zurück VII. Für die Beichte
   

1. Gebet nach der VorbereitungsPredigt.

Gott zu dir wenden wir uns, deine Geschöpfe, die du zur ewigen Beglückung durch Tugend berufen, und durch die wohlthätige Religion deines Sohnes zur Anerkennung unsers Berufs erleuchtet, und zur Ausübung unserer Pflicht gestärket hast. Zu der Ewigkeit geht unser Weg durch dieses Leben, zu deinen Freuden durch Wachsamkeit und Tugend, aber durch Leichtsinn und Frevel zu deinem Gericht. Auf diesem wichtigen Wege stehen wir heute ernsthaft stille, schauen in unser vergangenes Leben zurück und halten Rechnung, mit unserm Gewissen, – Gott vor dir!

Vor dir, du Heiliger und Naher, der unser Herz durchschaut, der unsre Thaten prüft und gegen unsre Kräfte abwiegt, der unsern Werth oder Unwerth, für die Ewigkeit bestimmt.

Dieser Gedanke bleibe uns gegenwärtig, daß wir mit aufrichtigem Ernst uns selber prüfen, die Sünden, die auf unserm Gewissen liegen, nicht geringe achten, nicht mit falschen Entschuldigungen und nichtigem Trost unser Herz in gefährliche Ruhe einschläfern. Laß uns endlich erkennen und innig fühlen : wir find nicht, was wir seyn sollten, ach noch lange nicht, was wir seyn könnten, sind deiner Wohlthaten und deiner Langmuth nicht werth, alle Tage reif zum Tode, aber des seligen Preises der reinen vollendeten Tugend noch nicht fähig.

Und wenns der Frevler mit Angst und Beben erkennt, wenn es der redliche aber schwache Freund der Tugend mit Wehmuth und Kummer empfindet, wenn unser armes Herz niedersinkt vor dir, und in Beschämung und Reue zerfließet, so tröste uns wieder die Zusage deines Sohnes, daß ein Vater im Himmel sey, der das Gelübde der Besserung, wenn reumüthige Kinder erscheinen, nicht zurückstößt, und der den neuen, wachsenden Eifer im Guten mit Beifall ermuntert und mit Segen unterstützt. Ja dieser Trost erhebe uns wieder zu dem hohen Muth, durch ernsten Kampf gegen jede Sünde, durch unverdrossene Uebung unserer Kräfte in guten Thaten nach deinem Wohlgefallen zu bringen.

Unsere Besserung sey der Dank, den wir dir für deine Wohlthaten, für deine Schonung, für dein Erbarmen bringen. Unsere Besserung – sie sey das Siegel der Gerechtigkeit unsers Glaubens, ohne sie ist kein Trost der Vergebung. Unsere Besserung –sie sey die Beschäftigung unsers Lebens, welche wir nie aussetzen wollen, wie wir sie nie enden, unsere Vorbereitung zum Tode , und unsere Einweihung in die Ewigkeit. Amen!

 

Ein anderes Gebet.

Gott unser Vater, wir danken dir, daß du uns durch Jesum Christum deinen Willen geoffenbaret hast. Durch ihn kennen wir dich und den Weg, darauf wir wandeln sollen, daß wir dir wohlgefallen, und wißen von ihm, daß du auch deiner gefallenen Kinder dich erbarmet, und alle, die ihre Sünden bereuen, und zur Tugend zurückkehren, mit väterlicher Liebe wieder aufnimmt. Wir nahen uns heute zu dir; auch wir bedürfen diesen Trost, diese erbarmende Vaterliebe.

Ach daß jeder unter uns sich redlich vor dir prüfen, und sich selber, feine Schwachheiten, seine stillen Neigungen, seine verborgenen Fehler besser möge kennen lernen. Wecke in uns durch die neue Erinnerung an unsre Schuld jene göttliche Traurigkeit, die da wirket zur Seligkeit, eine Reue, die niemand gereuet, und laß uns alle von deiner erbarmenden Vaterhuld gerührt und gewonnen werden, die göttlich groß, durch Vergebung bessern, und durch Besserung beglücken will. Du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt, wer böse ist, bleibet nicht vor. Ach darum bewahre jedes Herz vor dem traurigen und gefährlichen Irrthum, der Vergebung und Gnade ohne Besserung hofft. Wirke und erhalte in uns den wahren christlichen Glauben, daß die hohe Tugend Jesu Christi und ihr Lohn nur durch fromme Nacheiferung unser eigen werden kann, und daß das Himmelreich, welches er uns eröffnet hat, nicht alle aufnimmt, die ihn ihren Herrn nennen, sondern nur die, die den Willen thun seines Vaters im Himmel, und stärke unsere guten Vorsätze, daß dieser Glaube durch einen heiligen Sinn und durch ein frommes Leben bei uns sichtbar werde. So erforsche uns denn, und erfahre unser Herz Prüfe uns, ob wir auf gutem Wege find, und leite uns auf ewigem Wege. Amen!

 

2. Beichtformular.

(Der Prediger eröffnet die Handlung mit einer Anrede, die dem Zweck der Handlung überhaupt und den Umständen und Bedürfnissen feiner Zuhörer angemessen ist, und geht dann mit einer schicklichen Wendung zu der Beichtformel über, die in folgenden Ausdrücken könnte vorgesprochen werden:)

Herr du erforschest mich und kennest mich!

