Anhang.
Aus der katholischen Bearbeitung
der
"Biblischen Geschichten von Dr. J. P. Hebel.
Rotweil. 1825".
a) Altes Testament.
48. Elias an dem Berg Horch.
Elias befand sich an dem Berg Horeb in Arabien in einer Höhle und dachte
daran in seinem Gebet, wie die zehen Stämme den Bund des Gottes ihrer
Väter verlassen und seine Altäre zerstört und seine Propheten getötet
haben, und daß er allein noch übrig und des Lebens nicht sicher sei. Der
Unmut stellt sich alles Schlimme noch schlimmer vor, als es ist. Hatte
nicht Gott durch den Abdias noch hundert Propheten gerettet! In diesen
schwermütigen Gedanken kam das Wort des Herrn zu Elias in der Nacht, und er erhielt die Gewißheit, daß Gott an ihm vorübergehen und ihn
trösten werde.
Und siehe! ein großer starker Wind, welcher Berge zerriß und Felsen
zerbrach, ging vor dem Herrn her.
Der Herr war nicht in dem Winde. —
Nach dem Winde kam ein Erdbeben. Der
Herr war nicht in dem Erdbeben. —
Nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Der
Herr war nicht in dem Feuer. —
Nach dem Feuer kam ein stilles sanftes Säuseln. Da das Elias hörte,
verhüllte er sein Angesicht mit dem
Mantel und stellte sich in den Eingang der Höhle.
Und siehe! da kam eine
Stimme zu ihm und sprach: »Was machst du hier, Elias?« Er antwortete:
»Ich habe für den Herrn geeifert; denn die Kinder Israel haben deinen
Bund verlassen, deine Altäre zerstört, deine Propheten getötet, und ich
bin allein übriggeblieben, und nun suchen sie auch mich zu töten.« Der
Herr sprach: »Kehre zurück nach Damaskus, salbe den Hazael zum Könige
über Syrien, den Jehu zum Könige über Israel und den Elisäus zum
Propheten an deiner Statt! Ich habe mir in Israel siebentausend Mann
vorbehalten, welche ihre Kniee vor dem Baal nicht gebeugt haben.«
Obschon Gott mit uns Menschen nicht redet wie mit Elias, so vernehmen
doch alle seine Stimme noch auf mannigfache Art und auch in den
wunderbaren Erscheinungen und Veränderungen der Natur, im Gewitter, im
Sturmwind, im Regen und Sonnenschein, wie es jeder nötig hat und
verstehen kann. Die sichern und frevelhaften Gemüter erschüttert er im
Gewittersturm; die frommen und bekümmerten erquicket er in mildem
Säuseln und Sonnenschein und in der schönen, sternenreichen Nacht und
tröstet ihr Herz.
b) Neues Testament.
7. Jesus wird versucht.
Jesus ging auf Antrieb des Heiligen Geistes von seiner Taufe weg in die
Wüste, in eine einsame, unangebaute Gegend, auf daß er von dem Teufel
versuchet würde. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte,
darnach hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sagte: »Bist du
Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden!« — Jesus aber
sprach zu ihm: »Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot
allein, sondern von einem jeden Worte, das aus Gottes Munde geht.«
Dann nahm ihn der Teufel nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne
des Tempels und sprach zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so stürze dich
hinab!« Dazu führte er noch ein Sprüchlein an und gab ihm eine falsche
Deutung: »Es steht
geschrieben: Er hat seinen Engeln deinerwegen befohlen, sie sollen dich
auf den Händen tragen, daß du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein
anstoßest.« — Darauf antwortete ihm Jesus: »Es steht wieder
geschrieben: Du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen!« d. h. der
Mensch soll sich nicht im Vertrauen auf Gott in unnötige Gefahr begeben.
Endlich führte ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm
alle Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sagte zu ihm: »Dies
alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.« Da
sprach Jesus zu ihm: »Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: Du
sollst Gott deinen Herrn anbeten und ihm allein dienen!« — Da verließ ihn
der Teufel, und die Engel traten hinzu und dienten ihm.
Wo der Satan
weichen muß, dahin kommen die Engel. Also ward Jesus zur Sünde versucht
und hat in der Versuchung obgesiegt und ist gerechtfertiget als der
Sohn Gottes.
Merke hiebei: Wer die Sprüchlein der Heiligen Schrift mit
Wissen falsch deutet, daß er die Sünde beschönige, der treibt des Satans
Werk und böse Kunst. Wer fein will wie Jesus, der stärkt sich durch die
guten Sprüchlein gegen die Sünde und gefällt Gott und den heiligen
Engeln wohl.
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