Der Sperling am Fenster
1 * Zeig, Chind! Wie het sel Spätzli gseit? Weisch´s nümme recht? Was luegsch mi a? - 's het gseit: "I bi der Vogt im Dorf, i mueß von Allem d'Vorles ha." Und wo der Spötlig seit: 's isch gnueg! Was thuet mi Spatz wo d'Vorles het? - "Er liest am Boden d'Brösli uf, sust müest er hungerig in's Bett." Und wo der Winter d'Felder deckt, was thuet mi Spatz in siner Noth? - "Er pöpperlet am Fenster a, und bettlet um e Stückli Brod.- "Gang gib em, Muetter! 's friert en sust." Zeig, sag mer z'erst, 's pressirt nit so, wie chunnts der mit dem Spätzli vor? Meinsch nit, es chönnt eim au so goh? Chind, wird's der wohl, und's goht der guet, sag nit: i bi ne riche Her, und iß nit Brotis alli Tag! 's chönnt anderst werde, Handumchehr. Iß nit de chrosplig Ranft vom Brod, und loß die weiche Brosme stoh! - De hesch im Bruuch - es chunnt e Zit, und wenn de's hättsch, wie wärsch so froh! Ne blaue Möntig währt nit lang, und d'Wuche het no mengi Stund, und mengi Wuche lauft dur's Dorf, bis Jedem au si letzti chunnt. Und was men in s'im Früehlig lehrt, me treit nit schwer, und hets e mol, und was men in s'im Summer spart, das chunnt eim in si'm Spötlig wohl. Chind, denk mer dra, und halt di guet! "O Meutter lueg! der Spatz will goh!" Se gang er! Leng die Hirse dört, und sträu' em! Er wird wieder cho!
2 *
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H. Th. Baumann - "Der Sperling am Fenster"
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* 1 - Nach dem Text der "Gesammelten Werke" von 1834 * 2 - Die Fassung in Daniel E. Stöbers "Alsa" von 1817 Stöber gab ab Anfang 1817 dieMonatsschrift „Alsa“ heraus, konnte sie aber nur bis etwa zur Mitte des Jahres fortsetzen.
Dieses Gedicht wurde von Hebel in
keiner der Auflagen
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Copyright für die Werke
beim Künstler H. Th. Baumann Copyright für die Abbildungsrechte: Dr. Sabine Baumann | Luis Lenz |