zurück Das "falsche Hebelhaus" in Basel
 

 

   


Holzstich nach einer Zeichnung von August Beck, 1861

* Schon an der Feier 1860 zu Safran war der Gedanke aufgetaucht, dem Dichter in Basel zum geistigen Denkmal, wie die Hebelstiftung es bedeutete, auch eines aus Stein oder Erz zu errichten. Aber die Kunstkommission zeigte kein Verständnis für den Plan, winkte deutlich ab. So beschränkten sich einige eifrige Hebelfreunde vorderhand auf die Absicht, ihm wenigstens eine Gedenktafel zu widmen. Sie liessen eine Broncetafel im Ausmass von 3 zu 2 Fuss bei Glockengiesser Schnegg herstellen. Sie kostete 300 Fr. und wog ungefähr 100 Pfund.
Welches aber war das Geburtshaus? Eine sichere Kunde darüber bestand nicht. Eine Tradition der Familie Kraus besagte aus, Grossvater Pfarrer Kraus habe vom Dichter selber sagen gehört, im Gartenhaus des Faeschischen Gutes am Petersplatz 14, vis-a-vis dem Markgräfler Hofe, sei er geboren. Also wurde die Tafel mit dem von Jacob Burckhardt und Friedrich Becker festgelegten Text
JOH. PETER HEBEL  HIER GEBOREN  X. MAI MDCCLX

 an diesem Gartenhaus angebracht. Zehn Jahre später willfahrte der Kleine Rat dem Wunsche der Hebelfreunde und taufte die Neue Vorstadt in Hebelstrasse um. Als 1890 dann das Gartenhaus einem Neubau, einem Magazin aus Backsteinen weichen musste, wurde die Gedenktafel an diesem hässlichen Gebäude angebracht. Neuestens hat der Regierungsrat der Anlage hinter dem Bernoullianum den Namen «Hebelschanze» verliehen.
Wie Familientraditionen trügen können, hat sich hier erwiesen. Die Zweifel, ob die Sache mit dem Hebelhaus stimme, verschwanden nie. Es vergingen aber über sechzig Jahre, bis Fritz Liebrich in seinem 1926 erschienenen Buche «J. P. Hebel und Basel» nachwies, dass die Tradition nicht stimmte, dass Hebel, nach seinen eigenen brieflichen Aussagen im Hause Totentanz 2 geboren wurde, das 1798 die Nummer St.-Johanns-Vorstadt 89 erhielt. In diesem kleinen, schmalen Hause, von dessen Hinterstuben aus der Blick über den Rhein hinweg frei ins «Hebelland» hinüberschweift, wohnte der Schneidermeister Riedtmann, der bei Hebels Taufe in der Peterskirche Patenstellvertreter war. Bei seinen Nachkommen verschwand das Wissen nie, dass in ihrem Hause die Hebeleltern gewohnt hatten und Johann Peter zur Welt gekommen war. Es war somit gegeben, dass am Hebeltag 1928, im hundertsten Todesjahr von Gustave Fecht, die Tafel vom falschen Geburtshaus ans richtige am Totentanz übergeführt wurde. *
 

 
   
1910 erschien in der Zeitschrift "Reclams Universum" ein Artikel zum 150. Geburtstag Hebels mit einem Foto der Rückseite des Faeschischen Gartenhauses, von dem man zu dieser Zeit noch überzeugt war, dass es Hebels Geburtshaus sei. Bemerkenswert: sowohl im Artikel wie in der Bildunterschrift hält man beharrlich am 11. Mai als Geburtstag fest.
N. B. Das große Gebäude im Hintergrund ist der Markgräfler Hof


Zum 150. Geburtstag von Johann Peter Hebel: Das kleine Haus in Basel, in dem der Dichter am 11. Mai 1760 als armer Eltern Kind das Licht der Welt erblickte. Das denkwürdige Haus wurde 1890 abgerissen.     Phot. Prof. Burckhardt, Basel.


 
Das Original-Gedenkblatt können sie hier einsehen

 
   
Beck, August, schweizerischer Maler, Zeichner & Illustrator, *1823 Basel, †28.7.1872 Thun.
Studium: Düsseldorf bei Carl Sohn. Freundschaft mit Arnold Böcklin. 1848 in Düsseldorf Mitgründer des Künstler-Vereinigung Malkasten. Nahm als Kriegsberichterstatter an versch. Feldzügen teil: 1859 österreichischer Feldzug gegen Italien; 1864 Dänischer Krieg; 1870/71 zeichnete er im dt.-frz. Krieg die Kämpfe von St. Privat, Beaumont, Sedan und die Belagerung von Paris. Seine Zeichnungen
erschienen in div. Zeitungen und als Holzschnitt-Mappen. Daneben fertigte Beck Radierungen und Farb-Lithographien.
   
zurück


   nach oben       

 

* Originaltext: Lebendiger Hebel, 100 Jahre Basler Hebelstiftung ;
Autor: Otto Kleiber; Birkhäuser-Verlag, Basel 1960