zurück Der Spaziergang am See - Anmerkungen von Wilhelm Zentner
 

 


Konzept von Hebels Hand, nach der Handschrift vermutlich aus dem letzten Lebensjahrzehnt, keinesfalls aber vor 1811 entstanden. Es handelt sich um die einzige Erzählung des Dichters, die nicht unmittelbar für den Kalender gedacht war und somit einer anderen literarischen Ebene angehört. Dem Vorbild des bewunderten Jean Paul gegenüber, das wohl in Einzelheiten durchschimmert, wahrt Hebel unbedingte Selbständigkeit.

Der poetische und gedankliche Reiz des „Spaziergangs am See" ist erst verhältnismäßig spät entdeckt und gewürdigt worden. Die einzelnen Figuren sind zum Teil in Hebels Straßburger und Korker, jedoch auch im Karlsruher Freundeskreis zu suchen. Der „Doktor" trägt unverkennbare Züge von Karl Christian Gmelin, worauf schon die von diesem gewählten Bilder aus der Botanik und sonstigen Naturwissenschaft hindeuten. Der „Baumwollenfabrikant" ist Gottfried Haufe, der im Jahre 1811 das von ihm bisher ausgeübte Goldschmiedehandwerk aufgegeben hatte, um dieses mit einer Baumwollspinnerei in Straßburg zu vertauschen.

Ausstich:
das Beste, meist vom Wein gebraucht. Hier natürlich in negativem Sinn. Allmendsphrase: Allerweltsphrase.
Friedensstifter: Mehrere Herausgeber entzifferten Friedensrichter, was keinen rechten Sinn ergibt. Einleuchtender ist W. Altweggs „Friedensdichter". Oder sollte es am Ende nicht doch, wie der Herausgeber annimmt, „Friedensstifter" heißen?
Magog:
Gog und Magog, in der Offenbarung Job. zwei Widersacher der Kirche, in den Sagen des Mittelalters zwei wilde Völker und deren Fürsten, welche am jüngsten Tage die Welt vernichten.
perennierend:
ausdauernd, überwinternd (vorzugsweise botanischer Ausdruck). Providentia: Vorsehung.


in: W. Zentner, J. P. Hebel, Erz. und Aufsätze des Rheinl. Hausfreunds,
Gesamtausgabe 2. Band; Karlsruhe 1968
 
 
zurück


           nach oben