Epistel an einen Freund.
 

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Freund, gehn wir! Wir haben uns lange geschmeidigt,
Das Vaterland hat uns mit Undank vergolten.
Verdienst gilt nichts. Verwandtschaft ist Meister.
Den Vetter bedenkt man mit Zulag und wiß er
viel oder wenig. Der Churfürst muß blechen,
sonst thut man mit ihm ein ander Wort reden.
Für uns gelingt nicht der bescheidene Wunsch.
Der Vetter frißt Braten, sauft Rheinwein und Liqueur;
uns wird mit Arbeit das Leben ums halb
verkürzt und verkümmert. Der Vetter, das Kind,
darf schlafen bis acht Uhr, spazieren bis zwölf
und nachmittags spielen bis abends um zehn. -
Doch nur Geduld, bald drehn sich die Sachen,
in Schweden, da werden wirs ebenso machen.
Nur dächt ich, Herr Bischoff, Hochwürden und Gnaden,
Sie thäten ein Schiff guten Laufener laden,
ließen zur Vorsorg den Weinberg noch lesen,
den Most in geräumigen Fässern vergätzen.
Ein freudiger Herbst sei Ihnen bescheert:
so ist mir ein Wunsch meines Herzens gewährt.