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Der Kommandant und die
[Badischen] Jäger
in Hersfeld (1808)
Im letzten
preußisch-russischen Krieg, als die französische Armee und ein großer Teil der
bundsgenossischen Truppen in Polen und Preußen stand, befand sich ein Teil des
badischen Jägerregiments in Hessen und in der Stadt Hersfeld auf ihren Posten.
Denn dieses Land hatte der Kaiser im Anfang des Feldzugs eingenommen, und mit
Mannschaft besetzt. Da gab es nun von Seiten der Einwohner, denen das Alte
besser gefiel, als das Neue, mancherlei Unordnungen, und es wurden besonders in
dem Ort Hersfeld mehrere Widersetzlichkeiten ausgeübt, und unter andern ein
französischer Offizier getötet. Das konnte der französische Kaiser nicht
geschehen lassen, während er mit einem zahlreichen Feind im Angesicht kämpfte,
daß auch hinter ihm Feindseligkeiten ausbrachen, und ein kleiner Funke sich zu
einer großen Feuersbrunst entzündete. Die armen Einwohner von Hersfeld bekamen
daher bald Ursache, ihre unüberlegte Kühnheit zu bereuen. Denn der französische
Kaiser befahl, die Stadt Hersfeld zu plündern, und alsdann an vier Orten
anzuzünden und in die Asche zu legen. Dieses Hersfeld ist ein Ort, der viele
Fabriken, und daher auch viele reiche und wohlhabende Einwohner und schöne
Gebäude hat; und ein Menschenherz kann wohl empfinden, wie es den armen Leuten,
den Vätern und Müttern zumute war, als sie die Schreckenspost vernahmen; und der
arme Mann, dem sein Hab und Gut auf einmal auf dem Arm konnte weggetragen
werden, war jetzt so übel dran, als der reiche, dem man es auf vielen Wagen
nicht wegführen konnte, und in der Asche sind die großen Häuser auf dem Platz
und die kleinen in den Winkeln auch so gleich, als die reichen Leute und die
armen Leute auf dem Kirchhof. Nun zum Schlimmsten kam es nicht. Auf Fürbitte der
französischen Kommandanten in Kassel und Hersfeld wurde die Strafe so gemildert:
Es sollten zwar nur vier Häuser verbrannt werden, und dies war glimpflich; aber
bei der Plünderung sollte es bleiben, und das war noch hart genug. Die
unglücklichen Einwohner waren auch, als sie diesen letzten Bescheid hörten, so
erschrocken, so alles Mutes und aller Besinnung beraubt, daß sie der
menschenfreundliche Kommandant selber ermahnen mußte, statt des vergeblichen
Klagens und Bittens, die kurze Frist zu benutzen, und ihr Bestes noch geschwind
auf die Seite zu schaffen. Die fürchterliche Stunde schlug, die Trommel wirbelte
ins Klaggeschrei der Unglücklichen. Durch das Getümmel der Flüchtenden und
Fliehenden und Verzweifelten eilten die Soldaten auf ihren Sammelplatz.

Da trat
der brave Kommandant von Hersfeld vor die Reihen seiner Jäger, stellte ihnen
zuerst das traurige Schicksal der Einwohner lebhaft vor die Augen, und sagte
hierauf: „Soldaten! die Erlaubnis, zu plündern, fängt jetzt an. Wer dazu Lust
hat, der trete heraus aus dem Glied." Kein Mann trat heraus. Nicht einer! Der
Aufruf wurde wiederholt. Kein Fuß bewegte sich; und wollte der Kommandant
geplündert haben, so hätte er müssen selber gehen. Aber es war niemand lieber
als ihm, daß die Sache also ablief, das ist leicht zu bemerken. Als die Bürger
das erfuhren, war es ihnen zumute, wie einem, der aus einem schweren Traum
erwacht. Ihre Freude ist nicht zu beschreiben. Sie schickten sogleich eine
Gesandtschaft an den Kommandanten, ließen ihm für diese Milde und Großmut
danken, und boten ihm aus Dankbarkeit ein großes Geschenk an. Wer weiß, was
mancher getan hätte! Aber der Kommandant schlug dasselbe ab, und sagte: er lasse
sich keine gute Tat mit Geld bezahlen. Dies geschah zu Hersfeld im Jahr 1807,
und das Städtlein steht noch.
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