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 Hebel-Preis 1962 für Richard Nutzinger

   


Richard Nutzinger wurde am 7.12.1896 in Gutach als ältester Sohn eines Pfarrers geboren und besuchte nach dem Umzug nach Efringen das Hebel-Gymnasium in Lörrach. 1914 - 18 musste er am 1. Weltkrieg teilnehmen, anschließend studierte er in Heidelberg, Tübingen
und Basel Theologie und legte 1922 das Theologische Examen ab. 
Als Pfarrvikar kam er nach Lörrach, als Pfarrer 1924 zunächst nach Freiburg. Weitere Stationen waren Ladenburg und Heddesheim, bevor er 1936 Pfarrer in Hauingen bei Lörrach wurde. Weil er keinerlei Sympathien mit den Nationalsozialisten erkennen ließ, musste er einige Zeit in Gestapohaft verbringen, zusammen mit dem Lehrer und späteren Kreisschulrat, Archäologen und Heimatforscher Friedrich Kuhn. Zu dessen Verabschiedung 1961 hat Richard Nutzinger dem Freund ein Gedicht verfasst, in dem er die gemeinsame Haftzeit thematisiert.
 
Nach dem Krieg wurde Richard Nutzinger, der, wie er selbst einmal schrieb "ein geschworener Hebelverehrer" war, Mitbegründer und erster Präsident des Hebelbundes Lörrach.
Um die Mundart und das Werk Hebels kreiste das literarische Wirken und das Forschen des Theologen, der 1962 mit dem Hebelpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. So verfasste er eine Reihe von Mundart- und Festspielen, ein Sippenbuch, Erzählungen und Verse in alemannischer Mundart sowie etliche Aufsätze im Rahmen seiner Hebelforschung.
 
1963 verließ er Hauingen. Er war dort als Pfarrer, wie in der Hauinger Chronik zu lesen ist, von allen geschätzt, "auch von den Katholiken und über politische Meinungsverschiedenheiten hinweg". Zu seinem Abschied versammelte sich das ganze Dorf und es erklang das "Hauger Lied", dessen Text aus Nutzingers Feder stammt. Dem Hauinger Pfarrhaus hatte Richard Nutzinger bereits 1939 ein literarisches Denkmal mit seinen Geschichten  "Was ein altes Pfarrhaus zu erzählen weiß" gesetzt.
 
 Richard Nutzinger starb nur wenige Wochen, nachdem er Hauingen verlassen hatte, im Alter von 67 Jahren am 28.11.1963 in Neckargemünd. Noch heute lebt die Erinnerung an ihn, der "den Leuten direkt ins Herz gesprochen hat" nicht nur in Hauingen, sondern im gesamten alemannischen Sprachraum fort.


Werke (Auswahl):
 
Der Hanspeter. Ein Hebelspiel. Als Manuskript gedruckt. Freiburg 1926. Neudruck mit dem Untertitel: Ein Spiel aus Johann Peter Hebels Kindheit. O. O.: Selbstverlag 1957
D' Heimetsproch. Mundartspiel. Privatdruck 1928
Der Lautsprecher. Spiel. Privatdruck 1929
Das Hanspeterli. Eine Geschichte aus Hauingen um Hebels Geburt. Privatdruck 1938
Was ein altes Pfarrhaus zu erzählen weiß. Geschichten aus dem Hauinger Pfarrhaus und seinen Nachbarn. Heidelberg: Evangelischer Verlag Comtesse 1939
Dr
Nochruef. Mundartspiel. Privatdruck 1956
Um Wort und Sakrament. Festspiel zur 400-Jahrfeier der Reformation im Markgräflerland. Privatdruck 1956
In aller Stille. Mundartspiel. Privatdruck 1958
Von  allerhand Kirchendienern. Heitere und besinnliche Erlebnisse von R. N.
Karlsruhe: Hans Thoma o. J.
Hebels Lebensfahrt in Berichten, Geschichten und Gedichten. Freiburg: Rombach 1962
Der Stabhalter. Erzählung aus Hebels letzten Lörracher Tagen. Lörrach: Hebelbund o. J.

 
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