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Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten.  
    Componirt und radirt von Sophie Reinhard. Sophie Reinhard war eine deutsche Malerin.
* 9. Juni 1775 in Kirchberg;
 † 17. Dezember 1844 in Karlsruhe .
     

 


https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Reinhard

http://www.edwin-fecker.de/sophie_reinhard.htm

     

 

   

Quellenangabe:

Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten /
componirt und radirt von Sophie Reinhard.
Heidelberg : Mohr und Winter, 1820.

Badische Landesbibliothek Karlsruhe, O52 C 8 RH,
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:31-83353 /
CC-BY-SA-Lizenz (4.0)

 

   

 

Die Verlagshandlung dieser Blätter wünscht, daß ich sie mit einem Vorwort begleiten möge. Die Künstlerin

erlaubt es, und ich spreche unbedenklich vor dem Publicum meine Freude an den schönen und sinnreichen

Gestaltungen aus, welche sie geistreich und gemüthlich den Phantasieen der Dichtung gegeben hat. Mehreres

darüber zu sagen, enthalte ich mich. Es ist eine undankbare Bereitwilligkeit, dem Publicum loben zu wollen,
 

was es selber lobt, und denen, die Sinn und Gefühl haben, vorzusagen, was sie sehn und fühlen sollen.

Nur Eins erlaube ich mir daher zu sagen, was sich nicht von selbst sehen und erkennen läßt. Schon oft haben

Personen, welche die alemannischen Gedichte mit ihrem Beifall ehren, den Wunsch geäußert, daß Kupfer dazu
 

in getreuer Nachbildung der nationalen Tracht und Eigenthümlichkeit des Völkleins, das in ihnen lebt, gegeben

werden möchten. Ein Versuch, der in der dritten Auflage der Gedichte gemacht wurde, ist nur wenig gelungen.

Sophie Reinhard, die selbst einige Jahre in jener Gegend gelebt hat, und für sie eine treue Erinnerung

und Liebe bewahrt, hat diese Aufgabe vollkommen erreicht.                                                                         
 

 
So sind sie in ihrem ganzen Thun und Wesen bis in ihr Inneres hinein, wie sie hier Theilweis erscheinen.

Das schöne Bild der Tochter des Statthalters ist auch in dieser Hinsicht meisterhaft. Wie an ihr die vollstän-

dige weibliche, so stellt sich in Käthchen neben dem Kapuziner die leichtere jungfräuliche Tracht vollendet dar,

und wer besonders die ältere und schönere sogenannte marggräfler Kleidung noch kannte, die sich immer mehr
 

modernisiert und verkünstelt, der wird sie mit Vergnügen hier wieder finden, und dem Andenken aubewahrt sehn.

Verene am Brunnen ist in eine benachbarte vaterländische Nationaltracht eingekleidet, zu deren Wahl die auf-

merksame Künstlerin, so wie zu dem Heiligenbilde auf dem Brunnen durch die Stelle: "Du hast mich aus

dem Fegfeuer geholt" sich veranlaßt sah.                                                                                                          
 

Noch bin ich der sinnreichen Künstlerin die Gerechtigkeit des Geständnisses schuldig, daß ich nur einige

dieser Kunstwerke fast in ihren ersten Entwürfen, und die meisten erst in den vollendeten Abdrücken gesehen

habe,  und an allem Verdienst ihrer Anlage und der weiteren Ausführung einiger Gedanken keinen Antheil habe,

auch nicht an den heiter launigen Zuthaten, welche die Einweihung des Statthalters umgeben.                     
 

                                                                                         H e b e l.

   

Der Carfunkel
 
Hesch echt 's Eckstei-As? 's bidütet
 
 e rothe Carfunkel;
 
   

Der Carfunkel
 
Nummen uf en einzig Wörtli!" -
 
 
Loß mi ung'heit iez!
 
