XXXXX   Allgemeine Betrachtungen    
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TEXT 62

   
       

XVIII

 

 

1809 - 1810                      

Thema Winter                       

Das Studium der schönen Wissenschaften hat wohlthätigen Einfluß

   

VXIII = Hebels interne Blattnummer

         
a   nicht nur auf den Verstand

b   sondern auch auf das Herz.    denn
   
           
1,   Wir verdanken ihm guten Geschmack (was ist Geschmack.)

2,   der unsern ganzen Charakter verschönert.

   
         
Beweis
   
           
a,   aus der Not des Menschen und der schönen Wissenschaft

b    aus Beispielen.
                                                                                               Gellert

 



Gellert = Christian Fürchtegott G., Dichter
       
Warum zieht man so gerne prachtvolle und kostbare Freundlichkeiten den einfachen vor, wenn leztere auch noch so sinnig, geschmackvoll und anziehend wären.
   
         
a   Beispiele von lezteren

b   Ursachen des ersten.

   
         
1,   Viele, und auf die große Menge auf welche die Leidlichkeit ganz oder zum
      Theil berechnet ist, hat nur Sinn für das große und vorschende und
      glänzende.

2,   Die Eitelkeit deßen dem das Fest gegeben wird und der es gibt wird
      dadurch geschmeichelt

3.   Das Gesetz der Schicklichkeit und Harmonie fordert, daß großes
      Bewundernswerthes auf Freudentliches, Gruß, Bewunderung erregend,
      ausserordentlich gefeiert werde.

   
       

3.

Thränen verhüten ist verdienstlicher als Thränen trocknen.

4.

Für Poesie

Sehnsucht eines Blinden nach dem Tode.

5.

Zu kleinen Übungen.

Heucheley ist gefährlich   verabscheungswerth
Was ist Heucheley?

Definition
rhetorische Umschreibung
Versachlichung des abstrakten durch das individuelle und anschaubare.
adde   Vergleichung des Begrifs mit ähnlichen oder dem entgegen gesagten.         

Beweis, daß sie   pp

6.

Vergleichung

der Unschuld
der Zeit
der Heucheley
des Satzes: ex minimia maxima exitum   mit einem ausgeführten Bild

7.

Rhetorische Darstellung des Satzes.

Eudemon war geistlicher Familienvatter, er war Menschenfreund, Patriot, Held.

In seiner Verbannung beschäftigte er sich abwechselnd mit Musik, Gartenkunst, Lektüre,
 römischen Schriftstellern.

8.

Münchenstein, einst ein stattliches Schloß - noch vor Kurzem
Sitz gebieterische Landvögte - ist jezt mahlerische Ruine.

9.

Fortsetzung
Erklärung des Satzes

quo plus potantur, plus sitiuntur aquæ

und Anwendung desselben auf Erfahrungen.

 

   

Hebel beginnt mit 3. (1. + 2. existieren nicht)



















adde = füge hinzu

pp = perge, perge (lat.) = usw.








ex minima maxima exitum (lat.) = (sinngemäß)
"vom wenigsten zum großartigsten Ende"




Eudemon = Schutzgeist / guter Dämon der griech. Mythologie, (heute Eudaemon geschr.)













quo plus potantur, plus sitiuntur aquæ (lat.) =
"Je mehr er trinkt, desto mehr trinkt er" bzw. die gängige Form des Mittelalters: "Die Wassersucht ist ohne Ziel, je mehr sie säuft, je mehr sie will"
      10.

Der Satz

Gaudia principium sunt nostri saepe doloris

Probitas laudatum et alget.

Prior tempore, potior iure

quem sape praterit, tandem invenit cafus.

Male parte etc.

durch kurze historische Belege unterstüzt.

11.

Rhetorische Entwicklung des Satzes

Geitz ist die Wurzel allen Übels.

12.

Mässigung verleitet zur Spielsucht. Spielsucht gibt das Gemüth
den unrechten und schädlichsten Leidenschaften preis.

13.   zur Vergleichung

   



Gaudia principium sunt nostri saepe doloris (lat.) =  "Freuden sind oft der Anfang unseres Schmerzes."
Probitas laudatum et alget. (lat.) =
"Rechtschaffenheit wird gepriesen und friert dabei."
Prior tempore, potior iure (lat.) =
"Früher in der Zeit,  stärker im Recht"
quem sa[e]pe praterit, tandem invenit cafus. (lat.) =
"Wer häufig trampelt, kommt endlich zu Fall"
male parta, male dilabuntur (lat.) =
"übel erworbenes geht übel zugrunde"


 

         


1.   Ein Edler unter den Niederträchtigen

2.   Gleichmuth gegen Verläumdung

   
       

13.

Zu Antithesen und Parallelen

   
         
1,   Der Geitzige und der Verschwender.

2.   Der Deutsche und der Franzose.

3. Die lateinische Sprache und die griechische

4. Cäsar und August.

5. Friedrich der Einzige und Napoleon der Größte.

   
       

14.

Erklärung des Satzes.

Wo nichts ist, kommt nichts hin  
und oder
Was nicht ist, kann werden

15.

Beweis des Satzes

amittit proprium, qui alienum appetit.

16.

Entwicklung des Satzes

Morgenstund hat Gold   pp

17.

Ausführung des Bildes

Original und Übersetzung sind wie Sonne und Mond.

 













amittit proprium, qui alienum appetit. (lat.) =
"Es verliert zurecht sein Eigentum, wer Fremdes anstrebt"
 
       

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      Transkription nach dem Autograph (Digitalisat der BLB Karlsruhe S. 197 - 201).

 

Hebel hat die Jahreszahl gestrichen, der Schrift nach dürfte der Text aber trotzdem um diese
 Zeit entstanden sein. Warum er bei der Nummerierung die 1. + 2. weglässt, ist unbekannt.