Der listige Steiermarker
(1811)
In Steiermark,
ein wenig abhanden von der Straße, dachte ein reicher Bauer im letzten Krieg:
Wie fang ich's an, daß ich meine Kronentaler und meine Dukätlein rette in dieser
bösen Zeit? Die Kaiserin Maria Theresia ist mir noch so lieb, tröst sie Gott,
und der Kaiser Joseph, tröst ihn Gott, und der Kaiser Franz, Gott schenk ihm
Leben und Gesundheit. Und wenn man meint, man habe die lieben Herrschaften noch
so gut verborgen und geflüchtet, so riecht sie der Feind, sobald er die Nase ins
Dorf streckt, und führt sie in die Gefangenschaft ins Lothringen oder in die
Champagne; daß einem armen Untertanen das Herz dabei bluten möchte vor
Patriotismus. „Jetzt weiß ich", sagt er, „wie ich's anfange", und trug das Geld
bei dunkler blinder Nacht in den Krautgarten. „Das Siebengestirn verratet mich
nicht", sagte er. Im Krautgarten legte er das Geld geradezu zwischen die
Gelveieleinstöcke und die spanischen Wicken. Nebendran grub er ein Loch in das
Weglein zwischen den Beeten, und warf allen Grund daraus auf das Geld, und
zertrat ringsherum die schönen Blumenstöcke und das Mangoldkraut, wie einer, der
Sauerkraut einstampft. Am Montag drauf streiften schon die Chasseurs im ganzen
Revier, und am Donnerstag kam eine Partie ins Dorf frisch auf die Mühle zu, und
aus der Mühle mit weißen Ellenbogen zu unserm Bauern: und „Geld her, Buur", rief
ihm ein Sundgauer mit blankem Säbel entgegen, „oder bet dein letztes
Vaterunser." Der Bauer sagte: sie möchten nehmen, was sie in Gottes Namen noch
finden. Er habe nichts mehr, es sei gestern und vorgestern schon alles in die
Rapuse gegangen. „Vor euch kann man etwas verbergen", sagt er, „ihr seid die
Rechten." Als sie nichts fanden, außer ein paar Kupferkreuzer und einen
vergoldeten Sechser mit dem Bildnis der Kaiserin Maria Theresia und ein Ringlein
dran zum Anhängen, „Buur", sagte der Sundgauer, „du hast dein Geld verlochet,
auf der Stelle zeig, wo du dein Geld verlocht hast, oder du gehst ohne dein
letztes Vaterunser aus der Welt." „Auf der Stelle kann ich's Euch nicht zeigen",
sagte der Bauer, „so sauer mich der Gang ankommt, sondern Ihr müßt mit mir in
den Krautgarten gehn. Dort will ich Euch zeigen, wo ich es verborgen hatte, und
wie es mir ergangen ist. Der Herr Feind ist schon gestern und vorgestern da
gewesen, und haben's gefunden und alles geholt." Die Chasseure nahmen den
Augenschein im Garten ein, fanden alles, wie es der Mann angegeben hatte, und
keiner dachte daran, daß das Geld unter dem Grundhaufen liegt, sondern jeder
schaute in das leere Loch, und dachte: Wär ich nur früher gekommen. „Und hätten
sie nur die schönen Gelveieleinstöcke und den Goldlack nicht so verderbt", sagte
der Bauer, und so hinterging er diese und alle, die noch nachkamen, und hat auf
diese Art das ganze erzherzogliche Haus, den Kaiser Franz, den Kaiser Joseph,
die Kaiserin Maria Theresia, und den allerhöchstseligen Herrn Leopold den
Ersten, gerettet, und glücklich im Land behalten. |