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AN KIRCHENRATH SANDER

 

 

 
  An Herrn Kirchenrath Sander
 
           zur gefälligen Benutzung in Betreff
 
           meiner Vorstellung an das G. H. Ev.
 
           K. Departement vom 16tn Jun.





Unkundig der billigen Mietpreise für Wo-
 
nungen oder Theile derselben, und scheuend
 
den Schein einer unbescheidenen Forderung
 
für die von meiner Dienstwohnung zur
Unterbringung der L
ÿceums bibliothek    
 
abgetretenen 2 Zimer, hätte ich ger-
 
ne dem G. H. Kirchendepartement
 
es anheim gestellt, nach etwa veranlasstem
 
Augenschein eine billige Schadloshaltung
 
dafür festzusetzen.
 
Belehrt iedoch, daß es auch hier er-
 
forderlich sey, daß von Seiten des Ver-
 
mieters eine Forderung geschehe, und
 
als Grundlage gegeben werde, ersuchte
 
ich Herrn Baumeister Fischer, als sach-
 
kundigen Man, besagte 2 Zimer in
Augenschein zu nehmen, und den Werth 
 
 
derselben in Mietzins zu schätzen, wel-
 
cher hierauf denselben auf 100 bis
120 fl. iährlich ansezte.   
 
Ebenfalls auf wenigstens 100 fl.
 
schäzte ihn hernach auch Herr Oberbau-
direktor Weinbrener, den Herr Bau-   
 
meister Fischer, ohne meine Aufforderung
 
zwar, um sein Urtheil befragt hatte.
     
Da nun die Dienstwohnung ein Bestand-
 
theil der Besoldung des L
ÿceumsdi-
 
rektors ist, ieder Staatsdiener aber
das unbestrittene Recht hat, ieden 
 
 
Artikel seiner Besoldung, wie es
 
ihm auch in derselben möge ange-
schlagen seyn, auf iedem rechtlichen 
 
 
Weg sich so gewinreich zu machen
 
als möglich ist, so nehme ich kei-
 
nen Anstand, die Miethe iener
 
zwei Zimer nach dem Minimum
 
der Schätzung besagter beider com-
 
petenten Männer zu 100 fl für das
 
 
Jahr anzuschlagen.
 

     Carlsruhe   d. 25. Jun. 1813


                                        J. P. Hebel
     

Quelle und Briefbesitz:

Stadtarchiv Hannover: StadtAH, 4.AS.01, Nr. 883.

  G. H. Ev. = Groß - Herzoglich - Evangelische
K. departement = Kirchendepartement

fl. = Gulden (von Florentiner) = Mittelalterliche Münze

m = mm; n = nn
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