7.   1814 Herbst   Sokrates... Konvolut 3 / Text
 

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1814.   Herbst

Sokrates unterhält sich in einer Schrift des Xenophon mit Critobul als Lysander der Lacedämonier ein Man von großem Charakter zu dem iüngern Cyrus, einem vorzüglichen König an Geist u. Herrscherruhm ! gekomen sey, habe sich dieser überhaupt freundlich u herablassend gegen ihn benomen und ihm auch ein eingefaßtes und mit Sorgfalt angebautes Stück Feld gezeigt. Als hierauf Lysander die hochgewachsenen Bäume, die Reihen im Zickzack, die wohlverarbeitete u reine Erde und den angenehmen Geruch bewunderte, der von den Blumen ihn anwehte, habe Cyrus gesagt: Ich selbst bin derienige, der dieses alles ausgemessen hat. Von mir sind die Reihen, von mir die Eintheilung, ia viele dieser Bäume habe ich mit eigener Hand gepflanzt. Darauf habe L. seine Purpur, seinen Glanz, den persischen Ornat voll Gold u. Edlen Gesteinen angesehen u. gefragt: Demnach so preisen dich o Cyrus die Menschen mit Recht einen seligen Man, da deiner Tapferkeit das Glück zur Seite geht. Nemlich das Privatleben bietet eben so viele Reitze dar als das Leben auf dem Thron und so viele Lobpreisungen auch schon siegreichen Feldherrn zu Theil geworden sind, so gebühren doch dem Ackerbau noch mehr.

Vergeßt nicht bei allem was ich sage, daß ich dasienige Alter lobe das in der Jugend seine Begründung hat. Den nicht die grauen Haare, nicht die Falten können auf einmal sich in Ansehen setzen, sondern das frühere Leben mit Ehre geführt erndtet diese Früchte zulezt. Den selbst dasienige ist ehrenvoll, was unbedeutend u. alltäglich scheint, daß man begrüßt, daß man gesucht wird, daß die Leute ausweichen, aufstehn, daß man von u. nach abgeholt u heimgeleitet, daß man zu Rathe gezogen wird, was bei uns u. in iedem anderen Staat, in dem Maße wie gute Sitte herrscht, genau beobachtet wird. Lysander, von welchem vorhin die Rede war soll oft gesagt haben Sar Lacedämon sey der ehrenvollste Wohnsitz für das Alter. Den nirgends haben die Jahre so viel Rechte, nirgends haben der ist das Alter geehrter.  ―  ―  Aber es gibt so viele wunderliche, ängstliche, reitzbare, ungefällige alte Leute ― wen ihr wollt auch geizige. Aber das sind Fehler des Charakters, nicht des Alters.

 

 

 






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