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Wie viel Mühe muß auf die Erziehung eines
einzigen Menschen von dem ersten Augenblick seiner Geburt bis zu seinem
18ten Iahre verwendet werden, wie viel Kosten auf die Erhaltung und Pflege
seines Körpers, wie viele Sorgfalt auf die Bildung seines Geistes, und wie
viele dieser Sterblichen rafft in einer Schlacht oder in Erstürmung eines
festen Platzes oft eine einzige Stunde in der Blüte ihrer Tage dahin! 500,
800 Getötete in einer Schlacht werden für nichts geachtet. An die Tränen
beraubter Mütter und Gattinnen zu denken, hat man nicht einmal Zeit. Wenn
so viel tausend Feinde auf dem Platz bleiben, das nennt man endlich eine
Schlacht. 4000 Mann von der Seite des Siegers dreingegeben. Wenn nur die
Schlacht gewonnen, der feste Platz erstürmt wird, so wird die Aufopferung
für keinen Verlust gerechnet. Man schauert, wenn man es hört, und doch ist
nicht zu leugnen, daß, solange wir Menschen sind, Kriege unter Nationen so
wenig als Händel zwischen den einzelnen zu vermeiden seien und daß durch
sie dem menschlichen Geschlecht schon Wohltaten widerfahren sind, die
vielleicht im Frieden nie zu erlangen waren.
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- Die Thematik dieses Textes hat Hebel nochmals aufgegriffen in 'Die
Gewehrfabrike' |
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