K-H. Bachmann im Sommer 2017
Foto: A.-R. Bachmann
Geboren am 4. 2. 1925 in Sulingen, Niedersachsen und dort in
ländlicher Umgebung aufgewachsen.
Volksschule 1931 - 1935, Mittelschule 1935 - 1937, Gymnasium
1937 - 1943.
1943 Soldat und Kriegsdienst bis Mai 1945, 2 Jahre amerik. Kriegsgefangenschaft, danach
Abitur am Gymnasium Osnabrück.
Anschl. Stukkateur-Lehre bis zur Gesellenprüfung; Berufspraxis
bis 1957 u. a. in Stuttgart (incl. Meisterprüfung
in Dortmund 1954)
Von 1957 - 59 Mitglied und Spieler bei "Gerhards Marionetten"
in Schwäbisch Hall, einem der renommiertesten
Marionettentheater Deutschlands.
Mit der Bühne nimmt er am großen UNIMA (Union Internationale de la Marionette)
-Kongress in Bukarest, dem ersten Zusammentreffen von Puppenspielern und -theatern
aus aller Welt
nach dem 2. Weltkrieg, teil.
1959 Studium an der Päd. Akademie in Freiburg, Ausbildung zum
Volksschullehrer; 1. Staatsprüfung 1961.
1.
Einsatz als Lehrer an der Albert-Schweitzer-Schule Lörrach.
1964 Versetzung an den Mittelschulzug der Hebelschule Lörrach, 1967 an die neue Theodor-Heuss-Realschule.
Berufsbegleitend Weiterbildung mit Reallehrerprüfung 1965. Ernennung zum Konrektor der
THR 1973.
Beginn des Puppenspiels 1962 an der Albert-Schweitzer-Schule,
Weiterführung 1964 - 67 mit der 7. - 10. Mittelschulklasse
der Hebelschule,
danach an der THR im Rahmen der Jugendbildungswerke des Landkreises und der
Stadt Lörrach,
größtenteils gemeinsam mit seiner Ehefrau Anne-Rose Bachmann.
Von 1962 bis zur
Pensionierung 1985 Leiter der Marionettenbühne
Lörrach - bis 1967 mit Schulklassen,
anschließend mit gemischten AG's aktueller und ehemaliger Schüler.
1993 & 98 gestaltet und inszeniert er nochmals 2 Stücke als Leiter des Lehrer-Ensembles der THR.
Seit 1965 ist Bachmann zudem
Kursleiter für Figurenbau und Puppenspielregie.
Unter Bachmanns Leitung
erhält die MBL zahlreiche Preise:
- 4 mal den „Preis der Stadt Bochum für Laienpuppenspiel“ (1963, 1965, 1969,
1970) für die Inszenierungen
„Iwan mit dem Ranzen" „Die
abenteuerliche Reise des kleinen Jo",
„Wer zuletzt lacht, lacht am Besten",
„Im Reiche des Mescal"
- einen „Förderpreis der Stadt Bochum“ (1972) für „Petruschka"
- 2 mal - 1966 und 68 - eine Bronzemedaille der UNIMA in Békéscsaba/Ungarn.
- Preis der Stiftung zur Förderung der geistigen und kulturellen Arbeit in
Baden-Württemberg 1979,
überreicht vom damaligen Kultusminister (und späteren Bundespräsidenten) Roman Herzog im Neuen Schloss in
Stuttgart.
- Filme mit
Marionetten für den SWF - „Preisgekröntes Puppenspiel“, das ZDF - „Es regnet, es
regnet“ &
„Eine Marionette entsteht“ sowie 1972 ein Liveauftritt in der ZDF-Sendung „Räuber
und Gendarm“.
Im Laufe der Jahre
werden mehr als 500 Aufführungen insbesondere im Kreis Lörrach, in vielen Orten der Bundesrepublik
bis nach Bayern und ins Ruhrgebiet und im
Ausland gespielt, darunter mehrfache Gastspiele in Ungarn (insbes. bei den
"Internationalen
Figurentheater-Festspielen" in Békéscsaba), in Rumänien, der Schweiz, Frankreich und
Italien
(u. a. in den beiden Partnerstädten von Lörrach - Sens (Fr) und Senigallia (It).
Künstlerischer Höhepunkt sind zweifellos die Stabfiguren für die
3. Petruschka-Inszenierung 1998,
die Marionetten für "Die Historie vom Doctor
Faust" und insbesondere
die Stabfiguren für die 1993 entstandene 2. Version
der "Bilder einer Ausstellung".
Zahlreiche
Ausstellungen, insbesondere in Lörrach zu markanten Bühnenjubiläen,
dokumentierten
die künstlerisch und handwerklich hochstehende Arbeit K.-H. Bachmanns und seiner
Bühne.
Nahezu der gesamte
Fundus, ca. 350 Marionetten und Stabfiguren, Requisiten und Bühnenbilder, ist,
da sich in Lörrach kein adäquater Ort finden ließ, 1995 dem Figurentheatermuseum
Lübeck übergeben worden.
Insgesamt stehen über
30 Jahre Arbeit mit dem Figurentheater
zu Buche - Schwerpunkte dabei sind
die Gestaltung von Marionetten und Stabpuppen, das Entwerfen von Bühnenbildern
und Kulissen,
die Inszenierung der Stücke und die Vermittlung der Begeisterung für das
Figurentheater.
1988 schuf Bachmann 2 komplette Sätze der Figuren
Aus "Max und Moritz" von Wilhelm Busch für die beiden Busch-Museen
in Hannover und Ebergötzen (der Ort, in dem Busch zur Schule ging und im
Umfeld der dortigen Wassermühle Busch
mit seinem Schulkameraden die Streiche von "M+M" erlebt hat.
Für Ellen Schwiers fertigte er für ihre "Jedermann"-Aufführung eine
Zwergen-Figur sowie als Hommage an die Künstlerin
eine "Mutter-Courage"-Marionette mit dem Kostüm und der Maske von Schwiers
"Courage" bei den Festapielen
in Jagsthausen.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die
Textgestaltung und die Illustrierung von Geschichten und Gedichten:
- „Der Knabe im Moor", „Des Kaisers neue Kleider", „Der Rattenfänger von
Hameln", „Die Historia vom Doctor Eisenbart",
„Till Eulenspiegel" (3 Bände), „Der Gevatter Tod", „Ein Münchner im Himmel",
„Gesang der Geister über den Wassern" u. v. a.
Bes. bemerkenswert: 2018, im Alter von 94 Jahren begann er mit der Gestaltung
des "Pole Poppenspäler" (eine Arbeit,
die er aus gesundheitlichen Gründen nach
der Erstellung von über 30 Seiten Text und mehreren Illustrationen
leider
unvollendet lassen musste).
- die auf Plattdeutsch geschriebenen „Min Jehann", „Von dem Fischer und syner Fru",
„Dat Wettlopen von Haas un Swinegel".
- die Kalendergeschichten J. P. Hebels „Kannitverstan",
„Das wohlfeile Mittagessen" und "Das seltsame Rezept.
- die alemannischen Gedichte „Der Mann im Mond", Ein Schwarzwälder im Breisgau",
„Wächterruf" und „Die Vergänglichkeit".
2017 beteiligte er sich am 10. Mai am „Internationalen
Museumstag" im ‚Literaturmuseum Hebelhaus’
und zeigte interessierten Kindern und Erwachsenen die Techniken seiner
„Hebel-Gestaltungen".
Karl-Hans Bachmann ist am 15. Juni 2022 im
gesegneten Alter von 97 Jahren verstorben.
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