zurück Vorsatzblatt des Tagebuchs von Johann Jakob Hebel
 

 

 
Besitzervermerk vom 1. Mai 1753 in Valenciennes

* Der Vater, Johann Jakob Hebel, war als Leinenwebergeselle aus Simmern im Hunsrück ausgewandert, wo die Hebel seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bezeugt sind. Wir wissen wenig über ihn, doch genug, um in ihm einen außergewöhnlichen Mann zu erkennen. Ein unsteter Zug trieb ihn aus der kurpfälzischen Heimat, ließ ihn 1747 den Dienst beim Basler Ratsherrn Johann Jakob Iselin-Ryhiner antreten. Mit ihm, dem Major und späteren Brigadier in französischen Diensten, war er jahrelang in Garnison oder unterwegs in Frankreich, in den Niederlanden, zuletzt sogar auf Korsika.
Seine Interessen gingen weit über den Horizont eines üblichen Dragoners der Zeit hinaus.
Das bekunden die handschriftlichen Zeugnisse aus seinem Nachlass: eine noch in Simmern geschriebene «Rechenkunst» und insbesondere das seit 1753 geführte Taschenbuch, in das er sich auf sauber eingefassten Seiten allerhand Merkwürdiges - Gehörtes und Gelesenes - notierte. Neben Itinerar, Einnahmen und Ausgaben, einem Verzeichnis der europäischen Heere und der französischen Regimenter mit ihren Kommandanten, neben Auszügen aus Geschichtswerken, Tintenrezepten und Tabellen über Maße und Münzen finden wir Exzerpte aus Liebesbriefstellen, französische Chansons und - Jahre vor Herders Sammlung - eine Zusammenstellung von rund dreihundert Anfängen deutscher Volkslieder. Und zum Datum Ajaccio 1759 schreibt sich dieser Offiziersbursche Albrecht von Hallers Gedichte «Doris» und «Marianne» im vollen Umfang ab. Angesichts dieser Vielfalt zwischen zwei Buchdeckeln liegt der Gedanke an den ähnlich gearteten «Kalender des rheinländischen Hausfreunds» nahe; tatsächlich hat der Sohn etwa die Rezepte Rote, Blaue und Grüne Dinte zu machen aus dem väterlichen Taschenbuch im Kalender auf das Jahr 1810 aufgeführt. *
 
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Originaltext: Johann Peter Hebel in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten;
Autor: Uli Däster. - Reinbek: Rowohlt-Verlag, 1973  /  Seiten 10 - 11