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      Allgemeine Betrachtungen | ||
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       TEXT 70  | 
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 Cozakov, Chodzym und Belgrad,* einst gefürchtete Namen bieten ihnen k.[einen] Schutz mehr. Vergebens schließt Stambul die Dardanellen. Aus einigen Häfen im schwarzen Meer laufen feindliche Schiffe aus. In allen Provinzen herrschen Anarchie und Aufruhr, alle Herzen zittern vor dem Namen Wechas Also können einen Creuzzug gegen diese Ungläubigen nur noch die Gefahren rechtfertigen, die das christliche Europa von ihrem Haß irgend einmal erfahren wird, irgend einmal erfahren kann. Ich möchte fast sagen eine spaßhafte Politik wenn sie ein Scherz seyn soll, und eine furchtbare, wenn sie ernst ist. Also laßt uns die stolzen Eidhe bei Zeiten fallen, damit sie nicht irgend einmal ein achtungswerthes Mitglied dieser Versammlung erschlage. Laßt uns bei guter Zeit die Dächer unserer Nachbarn abdecken, eh ein Ziegel davon unsere Häupter zerschmettere. Ieder mächtigere Staat überfalle den Schwächeren so lange er auch der Mächtigere ist. Er benutze seinen Schwächen mißbrauche sein Zutrauen, würde die Söhne im Schlaf. O, warlich gegen diesen 
      Grundsatz nicht mehr gegen die Mahomedaner** müssten alle geistlichen 
      Monarchen¹ in einen heiligen Bund² zusammen tretten.  ## Aber sie sind neben allem andern auch noch Barbaren, im Schimmer der Aufklärung des übrigen Weltheils noch die nemlichen die ihre Väter in dem 15. Jarh. waren, unrein, gedankenlos, fremd allen schönen Künsten und Wissenschaften, nur gewohnt den verhaßtesten Despotismus auszuüben oder zu ertragen. - Ich habe wenig mehr hier 
      über zu sagen was nicht früher schon gesagt wurde.  Aber sie sind Mahomedaner - eingedrungen mit feindseligem Schwerdt in einen zwischen allen seinen Ufern christlichen Welttheil; ihr Sultan herrscht auf einem alten christlichen Kaiserthron und wo von Ferne her seine Roßschweife sich nähern, verschwindet das Creuz und seine Priester, verstummen die Glocken und die Gesänge der Bekenner des Enangeliums. Ich ehre den Eifer meiner 
      Glaubensgenoßen. Ich wünsche mit ihnen, und so lebhaft wie sie, daß der 
      Sieg des Christentums sich über die ganze Erde verbreite (die ganze Erde 
      den S. des Chr. feiere, und daß am Don und am Misissipi der nemliche 
      größte Glaube bekannt, am Ganges und am Nil die nemliche christliche Liebe 
      und Sanftmuth ausgeübt, und Tugend wandelt in allen Nationen, in allen 
      Welttheilen beglücken möge. Wenn es aber nicht so ist, und wenn es noch 
      nicht so bald so werden kann, und wenn wie denn doch unterdessen die 
      Andersdenkenden einem ruhigen Aufenthalt in irgend einem Welttheil 
      zugestehen müßen, so frage ich abermal  Warum kurzum in Europa nicht? 
      Oder mit andern Worten: Durch welches Gottesurtheil, oder durch welchen 
      Völkervertrag oder durch welche Weltbegebenheit ist E.[uropa] zum 
      ausschließlichen Eigenthum der Christenheit erklärt worden, dessen 
      heiliger Boden durch einen Götteraltar oder durch einen Menschen entweiht 
      würde. Etwa durch das h. Haus das die Engel von Nazareth nach Loretto 
      trugen oder doch die Gebeine des h. Apostel in St. Iago?*** Oder 
      vielleicht doch die Bluttaufe der Saxen und doch die Brandstätten der 
      Inquisition oder durch die Opfer der Bartolomäus Nacht?  Aber sie sind nicht nur keine Bekenner, sie sind erklärte Feinde des Kreuzes, und die Verehrer desselben erfahren von ihnen nicht nur Gleichgültigkeit sondern Verachtung, nicht nur Verachtung s[on]dern Haß, nicht nur Haß sondern grausame Verfolgung haben vor Wien gezeigt was E. von ihnen zu erwarten hat und mit diesem Erbfeind sollten wir friedlich und sorglos unter dem Himmel des nemlichen Welttheils und zwischen den Ufern des nemlichen Meeres wohnen auf dem nemlichen Continent dieses Carthago dulden, das keinen Frieden kennt. Wenn ihr hierauf die Gerechtigkeit des Krieges gründen wollt, so muß ich fragen, wollt ihr die Mahomedaner strafen wegen der Verbrechen die sie an der Christenheit in den vordern Zeiten begangen haben oder die sie in diesem Augenbl. verüben, oder die sie einst, wenn alles anderst wird verüben werden.  | 
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      Müßte ich nicht fürchten, den Verdacht, als ob ich meine sehr 
      achtungsvollen  | 
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 Steht es um die Sache die ihr vertheidigen wollt wirklich so schlecht, daß ihr mit Wissen und Vorbedacht, zu den seichtesten Gründen eure Zuflucht nehmen müßt. Oder ist es euch ernst? War***** es auch wirklich unbemerkbar geblieben daß die Pest seit unfürdenklichen Zeiten höchst selten mehr von Const. zwischen die Gränzketten der Östereicher und Preussen hindurch sich in das Innere von Europa verbreitet, und daß sie, so oft sie d. christliche Europa bedroht, von Afrika herüber, wo ihr die Türken nicht zu vertilgen gedenkt, und aus eben dem Asien, wohin ihr sie zu verweisen gedenkt, von Cairo und von Smirna her auf den Inseln des Mittelmeeres und in den Höfen von Italien und Spaniern sich ausschift. __________________________________________________  | 
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 # Der Autograph beginnt hier, ein vorausgegangenes Blatt mit 'a' existiert nicht. * = Cozakov (heute ev.) Kozákov 
      (Tschechische Rep.). Der Kozákov (deutsch Kosakow) ist die höchste 
      Erhebung des Český ráj (Böhmisches Paradies), 744 m, in Tschechien.  ** von Hebel in diesem Text - warum unbekannt - immer mit dieser Vokalvertauschung geschrieben. ## Wiederholung so im Autograph - vermutlich ein Versehen bedingt durch den zweifachen Einschub. *** St. Iago - alte Schreibweise von Santiago - hier ist verm. Santiago de Compostela in Spanien gemeint, der Beisetzungsort des Apostel Jakobus der Ältere. **** verm. Verschreiber aus 'leiden' ***** lesbar auch 'wäre' 
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        Transkription nach dem Autograph (Digitalisat 
        der BLB Karlsruhe S. 240 - 247). 
 
        Das Jahr ist unbekannt, der Schrift des Originals nach   | 
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