zurück zur
Gedichtübersicht

Der Storch

Nach dem Frieden
 
Willkumm Her Storch! bisch au scho do,
und schmecksch im Weiher d'Frösche scho?
Und meinsch, der Winter heig si Sach,
und 's besser Wetter chömm alsgmach?

He io, der Schnee gieng überal;
me meint, es werd scho grün im Thal.
Der Himmel isch so rein und blau,
und 's weiht ein a so mild und lau.

Nei loset, wiener welsche cha!
Verstoht men au ne Wörtli dra?
Drum chunnt er über Strom und Meer
us wite fremde Ländere her.

Was bringsch denn Neu's us Afrika?
Sie hen g'wis au so Umständ gha,
und d'Büchse gspannt, und d'Säbel g'wetzt,
und Freiheits-Bäum vor d'Chilche gsetzt?

De hesch so rothi Strümpfli a.
Isch öbbe Bluet vom Schlachtfeld dra?
Wo hesch die schwarze Fegge g'no?
Bisch öbbe z'noch an d'Flamme cho?

Um das hättsch über Land und Meer
nit reise dörfe hi und her 
vom Rhi-Strom bis in Afrika;
De hättsch io in der Nööchi gha.

Mer wüsse leider au dervo,
und mengi Wunde blutet no,
und 's drukt no menge Chummer schwer,
und menge schöne Trog isch leer.

Und witer an den Alpe hi,
ischs, Gott erbarms, no ärger gsi,
und Weh und Ach het usem Wald
und us de Berge widerhallt.

Ans Wilhelm Telle Freiheits-Hut
hangt menge Tropfe Schwizerblut.
Wie hets nit ummen blitzt und g'chracht,
und dunderet in der Wetter-Nacht!

Doch öbben in der Wetter-Nacht
het Gottis Engel au no g'wacht.
"Jo frili", seit er, "Chlip und Chlap!"
und schwenkt der Schnabel uf und ab.

Gang Muetter, und heiß 's Büebli cho!
Lueg, Chind, di Storch isch wieder do!
Sag: Grüeß di Gott! Was bringsch mer mit?
I glaub, bym Bluest, er chennt di nit.

's macht's weil d' so groß und sufer bisch,
und 's Löckli chrüser worden isch.
Fern hesch no se ne Jüppli gha,
iez hesch scho gstreifti Hösli a.

Er pepperet noch alliwil,
und 's schint, er wiß no sölli viel.
Es goht em au, wie mengem Ma,
er het si Gfalle selber dra.

's isch gnug, Her Storch! Mer wüsse's scho,
und was de seisch, mer glaube's io!
Es freut di au, aß 's Dorf no stoht,
und alles gsund isch - Dank der Gott!

He io, 's mag wieder ziemli go,
und 's Feld-Piket isch nümme do;
wo Lager gsi sin Zelt an Zelt,
goht iez der Pflug im Ackerfeld.

Und der, wo d'Storche heißet cho,
und d'Rabe nährt, isch au no do,
er schafft den Arme Brot ins Hus,
und heilt die alte Presten us.

Und wo me luegt, und luege cha,
se lächlet ein der Frieden a,
wie Morgeliecht, wenn d'Nacht vergoht,
und d'Sunne hinter de Tanne stoht.

Gang, lueg e wenig d'Gegnig a!
I glaub, de wirsch e Gfalle ha.
Mi Matten isch der wohl bikannt,
am Brunnen abe linker Hand.

Und trifsch am Bach e Fröschli a,
sen ischs der gunnt. Verstick nit dra!
Und, was i bitt, loß d'Imme goh!
Mi Große seit, sie fliege scho.

 

   
  zurück zur
Gedichtübersicht

nach oben  

v