zurück zur
Gedicht-übersicht
 

Aus dem Brief an F. W. Hitzig vom 14. 4. 1801
 

   

 

Hent er gmeint, der Dengele Geist, ihr Dotnauer Chnabe,
seig e böse Geist? I chan ich bessere B'richt ge!
Lueget i bi von Basel, i will ichs redli bikenne,
mit em Ritter verwandt, von siebe Suppen e Dünkli,
aber e Suntigchind. Wo näume luftigi Geister
uffem Chrützweg stöhn, in alte Schlossere huse
und verborge Geld mit füürigen Auge hüte,
oder vergosse Blut mit bittere Thräne wäsche,
und mit Grund verschare, mit rothe Nagle verchrazze
oder um Galgen und Rad mits Tüfels Grosmuter tanze
siehts mi Aug im Sternelicht; i hör wie sie winsle.

Und wo heiligi Engel mit schöne blauen Auge
in der Sternenacht in stille Dörfere wandle
an de Fenstere lose, und (höre sie liebligi Rede)
gegen enander lächle, und an de Huusthüre sitzen
und die frumme Lüt im Schlof vor Unglück bihüte,
oder wenn si selbander und dritt uf Chilchhöfe wandle
und enander sage: „do schloft e treui Mutter,
„do en arme Ma, doch het er niemes bi tröge
„schlofet sanft und wohl, mer wenn ich schon wieder wecke!"
siehts mi Aug im Sternelicht, i hör, was sie sage.
Menge chenn i mit Name, und wenn mer enander bigegne,
biete mer is d' Zit, und wechsle Reden und Antwort.
„Grüß di Gott! — Hesch guti Wacht? — Gott Dank der — so zimli!"
Wärs nit wohr, i seiti's nit. Was hani vom lüege?
Und do hent ders drukt. — E mol, se rüeft mer der Grichtsheer:
„Veter, seig er so guet, und gang er e wenig go Dotnau,
„Lueg er ordli no, eb silberhaltige Stueffe
„brechen im neue Gang, eb d' Berglüt ordeli schaffe
„und eb alles isch, wies sy soll. Adie im Heere,
„komm er zitli z'ruck, und bring er guti Nuwelle!"
Uf und fürt, i gang, und wie mi der Grichtsheer vermant het
Hani gluegt und gfrogt. Drob lauf i uffeme Fußweg
Furt in Berg und Wald, und mein, i chönn nit verirre.
Nüechter bini gsi, i ha en einzig Schöppli
z' Uzefeld bim Müller trunke, froget en selber,
isch er e brave Ma, so würd er d' Woret bikenne.
Aber wer der Weg verliert, und ufen und abe
Dotnau sucht, bin ich, und wers nit findt, bin i wieder,
Mein, i seig am Dorf, und chresme hinten am Feldberg.
Wit und breit uf First und Halde höri kei Holzax,
Hör kei Hüst und Hott! und hör kei Hirtebueb singe.
Nüt as Wald und Wald, 's würd alliwil spöter und dunkler,
alliwil chüeler und füechter. Scho sitze d' Vögel und schwige.
's streckt scho do und dort e Stern am düstere Himmel
's Chöpfli usen und luegt, eb d' Sunn echt aben ins Bett seig
eb er echt dörf cho, und rüeft der Nachtühl im Tschuhu
und i ha ke Hofnig meh, druf leg i mi nieder.
„O du liebi Zit, so denk i, wär i doch z' Basel!
„oder numme z' Uzefeld, bym g'spröchige Müller
„in der bhebe Stuben und aneme feiste Sehmuris,
„oder wärs zum wenigste Mitternacht! 's würd doch e Gspenstli
„näume do hinte sy, und z'nacht um zwölfe verwache!"
Währed aß is sag, und mit em vordere Finger
's Zitli frog, wo 's Zeigerli stand ('s isch z' finster fürs Aug gsi)
und wo 's Zitli seit, 's gang ab den Oelfe und woni
's Pfifli use leng, und denk, „iez trinki no Tubak
aß i nit vertschlof" — Bym Bluest, se fangen uf eimol
ihrer zwee e Gspröchli a. I mein i heig gloset,
„Nimm das silber Gschirli, und gang e wenig an d' Wiese
„hol es bizzeli Wasser, i möcht gern d' Segese dengle —

     
 

  zurück zur
Gedicht-übersicht

  
nach oben