XXXXX   Allgemeine Betrachtungen
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TEXT 28

     

 

 

 

Furcht vor ungewöhnlichen Naturerscheinungen.

     
  Nat. Er.

 

   Furcht


 

 Ursache:



 

 
 

 

          a

          b

          c

     Mittel
 


Heftige Gewitter, Nordlicht, Feuerkugel, Steinregen, Finsterniß  Cometen,
unterirdische Belegge* unter dem gewöhnlichen Sonnen und Mondslauf,
Sturmdekorationen der Jahreszeiten.

vor ihnen. Unwillkürliches Erschrecken, Staunen, Ahne.[Ahnung ?]
Erwartung großer Unglücke (Gebildete, gemeines Volk.) Manche wagen
nicht das Meteor an zu schauen, als wär es Lichtglanz der nahen Götter,
die kein Sterblicher ungestraft schauen darf.

1.  Alles seltene, große, unerwartete, die Sinne stark afficirende bringt
     starke, erschüttende Eindrücke in unsern Sinn hervor, - erstlich ein
     Canonenschlag, das brüllen, selbst eines gefesselten Löwen - Wie
     nun wenn zwischen den freundlichen und Vertrauten Sternen still
     und ernst ein Comet durch die Nacht geht  pp

2,  Wir erkennen die Nähe einer Macht gegen welche die unsrige nichts
     ist, - der wir nicht entgehen können.

3,  Eine Macht von oben, wo des Unsichtbaren und heiligen wohnt, des  pp

4.  Wir haben oft Ursache wegen wirklicher Gefahr.

5.  Oder man erwartet sie aus Aberglauben

6.  oder fürchtet sie aus Unwissenheit - fehlen der Erprobung [?]

dagegen.

1,   Belehre dich von der weisen Einrichtung der Natur

2,   Von der natürlichen Ursache dieser Erscheinungen.

3.   Lerne aus der Erfahrung daß die Gefahr ganz eingebildet, oder viel
      kleiner als man meint.

4.   Bewahre ein gutes Gewissen.

       Impavidum ferient ruinæ**
      Laß Erd und Welt  pp

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Athener und Spartaner

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- Halte täglich Rechnung mit dir selber

         
a   Über den Gebrauch der Zeit

b   Über dein sittliches Betragen.  

       
Dies sezt nothwendig gute Vorsätze voraus.
         
a    im allgemeinen die zeit wohl anzuwenden

b   gewisse Geschäfte in einer bestimmten Zeit

c   Vergnügungen mäßig und selbst als wohlthätiges Mittel zur
     Erreichung edlen Zwecks zu genießen.

d   An tugendhaftem Sein zuzunehmen            demnach

e   sich vor unedlen Geschenken Werten, Handl[ungen] zu bewahren

f,   die schwache Seite des Temperaments zu besiegen.

g   Böse Gewohnheiten abzulegen.

           
Belegge* Bestimmung und Würde des Menschen
Flucht und Unersetzbarkeit der Zeit.
       
Rechn.[ung]   Prüfung zu bestimmten Zeiten des Tages  der Woche,
eines LebensJahres ob wir dem Vorsatz treu geblieben.
         
Was habe ich gethan?
Was unterlassen?
Bin ich weiser, edler, (in specie****  verträglicher  theilnehmender bescheidener geworden.
       
Vortheile
   



ut (lat.) = wie   

 
1,   Allgemein: der Mensch verliert leicht aus den Augen und der Erinnerung, woran er ut regelmäßig denkt. Also auch seine Vorsätze.
Dies wird verhindert.

2.   Insbes. Wir werden mit uns selbst, immer besser bekannt, unserer
      Kräfte, unseren Schwächen, unseres Werthes uns bewußt.

           
Unklug und gefährlich sein Vermögen. die Zu und Abnahme desselben nicht zu wissen und zu merken.          Wie viel mehr
         
3.   Wir können das Versäumte und fehlerhafte noch zur rechten Zeit
      verbessern.

4.   Die Bemerkung und das Bewußte seyn unserer steigenden
      Vervollkommnung gereicht uns zur größten Freude,
      Aufmunterung und Belehrung.

   
 

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* Belegge = Belege

pp = perge,perge (lat.) = usw.

** Impavidum ferient ruinæ  (lat.) = auf einen Unerschrockenen werden die Trümmer niederfallen
Citat aus Horaz' Oden (III, 3, 7), dem die Worte vorhergehen: Si fractus illabatur orbis - "wenn der Erdkreis zusammenbrechend einstürzt, auf einen Unerschrockenen werden die Trümmer niederfallen".

*** Übersetzung folgt

**** in specie (lat.) = in der Art, im Ansehen

 

 

 
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Transkription nach dem Autograph (Digitalisat der BLB Karlsruhe S. 90 - 94).