Der Sperling am Fenster
1* Zeig, Chind! Wie het sel Spätzli gseit? Weisch´s nümme recht? Was luegsch mi a? - 's het gseit: "I bi der Vogt im Dorf, i mueß von Allem d'Vorles ha." Und wo der Spötlig seit: 's isch gnueg! Was thuet mi Spatz wo d'Vorles het? - "Er liest am Boden d'Brösli uf, sust müest er hungerig in's Bett." Und wo der Winter d'Felder deckt, was thuet mi Spatz in siner Noth? - "Er pöpperlet am Fenster a, und bettlet um e Stückli Brod.- "Gang gib em, Muetter! 's friert en sust." Zeig, sag mer z'erst, 's pressirt nit so, wie chunnts der mit dem Spätzli vor? Meinsch nit, es chönnt eim au so goh? Chind, wird's der wohl, und's goht der guet, sag nit: i bi ne riche Her, und iß nit Brotis alli Tag! 's chönnt anderst werde, Handumchehr. Iß nit de chrosplig Ranft vom Brod, und loß die weiche Brosme stoh! - De hesch im Bruuch - es chunnt e Zit, und wenn de's hättsch, wie wärsch so froh! Ne blaue Möntig währt nit lang, und d'Wuche het no mengi Stund, und mengi Wuche lauft dur's Dorf, bis Jedem au si letzti chunnt. Und was men in s'im Früehlig lehrt, me treit nit schwer, und hets e mol, und was men in s'im Summer spart, das chunnt eim in si'm Spötlig wohl. Chind, denk mer dra, und halt di guet! "O Meutter lueg! der Spatz will goh!" Se gang er! Leng die Hirse dört, und sträu' em! Er wird wieder cho! 2* Wie het im Summer 's Spätzli gseit? Chind, bsinn di, - fallts der nümmen i? 's het gseit: I bin ne riche Buur, die Garbe do sin slli mi. Es isch gar sölli semper gsi, es het vo Allem 's Füernehmst gno, 's het iedwed Chörnli dreimol bschaut, und hinterher erst liege lo. Und wo der Spötlig ufgruumt het, mi riche Burst, was het er tho? Am Bode G'söm und Brösli gsuecht und ebe nit viel übercho Und iez, wo's schneit, was schneie mag, was thuet mi Spatz in siner Noth? Er pöpperlet am Fenster a! "he numme au e Stückli Brod!" Gang, gib em, Muetter! 's friert en sust." - Chum, sag mer z'erst ('s pressirt nit so), wie chunnt's der mit dem Spätzli für? meinsch nit, es chönnt der auch so goh? Chind, wird's der wohl, und 's goht der guet, sag nit: I bi ne riche Ma, und iß nit Brotis Tag für Tag, und schaff nit gli ne Sackuhr a. Schel nit der chrosplig Ranft vom Brod, Los nit die weiche Brosme stoh! De hesch's im Bruch! es chunnt e Zit, o wenn de's hättsch, wie wärsch so froh! Und wenn der's nümme schmecke will, se gang in's Feld, schaff druf und dra! Der Hunger isch e gute Choch, er sträut eim Gwürz und Zucker dra. Ne blaue Maentig währt nit lang, und'd Wuche het so mengi Stund, und mengi Wuche lauft dur's Dorf, und Niemes weiß, wie's witers chunnt. Und was men in sim Früehlig lehrt, me treit nicht schwer, und het's emol, und was men in sim Summer spart, das chunnt eim in sim Spoetlig wohl. Chind, denk mer dra, und halt die guet! "O Muetter lueg! der Spatrz will goh!" Se gang er! leng die Hirse dört, und streu' em! er wird wieder cho. |
||
1* Nach dem Text der Werke von 1834 2* Fassung in Stöbers "Alsa" von 1817 |