16 - 2.  Ciceros Rückkehr aus der Verbannung Konvolut 3 / Text

(Original ohne Titel)

 

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25.

den Anfang s. nach Nro. 17.

Hier Volkatius* zu empfinden: is enim si eo luco esset, ne genit se facturum**. Ich glaube daß dem Cicero die Stärke seines Gefühls in der Überraschung ein quid pro quo*** gespielt habe u. er sich selber über dasselbe keine Rechenschaft gab. Die Sonne war feierlich. - Sie wekte also feierliches Gefühl. Cic. interessierte sich für den Marcell**** - sie wekte also frohes Gefühl. Feierlich frohe Empfindungen hatte Cicero an diesem Platz als Republikaner u. wichtiger Mann im Senat u. der Repub. einst so oft empfunden u. nun schon so lange vermißt. Iezt kehrte eine solche zurück, u. wekte in ihm Erinerung an die bessern Zeiten. Er schien sich in disselbe zurück gesezt, nicht durch die Umstände, sondern durch die Empfindung, und fragte sich nicht, durch was für ganz andre Umstände eine ganz ähnliche Empfindung in ihm erregt ward.
Hauptsächlich that es ihm wohl wieder als Redner sich zeigen zu können.
   

 

 

 
   

 

Es scheint sich hier um den 25. Text einer (auch seitenübergreifenden und vermutlich in einem Zuge geschriebenen) Abfolge zu handeln, von der jedoch bei diesem Konvolut lediglich noch 7 Stück (Nrn. 26 - 31) zu finden sind. Ob die "Bilder des Todes" (Nrn. 1 - 7) hier dazu gehören, ist nicht bekannt.

Eine Nr. 17 findet sich in den Ungedr. Pap. ebenfalls nicht.

Es scheint jedoch ohne Zweifel eine fiktive Beschreibung der Empfindungen Ciceros nach der Rückkehr aus der Verbannung 57 v. Chr. zu handeln.

* Volkatius = Lucius Volcacius Tulles - er war im Jahr 720 der Stadt Rom - also 33. v. Chr.
   neben Augustus (dem späteren Kaiser) Konsul in Rom.

** is enim si eo luco esset, ne genit se facturum (lat.) = 'ist, dass selbst wenn er in diesem
    Hain wäre, es nicht tun würde' - es ist, ohne die vorige Nr. 17 zu kennen, nicht klar, was
    Hebel mit diesem Satz ausdrücken wollte.

*** quid pro quo (lat.) = „dies für das“ ist ein Rechtsgrundsatz und ökonomisches Prinzip,
      nach dem eine Person, die etwas gibt, dafür eine angemessene Gegenleistung erhalten
      soll. Vergleichbar ist es mit den ebenfalls lateinischen Sprichwörtern manus manum lavat
      („Eine Hand wäscht die andere“) und do ut des („Ich gebe, damit du gibst“).

**** Marcell = Marcus Claudius Marcellus stammte aus einer berühmten römischen Familie und
         war Konsul mit Servius Sulpicius Rufus gewesen. In diesem Amt hatte er Cäsar sehr
         beleidigt, indem er im Senat einen Antrag stellte, ihm sein Kommando zu entziehen.
         Im Bürgerkrieg unterstützte er Pompeius, danach zog er sich ins Exil nach Lesbos zurück.
         Cicero blieb mit Marcellus auch nach seiner Rückkehr nach Rom brieflich in Kontakt.