    Der Carfunkel
 
O mi bluetig Herz," so stöhnts no lisli,
 
im Falle,
 
   

Das Hexlein
 
se chunnt e Hexli wohlgimuth
 
und frogt no frey:
Haut's Messer gut?"
 

    Hans und Verene.
 
Chumm, lüpf mer, Hans! Was fehlt der echt?

 
    Gespenst an der Kanderer Strasse
 
z'lezt seit er:
„Bini echterst, woni sott?"
 
    Der Statthalter von Schopfheim.
 
„Friedli, bischs?" — „Ich mein's emol!" -

 
    Der Statthalter von Schopfheim.
 
„Nu, se sagi Jo, i willich ordli regiere."
 
 
     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf einem Grabe
 
Schlof wohl, schlof wohl im chüele Bett!

 

    Der Wegweiser.
Guter Rath zum Abschied.  
 
Doch wandle du in Gottis Furcht,
  i roth der, was i rothe cha! 
 
     

 

 

 

 
       
    Auf einem Grabe: Die Grabinschrift gibt die Lebensdaten ihres Vater Maximilian Reinhard wieder.

Maximilian Wilhelm Reinhard, geboren 1748 in Karlsruhe, war zunächst von 1772 bis 1783 fürstlich badischer Hofrat und Amtmann in Kirchberg und Birkenfeld in der Hinteren Grafschaft Sponheim, danach von 1783 bis 1792 Landschreiber und Hofrat in Lörrach im Oberamt Rötteln im Markgräfler Land und zuletzt Staatsrat und Direktor der badischen Brandversicherungsanstalt in Karlsruhe.

Als junges Mädchen lebte Sophie Reinhard von 1783 bis 1792 in Lörrach. Ihre beiden jüngeren Brüder, Wilhelm Emanuel, geb. 1776 in Kirchberg und Carl Friedrich, geb. 1780 in Birkenfeld, besuchten in Lörrach das dortige Pädagogium, wo Tobias Günttert seit 1779 als Prorektor und Johann Peter Hebel seit 1783 als Hilfslehrer tätig waren. Das wichtigste Unterrichtsfach war Latein, was Hebel unterrichtete, außerdem wurden evangelische Religionslehre, Geschichte und Geographie, aber auch französischer Sprachunterricht von einem Lehrer namens Colthien, Musik von dem Stadtzinkenist Gebhard und Zeichenunterricht von dem Maler Eberhard Frick erteilt. Dagegen ist davon auszugehen, dass Sophie Reinhard selbst und ihre beiden jüngeren Schwestern Elisabetha Henrietta, geb. 1778 in Birkenfeld, und Carolina Sophia, geb. 1784 in Lörrach, von einem Hauslehrer unterrichtet wurden. Ob Sophie Reinhard damals schon Zeichenunterricht bekam, lässt sich nicht nachweisen. Johann Peter Hebel schreibt in seinem Vorwort zu ihren Radierungen „Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten“, die 1820 bei Mohr und Winter in Heidelberg verlegt wurden: „Schon oft haben Personen, welche die alemannischen Gedichte mit ihrem Beifall ehren, den Wunsch geäußert, daß Kupfer dazu in getreuer Nachbildung der nationalen Tracht und Eigenthümlichkeit des Völkleins, das in ihnen lebt, gegeben werden möchten. Ein Versuch, der in der dritten Auflage der Gedichte gemacht wurde, ist nur wenig gelungen. Sophie Reinhard, die selbst einige Jahre in jener Gegend gelebt hat, und für sie eine treue Erinnerung und Liebe bewahrt, hat diese Aufgabe vollkommen erreicht.“ Die Familie von Maximilian Reinhard, insbesondere seine Frau, kam während der Amtszeit Reinhards in Lörrach mit Hebel und der Pfarrerfamilie Günttert in freundschaftlichen Kontakt, der auch in der nachfolgenden Karlsruher Zeit andauerte.

 
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