind.

So werden wir einst, und du weist wie bald, am Feierabend unsers Lebens noch einmal auf unsere Thaten und auf ihre Früchte, auf die verschwundenen Freuden und ausgekämpften Leiden zurückschauen und dann mit leichtem oder schwerem Herzen uns niederlegen zur Ruhe, aus der wir für diese Erde nimmer erwachen.

Auf dich hoffen wir, Vater unsers Lebens, und bitten dich, du wollest uns, so lange wir auf der Erde sind, durch deinen heiligen Geist zum Guten regieren, damit wir das letzte mal im Frieden entschlummern können, und nach kurzer Ruhe im Grabe zum großen herrlichen Sonntag, der im Himmel gefeiert wird, mit Freuden erwachen mögen. Amen !

Ein anderes Gebet.

Barmherziger Gott und Vater, wir erkennen an diesem Abend mit demüthigem Dank die Wohlthaten, mit welchem du unser Vertrauen auf dich und unsere Arbeit und Mühe abermal belohnt hat, und freuen uns nun auf den Tag, der zur Ruhe geheiliget ist, daß unser Körper sich wieder erholen, und unser Geist durch dein Wort zur Weisheit unterrichtet, zur Tugend erweckt, mit Trost erquickt und zu unsterblichen Hoffnungen gestärkt werden soll. -

Unterstütze die Lehrer deines heiligen Wortes, die mit gewissenhafter Treue ihres Amtes warten, durch deines heiligen Geistes Kraft, damit durch ihren Unterricht viel Gutes gestiftet, und durch ihre Lehre, wie durch ihr Leben, wahre Hochachtung der Religion und mit derselben lebendiger Eifer in der Tugend und Gottseligkeit bei deinem Volke befestiget werde. Mache unsere Herzen geneigt, ihren Unterricht willig aufzunehmen, und die Frucht des selben, die da ist Glauben, Liebe, Hoffnung, in einem frommen Leben an den Tag zu legen, und laß die Lehrer und die Zuhörer nie vergessen, daß sie einst Rechenschaft ablegen müssen, jene, wie sie gelehrt, diese, wie sie die Lehre angenommen, und beide, wie sie gehandelt haben, damit wir einst ein frohes Bekenntniß ablegen können, und das Ende unseres Glaubens davon bringen, der Seelen Seligkeit.

Dein heiliger Geist sey auch bei uns in unsern Wohnungen, daß wir mit den Unsrigen viel Gutes denken, reden, andächtig beten, und uns unter einander trösten und zur Gottseligkeit ermuntern mögen.

Rühre auch o du Vater, der sich aller feiner Geschöpfe erbarmt, alle christlichen Eltern, Vorgesetzten und Hausväter, daß sie ihren Kindern und Untergebenen die Ruhe des Sonntags und die Zeit zu Gebet und Andacht nicht erschweren. Sind sie doch auch Menschen, und Erlöste deines Sohnes, die mit uns einen Weg durch Tugend zum Himmel gehen sollen, und du wartest auch auf ihr Gebet und auf ihren Dank, und höret ihre Klage und das Seufzen jeder Kreatur, wenn sie von menschlicher Grausamkeit mißhandelt wird.

Bewahre uns auch, daß wir den Tag, den du zum Segen und zur Freude eingesetzt hast, nicht durch Unmäßigkeit, Zank, oder sonst ein unordentliches Leben, zu einem Tag des Unsegens für uns und die Unsrigen machen. Dankbarer gegen dich im Genusse deiner Wohlthaten, herzlicher und liebreicher im frohen Umgange mit unsern Nebenmenschen, fester im Guten, auch mitten unter den Versuchungen zum Bösen, das wollen wir werden. Dazu bitten wir um deine Gnade. Erhöre uns um Jesu Christi deines Sohnes willen. Amen!

 

 

 
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