zurück | Hiob. Kapitel 3. | ||
Michaelis übersetzt V 3: 'Der Tag gehe unter da ich geboren bin; die Nacht die sprach: es ist ein Männlein empfangen', und versteht die Nacht der Empfängniß, um dem Widerspruche auszuweichen, daß Hiob am Tag und doch auch bei Nacht müsse geboren seyn. Dieser Deutung steht manches entgegen: a) Das b) Daß die Verwünschung des Geburtstages in dem sonst fein detaillirten Gedicht der Verwünschung der Empfängnißnacht vorangeht. c) Die Verwünschung der Nacht selbst, die nicht wie eine Empfängnißnacht, sondern wie eine Geburtsnacht geschildert wird. Mich. fühlt das Letzte selbst und hilft in der Anmerkung nach: Hiob wünsche, das in der betrübten Nacht, in der er gezeuget ward, auch kein anderer möchte geboren seyn. Aber wie hart und willkührlich gedeutet. Viel natürlicher und einfacher scheint mir die Uebersetzung: Der Tag gehe unter, an dem ich geboren ward oder die Nacht in der man rief: es ist ein Knabe da. Wie wenige Menschen wissen die Tagszeit in der sie geboren sind, da sie doch in unsern Zeiten leichter zu bemerken, zu behalten und allenfalls aus dem Taufbuch zu erfahren ist. Hiob wußte sie auch nicht. Feiner Kunstgriff des Dichters, er bahnt sich damit den Weg von der kraftvollen Verwünschung und Schilderung eines unglücklichen Tages zur Verwünschung und Schilderung einer solchen Nacht überzugehn und einen schönen Parallismus auszuführen. Schöner steter Gang der Dichtung: Wäre der Tag nie erschienen, an dem ich geboren bin. Oder: die Nacht nicht, die mir das Daseyn gab. Das ist: Wäre ich nicht geboren! V. 3 - 10. Oder wenn ich geboren werden sollte, warum nicht todt, warum starb ich nicht im Werden? V. 11. Oder wenn ich lebte, warum nährte und verpflegte man mich? V. 12. Hiob brach sein Schweigen, und verwünschte seinen Tag; es antwortete Hiob und sprach: |
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