Die Einladung zur Subskription auf die erste Auflage
 

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Volksgedichte, in Volksdialekten verfaßt, haben zwar im voraus eine ungünstige Meinung gegen sich, weil niedrige Posse sich schon zu oft in dieses Gewand gehüllt hat. Gleichwohl können sie von großer Wirkung und mehrfachem Nutzen sein, wenn die Dichtung nicht eben so gemein, wie die Sprache, sondern auch in ihr noch würdig und edel wäre und mit Sichtung und Wahl der Ausdrücke und Redeweisen nur die Einfalt und Naivetät der Volkssprache für einfache und liebliche Darstellung benutzt würde.

Der gebildete Leser würde sich an den durch Treue und edle Einfalt schönen Kopien der Natur und des Lebens erfreuen; dem Ungebildeten würde das Wahre und Schöne darin durch das Vehikel der Sprache, in der er geboren ist, leichter und lebendiger in die Seele gehen, und der Sprachforscher, dem bisher für die Kunde der Dialekte fast nichts als trockene Idiotika zu Hülfe standen, würde sie in gefälligen Texten mit ihrem ganzen Gefüge und Gewebe vor Augen haben und durch Vergleichung derselben ohne Zweifel zu wichtigen Resultaten über die Bildung und Form der Sprache geführt werden.

Ein Versuch in solchen Gedichten, die in der Macklottschen Hofbuchhandlung dahier unter dem Titel Allemannische Gedichte für Freunde ländlicher Natur und Sitten herauskommen sollen, wird hiemit dem Publikum angekündiget. Dieser Titel bezeichnet schon selbst den Stoff, Gegenstände aus dem Kreise und der Bekanntschaft des ländlichen Lebens, und den Dialekt, der von den Alpen herab zu beiden Seiten des Oberrheins zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald und über diesen hinweg in einem Teil von Oberschwaben in mancherlei Abwandlungen gesprochen wird oder doch gekannt ist. Die Abwandlung desselben in dem Winkel des Rheins zwischen dem Fricktal und ehemaligen Sundgau ist die hervorstechende. Ein Probegedicht, «Der Sommerabend», mag zur Beurteilung des Charakters der übrigen dienen. In Hexametern, Jamben und gereimter Manier haben sie alle ohngefähr den nämlichen herrschenden Ton und eben dieselbe Tendenz. Den Text begleitet eine alphabetische Aufführung und kurze Erklärung der darin vorkommenden Idiotismen mit Rücksicht auf Scherz, das schwäbische Idiotikon von Schmid u. a.

Freunde der ländlichen Natur und Dichtung, besonders in den Distrikten jenes Dialekts, welche diese Idee mit ihrem Beifall ehren und die Ausführung derselben unterstützen mögen, werden nun zur Subscription auf die Herausgabe dieser Gedichte hiemit eingeladen. Sie wird ohngefähr 14 Bogen stark in Papier und Format nach dem Muster gegenwärtiger Anzeige mit einigen passenden Melodien und einem gefälligen Umschlag geheftet erscheinen. Der Preis für die Subscribenten ist l fl. 24 kr.

Wer gerne die Mühe Unterzeichnungen zu sammeln übernehmen will, erhält das 10te Exemplar frei. Bereits haben sich dazu gefällig bezeigt für die Gegend

von Emmendingen Herr Burgermeister Eisenlohr,
von Freiburg im Breisgau Herr Rat Schnetzler,
am Kaiserstuhl Herr Pfarrer Bohm in Bötzingen,
von Lahr Herr Trampler,
— Lörrach Herr Pfarrer Hitzig in Rötteln,
— Müllheim Herr Pfarrer Schmidt in Hügelheim,
— Pforzheim Herr Prorektor Zandt,
— Schaffhausen die Hurtersche Buchhandlung,
— Schopfheim Herr Diakonus Engler,
— Strasburg die König'sche Buchhandlung,
— Winterthur die Steiner'sche Buchhandlung,
— Zürich die Geßner'sche Buchhandlung.

In Carlsruhe selber wird in der Macklot'schen Hofbuchhandlung subscribiert. Wenn bis gegen das Ende Oktobers eine hinreichende Anzahl von Subscriptionen beisammen ist, so wird mit dem Drucke der Anfang gemacht, und nach dessen Erscheinung der Verkaufpreis erhöhet werden.

Carlsruhe, den 13. Aug. 1802.







Ankündigung der dritten Auflage

(Allgemeines Intelligenz- oder Wochenblatt für das Land Breisgau und die Ortenau.
Nr. 78. 28. September 1805.)

Das Publikum hat meine Allemannischen Gedichte so unerwartet gütig aufgenommen, daß sich seit zwei Jahren schon zwei Auflagen derselben vergriffen haben und eine dritte notwendig zu werden scheint.

Um diese anspruchslosen Spiele meiner Muse der Liebe und Teilnehmung, die sie schon so glücklich fanden, immer würdiger zu machen, habe ich die öffentlichen und stillen Belehrungen und Erinnerungen mehrerer ebenso einsichtsvoller als nachsichtiger Richter und Freunde zu mannichfaltiger Verbesserung und zum Teil beträchtlicher Umarbeitung derselbigen, so viel als die Zeit noch erlaubte, dankbar benutzt, und zugleich das angefügte Idiotikon, wo es nötig schien, vermehrt. Auch will der Verleger der dritten Ausgabe einige Kupferstiche zur gefälligen Ausstattung mitgeben.

Hebel.

 

     
 
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Die Auswahl der o. a. Zitate orientiert sich an:

"Johann Peter Hebels Werke" / Band 1; Herausgegeben von Wilhelm Altwegg;
Atlantis Ausgaben / Rombach & Co GmbH, Freiburg i. Br., o. J.