Vor dir, mein allwissender und heiliger Gott, bekenne ich mit aufrichtigem Herzen meine Sünden. Sie find mannigfaltig und schwer. Ich habe deine heiligen Gebote nicht nur äußerlich in Worten und Werken, ich habe sie noch öfter in bösen Gedanken, Neigungen und Begierden übertreten, und deiner Gnade mich unwerth gemacht.

Was Menschen nicht wissen, und was ich selber nicht genug erkennen kann, das weist du, o Gott, und darum ist vor dir meine Seele mit Beschämung und Reue erfüllt.

Um Gnade o Vater flehe ich zu dir, und um Vergebung aller meiner Sünden durch deinen Sohn Jesum Christum meinen Heiland, und lege vor dir mit aufrichtigem Herzen das Gelübde ab: ich will nicht wissentlich mehr gegen dein Gebot und mein Gewissen handeln, will mein Herz inwendig heiligen, allen bösen Gedanken und Begierden ernstlich widerstreben, und alle Pflichten des Christenthums getreulich erfüllen. Meine Besserung sey der Dank, den ich dir für deine Wohlthaten, für deine Schonung, für dein Erbarmen bringe. Sie sey das Siegel der Gerechtigkeit meines Glaubens,– ohne sie ist kein Trost der Vergebung. Sie sey die Beschäftigung meines Lebens, die ich nie aussetzen will, wie ich sie nie vollenden kann, meine Vorbereitung zum Tode, und meine Einweihung in die Ewigkeit,

Dazu wollest du o Gott mir deine Gnade und deinen guten Geist verleihen. Amen!

(Hierauf fährt der Prediger fort:)

Ist dieses euer aufrichtiges Bekenntniß und die demüthige Bitte eures Herzens an Gott?

Habt ihr den trostreichen Glauben, daß Gott seinen Sohn aus Liebe zu den Menschen gesendet habe, daß sie durch ihn von der Sünde erlöset werden ?

Ist es euer ernstlicher Wille, die Reue über euere Sünden und den Glauben an Jesum Christum euern Erlöser durch ein frommes Leben an den Tag zu legen? – Gott sieht in euer Herz – so bestätiget solches mit einem lauten Ja!

(Wenn dieses geschehen ist, spricht der Prediger einen Absolutionsspruch aus der heiligen Schrift und fährt fort:)

Nehmet denn auch ihr den Trost des Evangeliums in euer Herz auf:

Auch euch hat Gott geliebt und feinen Sohn gegeben, daß ihr durch ihn leben sollt, und ich als Diener der christlichen Kirche verkündige euch diesen Trost, und die Vergebung eurer Sünden im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen!

(Hierauf schließt der Prediger die Handlung mit einer Ermahnung oder einem Wunsch, der mit feiner vorangegangenen Rede in Verbindung steht.)

Oder in kürzerer Form.

Allwissender und heiliger Gott, vor dir bekenne ich mit aufrichtigem Herzen meine Sünden. Ach ich habe deine heiligen Gesetze oft und auf mancherlei Weise übertreten, und deiner Gnade mich unwürdig gemacht, nicht nur in Worten und Thaten, noch öfter in geheimen Gedanken, Neigungen und Begierden zum Bösen.

Was Menschen nicht wissen und was ich selber nicht genug erkenne, das weist du Allsehender, darum ist vor dir mein Herz mit Beschämung und Reue erfüllt.

Um Gnade o Vater flehe ich, und um Vergebung meiner Sünden durch Jesum Christum deinen lieben Sohn meinen Heiland, und lege dir von neuem das Gelübde ab : ich will allen bösen Gedanken und Begierden ernstlich widerstreben, nicht gegen dein Gebot und gegen mein Gewissen handeln, und die Pflichten des Christenthums getreulich erfüllen. Dazu wollest du mir deine Gnade und deinen guten Geist verleihen. Amen!

(Hierauf fährt der Prediger fort:)

Geliebte Freunde! Ist dies euer aufrichtiges Bekenntniß, und die demüthige Bitte eures Herzens an Gott ?

Habt ihr den trostreichen Glauben, daß Gott feinen Sohn aus barmherziger Liebe zu den Menschen gesendet habe, daß sie durch ihn von der Sünde erlöstet würden?

Ist es auch euer ernstlicher Wille, die Reue über euere Fehler, und den Glauben an Jesum Christum euern Erlöser durch ein frommes Leben an den Tag zu legen? – Gott sieht in euer Herz – so bestätiget solches mit einem lauten Ja!

(Wenn dieses geschehen ist, spricht der Prediger weiter :)

So nehmet denn den Trost des heiligen Evangeliums in euer Herz auf, alle die mit aufrichtigem Sinn diese Versicherung abgelegt haben:

Auch euch hat er geliebt und feinen Sohn gegeben, daß ihr durch ihn leben sollt, und ich als ein Diener der christlichen Kirche verkündige euch diesen Trost und die Vergebung eurer Sünden kraft des heiligen Evangeliums in dem Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen!

(Hierauf beschließet der Prediger die Handlung mit einer Ermahnung oder einem Wunsche, der mit feiner vorhergegangenen Anrede in Verbindung steht.)

 

 

 
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