| zurück |
Der Ursprung: Hebels Quelle für
sein Unverhofftes Wiedersehen
|
||||||
|
|
|
Auf gleiche Weise zerfiel auch jener merkwürdige Leichnam, von welchem Hülpher, Cronstedt und die schwedischen gelehrten Tagebücher erzählen, in eine Art von Asche, nachdem man ihn, dem Anscheine nach in festen Stein verwandelt, unter einem Glasschrank vergeblich vor dem Zutritt der Luft gesichert hatte. Man fand diesen ehemaligen Bergmann, in der schwedischen Eisengrube zu Falun, als zwischen |
|
Gotthilf Heinrich Schubert
|
|||
![]() |
zween Schachten ein Durchschlag versucht
wurde. Der Leichnam, ganz mit Eisenvitriol durchdrungen, war Anfangs
weich, wurde aber, so bald man ihn an die Luft gebracht, so hart als
Stein. Funfzig Jahre hatte derselbe in einer Tiefe von 300 Ellen, in
jenem Vitriolwasser gelegen, und niemand hätte die noch unveränderten
Gesichtszüge des verunglückten Jünglings erkannt, niemand die Zeit, seit
welcher er in dem Schachte gelegen, gewußt, da die Bergchronicken sowie
die Volkssagen bey der Menge der Unglücksfälle in Ungewißheit waren,
hätte nicht das Andenken der ehemals geliebten Züge eine alte treue
Liebe bewahrt. Denn als um den kaum hervorgezogenen Leichnam, das Volk, die unbekannten jugendlichen Gesichtszüge betrachtend steht, da kömmt an Krücken und mit grauem Haar ein altes Mütterchen, mit Thränen über den geliebten Toden, der ihr verlobter Bräutigam gewesen, hinsinkend, die Stunde segnend, da ihr noch an den Pforten des Grabes ein solches Wiedersehen gegönnt war, und das Volk sahe mit Verwunderung die Wiedervereinigung dieses seltnen Paares, davon das Eine, im Tode und in tiefer Gruft das jugendliche Aussehen, das Andre, bey dem Verwelken und Veralten des Leibes die jugendliche Liebe, treu und unverändert erhalten hatte, und wie bey der 50jährigen Silberhochzeit der noch jugendliche Bräutigam starr und kalt, die alte und graue Braut voll warmer Liebe gefunden wurden. |
||||||
| zurück |
|
||||||