zurück Die Original-Illustrationen der Kalendergeschichten
 

 


Die Bilder sind von einem Mittelpunkt aus inszeniert, die Kontrahenten oft von Zuschauern umringt -
Hebel kam es weder auf den Hintergrund noch auf die Atmosphäre, sondern auf die große Szene des Aufeinandertreffens und Wiedererkennens an.  Es gibt nur zehn Interieurs, die meisten Geschichten spielen draußen in karger Landschaft.
 
Von den insgesamt 31 Holzstichen wurden sicher 20, vermutlich jedoch 26 „geschickten Hegi in Straßburg" gestochen, den Hebels Briefe zwischen dem 11.3.1807 und 19.4.1812 sechzehnmal erwähnen.
Der Holzschneider Hans Kaspar Hegi (1778-1856), der dritte Träger dieses Namens, gehört zu einer Zürcher Künstlerfamilie, die in drei Generationen neun Kunsthandwerker hervorgebracht hat.

Von seinem Bruder Franz, dem bedeutenderen Künstler, stammen die beiden Kupferstiche zu Hebels Erzählung „Herr Charles" im Kalender "Rheinblüten" von 1819 sowie die Titelvignette zur Ausgabe 1820 der Alemannischen Gedichte.
 
H. K. Hegi ist, verglichen mit den besten Holzstechern seiner Zeit, zwar kein großer Meister gewesen, aber seine Holzstiche wirken sachlich, zugleich warm und anschaulich. Er zog die einfache und klare Strichführung dem üppigen Beiwerk vor - hierin entsprechen sie Hebels Erzählstil mehr als viele spätere Illustrationen.
Hebel wollte vom Zeichner auch keine künstlerische Interpretation, sondern die Sache selbst. Andererseits haben die Stiche etwas Unfertiges, nicht allein die oft schematisch skizzierten Hintergründe verraten die Terminnot (tatsächlich er war immer im Verzug - Hebels Briefe sind voll von Mahnungen).
 
Die zwei ersten Illustrationen des Jahrgangs 1808, auffällig unbeholfen, sind vermutlich noch nicht von Hegi (Brief vom 21.8.1810). Mit einem „H" signiert sind einzig je die erste Abbildung der Kalender 1810 und 1812 (Signaturen trifft man in Volksschriften selten). Hegi, der 1813 Straßburg verließ um schlussendlich nach Zürich zurückzukehren, hat ziemlich sicher noch die Illustrationen für 1814 und vermutlich (ev. schon von Zürich aus) die von 1815 gestochen. Der Jahrgang 1819 dagegen ist von anderer, unbekannter Hand, erkenntlich an den eintönigen Schraffuren und perspektivischen Verzeichnungen.
Hebel bezeichnete seinen Holzstechern die zu illustrierenden Textstellen (die Zeilen sind genau zu erkennen) und legte eigene Zeichnungen bei. Oft nimmt der Text ausführlich auf die Abbildung Bezug, aber er wollte ganzseitige "Schautafeln", nicht in den Text einfügte kleine Bilder.
 
Bei den 31 Original-Illustrationen handelte es sich um Holzstiche, eine Sonderform des Holzschnitts. Diese vergessene Technik ist erst wieder um 1800 von England her aufgekommen. Der Holzstich ist wie der Holzschnitt ein Hochdruckverfahren, doch werden statt der Messer dabei Stichel verwendet. Für den Holzschnitt war Birnbaumholz gebräuchlich, Hebel zog wegen der hohen Auflage des Kalenders den Holzstich aus dem härteren Buchsbaumholz vor. Dieses wurde quer zur Faser in Hirnholzstücke zugeschnitten und zu Platten verleimt. Die fertige Platte ist an Härte sogar dem Kupfer überlegen und dem Stahl fast ebenbürtig. 50000 brauchbare Abdrucke waren möglich, notfalls konnte man nachstechen. Beim Holzschnitt dagegen rechnete man mit höchstens 1000 einwandfreien Exemplaren.
 
Der Holzstich erlaubt feinere Schraffuren als der Holzschnitt, die gestochene Linie bestimmt das Bild mit den Spielarten fein - grob; nahe - auseinander; nebeneinander - kreuzlagig. Er erreicht eine besondere Hell-Dunkel-Wirkung und eine differenzierte Tönung, die der Holzschnitt nicht kennt.

Allerdings haben Hegi und die weiteren Holzstecher der Illustrationen des Hausfreunds, noch stark beeinflusst von der zeichnerischen Faksimile-Manier des Holzschnitts, die reicheren Möglichkeiten des Holzstichs nicht wirklich ausgeschöpft.

 

 
 
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Zusammengestellt unter Verwendung der Ausführungen Ludwig Rohners im
"Kommentarband zum Faksimiledruck des Rheinländischen Hausfreunds"



Das nach dem Faksimiledruck
von 1981 erstellte
Gesamtverzeichnis
der Kalenderbeiträge
1803-1826