zurück   Der Ursprung: Hebels Quelle für sein  Schreckliche Mordtat

 

 

Gräßliche Mordgeschichte.

Montluzon vom 17. Jan.

Das Bülletin der Allier enthält folgendes
Schreiben, welches der Unterpräfekt von
Gannat dem Präfekten des Departements der
Allierer (ehemal. Prov. Bourbomois) unterm 14.
d. zugeschickt hat:

Herr Präfekt!
Ich weiß nicht, welche Schilderung ich
Ihnen von dem schauerlichen Verbrechen ma-
chen soll, welches am 13ten d. in der Ge-
meinde Biozat verübt worden ist.Die Fe-
der scheint mir ihren Dienst zu versagen, da
sie eine so schreckliche Nachricht niederschreiben
soll. Ein 23jähriges Mädchen hat Vater,
Mutter, Bruder u. zwey Schwestern ermordet.
Amabilis Albert, Einwohner der Gemein-
de Biozat, ein rechtschaffener Mann, der
viel Familie hatte und dabey arm war, sah
sich seiner dürftigen Umstände wegen genö-
thigt, den 13. dieses einen Theil seiner Hab-
seligkelten zu verkaufen. Seine Tochter
Magdalena Albert, von heftiger Gemüths-
art und verdächtigen Sitten, die unglückli-
cherweise nur zu sehr gewohnt war, auf ihre
Eltern zu schimpfen, machte ihrem Vater
heftige Vorwürfe wegen dieses Verkaufs
und endigte damit, daß sie ihm einen Theil
des erlößten Gelbes abforderte. Der Vater
weigerte sich und hielt ihr seine traurige Lage
 vor: allein sie bestand auf ihrer Forderung,
und erlaubte sich gegen ihn die beleidigend-
sten Ausdrücke. Der beschimpfte und entrü-
stete Vater gab ihr mehrere Schläge über
die Achseln, und befahl ihr sich schlafen
legen. Sie gehorchte und warf sich auf ihr
Bett. Aber kaum ist eine Viertelstunde ver-
flossen, so richtet sie sich wieder auf, ergrelft
eine Axt, und nährt sich sachte dem Feuer,
an welchem Vater und Mutter, und ihre
3 Geschwister sich wärmten.

Sie schlägt ihrem Vater mit der Axt auf
den Kopf, spaltet ihm den Schädel, und
ohne auf das Angstgeschrey Ihrer Famille zu
hören, versetzt sie ihm noch mehrere Strei-
che. Er war auf den ersten schon todt zur
Erde gesunken: eine einzige solche Wunde
 

 


        war hinlänglich, des Unglücklichen Leben zu
endigen. Alle Wunden waren äußerst tief,
und das Ungeheuer muß eine außerordent-
liche Stärke besitzen, da es solche Spalten
machen konnte. Hierauf fällt sie über ihre
Mutter her, und ohne sich durch ihr Flehen
oder Aechzen erweichen zu lassen; versetzt sie
ihr fünf Streiche, und streckt sie todt zu ih-
ren Füßen hin. Ihre kleinen Schwestern
wovon die eine 11, die andere 3 Jahr alt
war, wurden eben so wenig verschont. Sie
haut mit der Axt nach der ältern, und trifft
sie auf den Kopf und in die Gegend des Hal-
ses; aber es gelingt ihr nicht sie vollends zu
tödten, weil sich das unglückliche Schlacht-
opfer unter das Bett verkriecht.

So viel Gräuelthaten sind dem weiblichen
Tlger noch nicht genüg; sie reißt ihre jüngste
Schwester, die sich an den Leichnam der
Mutter angeschmiegt hatte, von demselben
los, und wirft sie ganzlebendig in ei-
nen Brunnen.

Wie durch ein Wunder, blieb noch ein
13jähriger Bruder von der ganzen Familie
übrig: dieser ist so glücklich sich hinter einen
Kasten zu verbergen; er öffnet die Haus-
thüre, entflieht und schreit um Hülfe.

Magdalena Albert verbindet noch mit so
viel Bosheit die verschmizteste Heuchelei; sie
ruft ihrem Bruder zu, beredet ihn zur Rück-
kehr, verspricht ihm nicht das mindeste Leid
zuzufügen und sucht ihn in einem sanften und
ruhigen Ton ins Haus zu locken. Allein der
Knabe entflieht mit Todesangst im Herzen u.
sucht bey einem gewissen Richard seine Zuflucht.
Auf seine Erzählung eilen mehrere Einwohner
dieser Familie zu Hülfe. Sie finden Mag-
dalena Albert mit großen Schritten im Hause
auf und abgehend, und mit einem großen
Messer in der Hand, mit dem sie den ersten,
der es wagen würde sich ihr zu nähern, zu
durchstoßen droht. Die Finsterniß der Nacht
und der Schrecken, welchen ein so grausen-
volles Schauspiel einflößt, lähmt ohne Zwei-
fel den Muth dieser Männer; sie wagen es
nicht vorzutreten und sie zu verhaften. In
ihrer Gegenwart nimmt Magd. Albert
den
Schlüssel eines Schranks Ihrer Mutter aus
der Tasche, öffnet ihn, bemächtigt sich
des
darin befindlichen Geldes, und verläßt
das
Haus, ohne daß einer der Zuschauer
den
Muth hatte, sie zu greifen oder ihr zu folgen.
 
      Man vermuthete,, daß sie ihren Weg nach
Rom oder Clermont genommen habe; die
Gendarmerie setzt ihr auf dem Fuße nach.
   
     


                     

 

 

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