Franz Ignaz Narocki (1808)
Man
erfährt doch durch den Krieg allerlei, unter vielem Schlimmen auch
manchmal etwas Gutes, und es heißt da wohl: Die Berge kommen nicht
zusammen, aber die Leute. So wird wohl zum Beispiel ein Polak, namens
Franz Ignaz Narocki, im Jahr 1707 auch nicht daran gedacht haben, daß
nach 100 Jahren der französische Kaiser Napoleon noch zu ihm nach Polen
kommen, und ihm ein sorgenfreies Alter verschaffen werde; und doch ist's
geschehen in den ersten Wochen des Jahrs 1807. Er ist geboren im Jahr
1690, und lebt noch, und ich will glauben, daß er in seiner Jugend sich
nicht oft betrunken und nicht ausschweifend gelebt habe, denn er hatte
in seinem hundertundsiebenzehnten Lebensjahr noch kein Gebrechen, ob er
gleich in seiner Jugend Kriegsdienste tat, als Gefangener von den Russen
nach Asien geführt wurde, und nachher auch nicht lauter gute Tage hatte.
Diesem Mann hat es seit 1690 manchmal auf den Hut geschneit, und er kann
wohl von manchem Grabe sagen, wer darin liegt. In seinem 70. Jahr, wenn
andere bald ans Sterben denken, hat er zum erstenmal geheiratet, und
vier Kinder erzeugt. Im 86. Jahr nahm er die zweite Frau und zeugte mit
ihr sechs Kinder. Aber von allen ist nur noch ein Sohn aus der ersten
Ehe am Leben. Der König von Preußen ließ diesem polnischen Methusalem
bisher alle Monate ein Gehalt von 24 polnischen Gulden bezahlen. Das ist
doch auch schön. Ein polnischer Gulden aber beträgt nach deutschem Geld
ungefähr 15 kr. Als nun Kaiser Napoleon in seinem siegreichen Feldzug in
die Gegend seiner Heimat kam, wünschte ihn der alte Mann auch noch zu
sehen. Es geschah, und er überreichte ihm ein sehr artiges Schreiben,
welches er noch selber mit eigener Hand recht leserlich geschrieben
hatte. Der Kaiser nahm es mit Wohlgefallen auf, und machte ihm ein
schönes Geschenk von hundert Napoleonsd'or. Ein Napoleonsd'or ist eine
Goldmünze von 9 fl. 18 kr. unsers Geldes.
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