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Krösus, der durch seine Reichtümer berühmte
König von Lydien, hatte einen Sohn, der wohlgebildet und geistreich war,
aber von Natur für stumm gehalten wurde, weil er, als er schon merklich
herangewachsen war, noch nicht reden konnte. Diesen Fehler der Zunge zu
verbessern, hatte der König nichts unversucht gelassen, solange er sich im
Wohlstand befand. Allein aller Ärzte Kunst ward an dem hartnäckigen Übel
zunichte. Als aber Sardes, die Residenz des Königs, von dem persischen
Heer erobert ward und einer von den Persern, der den König nicht kannte,
mit gezogenem Schwert auf ihn losstürzte, um ihn zu töten, zog der
zärtliche Sohn, der für seines Vaters Leben in Ängsten war, den Mund
auseinander, als ob er sich nicht bewußt gewesen wäre, was ihm in der
Geburt die Natur versagt hatte, bemühte sich zu reden und zerriß durch
diese gewaltsame Anstrengung das Band, das seine Zunge fesselte. Denn auf
einmal schrie er, als ob er immer hätte sprechen können: "Mensch, töte den
Krösus nicht!" Der Feind zog den Degen zurück, und dem König wurde das
Leben erhalten. Der Jüngling aber konnte von dieser Stunde an gleich
andern Menschen sprechen. So erzählen die Alten.
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- Diese Geschichte wurde erstmals von Herodot erzählt. |
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