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Es war Gesetz und Sitte bei den Persern, wenn der König in seinen Staaten reiste, daß ihm von iedem Bürger irgendein Geschenk überreicht wurde. Die sich mit dem Feldbau beschäftigten, gaben der eine Schafe oder Ochsen, Getreide oder Wein ein anderer; Arme wenigstens Milch, Käse oder Baumfrüchte, was auf eines ieden Acker wuchs. Als aber ein Perser namens Sinatas ferne von seiner Wohnung zufällig auf den König stieß und nichts, was er demselben anbieten konnte, zur Hand hatte, wollte er doch auch den Namen nicht haben, daß er den König unbeschenkt habe vorbeigelassen. Was er also tat, wie er in dieser Verlegenheit sich Rat geschafft habe, wollen wir hören das nächste Mal.

 

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Was iener Perser tat, der zufälligerweise dem König begegnete und ihm nichts anzubieten hatte, das möchtet ihr hören. Zum Fluß eilte er, der glücklicherweise in der Nähe vorbeiströmte, faßte beide Hände voll Wasser auf, bot es dem König und gab seinem Geschenke, so wie er konnte, einen Wert mit guten Wünschen. Beides, das Geschenk und die guten Gesinnungen des Gebers, machte dem König so viel Vergnügen, daß er erklärte, er nehme auch diese Handvoll Wasser mit Wohlgefallen auf und lege darauf so viel Wert als auf die kostbarste Gabe. Hierauf schenkte er dem Menschen unter andern eine goldene Schale, daß er in Zukunft sein Wasser damit schöpfen und daraus trinken könne.

 

 

 

 

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