zurück

 Hebel-Preis 1954 für Otto Flake

   


Er wurde am 29. Oktober 1880 als Sohn deutscher Eltern in Metz, Hauptstadt des Bezirks Lothringen, seinerzeit zum Deutschen Reich gehörend, geboren.
Im Elsass wuchs er auf, besuchte das Gymnasium in Colmar und studierte anschließend Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Straßburg. Seine ersten beruflichen Stationen waren Paris und Berlin, wo er als regelmäßiger Mitarbeiter der "Neuen Rundschau" tätig war. Während des 1. Weltkrieges arbeitete Otto Flake in der Zivilverwaltung in Brüssel.
 
1918 ließ er sich in Zürich nieder und schloss sich dem Kreis der Dadaisten, die zwischen 1916 und 1923 die überlieferte Kultur in Wort und Bild in Frage stellte, an.
 
Zahlreiche Reisen durch Europa führten Otto Flake im Jahr 1928 nach Baden-Baden,
wo er fortan mit seiner Familie lebte.

"Merkwürdig ist, dass noch kein Schriftsteller die große Zeit Badens (1845-1869) für einen Roman verwendet hat" schrieb Otto Flake im Vorwort zu seinem Roman "Hortense oder die Rückkehr nach Baden-Baden", der 1933 veröffentlicht wurde. Tatsächlich ist es ihm gelungen, in diesem Roman das Flair der Blütezeit des Kurorts im 19. Jahrhundert meisterlich wiederzugeben, wofür ihm Dank und Anerkennung gebührt.

Anerkennung verschaffte sich Otto Flake keineswegs, als er ebenfalls 1933 mit anderen Kollegen einen Treueschwur auf Adolf Hitler leistete. Namhafte Literaten wie Thomas Mann, Bertolt Brecht und Alfred Döblin übten empörte Kritik daran und sorgten mit dafür, dass Otto Flake künstlerisch isoliert wurde. Gezwungenermaßen musste Otto Flake in den Folgejahren des 2. Weltkriegs Groschenromane unter einem Pseudonym veröffentlichen, um seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Erste Schritte aus seiner künstlerischen Isolation heraus ermöglichte ihm die französische Besatzungsmacht, die ihn 1945 in den mehrköpfigen Kulturrat der Stadt, dessen Aufgabe die Durchführung von Ausstellungen und Vorträgen war, berief. Otto Flake hielt wieder öffentliche Lesungen. Sein künstlerisches Schaffen wurde allerdings erst Jahre später durch die Unterstützung des Schriftstellers Rolf Hochhuth wieder einer größeren Öffentlichkeit zugänglich.

Da Otto Flake aus dem seit Jahrhunderten umkämpften Grenzgebiet Elsass-Lothringen stammte und die tragische Entwicklung in der deutsch-französischen Beziehung kannte, setzte er sich nicht nur schriftstellerisch für eine Vermittlung zwischen Franzosen und Deutschen ein und erreichte zusammen mit weiteren engagierten Persönlichkeiten, dass in Baden-Baden, dem Hauptquartier der französischen Besatzungsmacht, nach dem 2. Weltkrieg, Deutsche und Franzosen nach anfänglichen Problemen zuerst friedlich nebeneinander, später freundschaftlich miteinander leben konnten.

Am 10. November 1963 starb Otto Flake in Baden-Baden.


Werke:

Schritt für Schritt. Roman. Berlin: Cassirer, 1912
Freitagskind. Roman. Berlin: S. Fischer, 1913
Horns Ring. Roman. Berlin: S. Fischer, 1916
Das Logbuch. Berlin: S. Fischer, 1917
Die Stadt des Hirns. Roman. Berlin: S. Fischer, 1919
Nein und Ja. Roman. Berlin: S. Fischer, 1920
Dinge der Zeit. Buchausgabe der Fünf Hefte. Berlin: S. Fischer, 1921
Pandämonium. Eine Philosophie des Identischen. München: Drei Masken, 1921
Deutsche Reden. Berlin: Die Schmiede, 1922
Ruland. Roman. Berlin: S. Fischer, 1922
Das neuantike Weltbild. Darmstadt: Reichl, 1922
Die Unvollendbarkeit der Welt. Eine Chemie Gottes. Darmstadt: Reichl, 1923
Zum guten Europäer. Zwölf Chroniken Werrenwags. Berlin: Gottschalk, 1924
Sommerroman. Berlin: S. Fischer, 1927
Freund aller Welt. Roman. Berlin: S. Fischer, 1928
Montijo oder Die Suche nach der Nation. Roman. Berlin: S. Fischer, 1931
Hortense oder Die Rückkehr nach Baden-Baden. Berlin: S. Fischer, 1933
Die junge Monthiver. Roman. Berlin: S. Fischer, 1934
Türkenlouis. Gemälde einer Zeit. Berlin: S. Fischer, 1937
Große Damen des Barock. Berlin: S. Fischer, 1939
Das Quintett. Roman. Berlin: Suhrkamp, 1943
Die Deutschen. Karlsruhe: Schwerdtfeger, 1946
Fortunat. Zwei Bände. Baden-Baden: Keppler, 1946
Nietzsche. Rückblick auf eine Philosophie. Baden-Baden: Keppler, 1946
Old Man. Roman. Kassel: Schieber, 1947
Ein Mann von Welt. Zwei Bände. Baden-Baden: Keppler, 1947
Zuweisungen. Essays und Aufsätze. Baden-Baden: Keppler, 1948
Kaspar Hauser. Vorgeschichte, Geschichte, Nachgeschichte. Tatsachenbericht.
Mannheim: Kessler, 1950
Die Sanduhr. Roman. Baden-Baden: Keppler, 1950
Schloß Ortenau. Roman. Hattingen: Hundt, 1955
Es wird Abend. Bericht aus einem langen Leben. Gütersloh: Mohn, 1960
Die Verurteilung des Sokrates. Biographische Essays aus sechs Jahrzehnten.
Heidelberg: Schneider, 1970
Ein Leben am Oberrhein. Essays und Reiseskizzen aus dem Elsaß und aus Baden. Herausgegeben von Michael Farin. Frankfurt: Fischer, 1987

 
 


zurück

Illustration Wolfgang Peter

Sein Nachlass ist in der Stadtbibliothek der Baden-Baden dem interessierten Publikum zugänglich.