49. Elisa.
Elias berief auf Gottes Befehl den
Elisa zu seinem Diener und Nachfolger im Prophetenamt. Elisa pflügte auf
dem Felde mit zwölf Joch Ochsen. Als ihn der Prophet berief, bat er:
»Erlaube mir, nur noch meinen Vater und meine Mutter zu küssen.« Elias
sprach: »Gehe hin und komme wieder.« Ein Prophet, der mit Gott redet,
hält etwas darauf, daß die Söhne ihre Eltern liebhaben und nichts
Wichtiges ohne ihren Willen und ohne ihren Segen unternehmen. Von der
Zeit an folgte Elisa dem Propheten nach und war bei ihm treu, bis ihn
Gott von seiner Seite nahm.
Elias und Elisa waren auch heilkundige Männer. Die Heilkunde ward ihnen
von Gott. In den Tagen des Elisa lebte Naeman, ein Kriegsobrister des
Königs von Syrien. Er war mit der schrecklichen Krankheit des Aussatzes
behaftet und konnte nicht genesen, und war sonst von Natur ein gar
milder und guter Mensch. Gott dachte auch an ihn, daß ihm geholfen würde
durch Elisa, als noch keiner von dem andern etwas wußte. Die Syrer taten
einen feindseligen Einfall in Israel und führten unter anderm ein
israelitisches Mägdlein aus seiner Freiheit weg in die Gefangenschaft.
Das Mägdlein kam in die Dienste der Frau des Naeman und sagte einmal,
als Naeman große Schmerzen litt: »Wenn er nur bei dem Propheten in
Samaria wäre; er würde ihn bald von seinem Aussatz heilen.«
Naeman hatte Glauben an das Wort des Mägdleins. Er reiste mit Rossen und
Wagen und vielen Geschenken fort und kam vor die Wohnung des Propheten
und ließ ihm hineinsagen, daß er da sei, und was er wolle. Elisa ließ
ihm wieder sagen: »Gehe hin und wasche dich siebenmal im Jordan.« Naeman
erzürnte sich, daß der Prophet nicht einmal zu ihm herauskäme. Er hätte
ihm auch wohl die Ehre können antun. Ein höfliches Betragen steht
jedermann wohl an. Auch hatte Naeman keinen Glauben an ein so
einfältiges Mittel, als ihm der Prophet empfohlen hatte. An die Worte
der Dienstmagd seiner Gemahlin hatte er Glauben, an die Worte des
Propheten nicht. Er war schon im Begriff, unverrichteter Sache wieder
nach Hause zu kehren. Da sprach noch zu ihm einer seiner Knechte ein
verständiges Wort: »Lieber Vater, wenn der Prophet dich etwas Großes
geheißen hätte, so würdest du es getan haben. Warum solltest du das
Kleine nicht tun, daß du dich in dem Jordan waschest?« Naeman gab der
verständigen Rede Gehör.
Als er sich siebenmal in dem Jordan gewaschen hatte, wie ihn der Prophet
geheißen hatte, ward er gesund und rein. Sogleich kehrte der biedere
Mann zu dem Propheten zurück, daß er ·ihm seinen Dank abstattete. Nicht
alle Leute tun es, wenn man ihnen geholfen hat. Er trat zu Elisa hinein
und gelobte, daß er nun keinen andern Gott mehr anbeten wolle als den
Gott Israels, den Gott des Propheten. »Nimm meinen Segen,« sprach er zu
dem Propheten, und bot ihm zum Geschenke zehn kostbare Kleider,
sechstausend Goldgulden, zehn Zentner Silber.
War aber Naeman ein achtungswerter und hochherziger Mann, so war es
Elisa noch mehr. Elisa nahm das Geschenk nicht an. Er sprach: »So wahr
der Herr lebt, vor dem ich stehe, ich nehme es nicht.« Denn er wußte
wohl, daß Naeman durch Gottes Kraft, nicht durch ihn genesen war, und
wollte mit der wohltätigen Prophetengabe, die ihm Gott verliehen hatte,
kein Gewerb treiben. Es gibt Guttaten, die mit keinem Gold können
bezahlt werden. Es gibt Pflichten, für welche man keine Belohnung
annehmen kann. »Ziehe hin«, sprach der Prophet, »im Frieden!«
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