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4

Einen Seefahrer, der eben aus Ostindien in England angekommen war, um Ladung einzunehmen und nach Amerika unter Segel zu gehen, redete ein alter Schulkamerad an und warnte ihn nach geschehener Bewillkommnung, er möchte doch nicht so verwegen sich den unsichern Wellen anvertrauen. "Du hast zu leben", sprach er, "was hast du nötig, dich bei lebendigem Leibe dem Seedrachen entgegenzutragen? Warnt dich das Schicksal deiner Vorfahren nicht? Ist nicht dein Vater, ist nicht dein Großvater auf dem Meere ums Leben gekommen? Mich, wenn ich solche Beispiele vor Augen hätte, sollten keine zehen Pferde mehr in ein Schiff bringen."

 

5

Während der vorsichtige Freund des Seemanns so redete, hörte dieser ruhig zu und kaute unterdessen Tabak. Endlich unterbrach er ihn mit folgenden Worten: "Es ist allerdings wahr, der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht, warum nicht auch ein Schiff in die See, bis es an einer Klippe scheitert oder untergeht? Aber weil du mich an das Schicksal meiner Väter erinnerst, so sage mir mein Freund, wo ist dein Vater gestorben?" - "Wo mein Vater gestorben ist? Im Bette." - "Aber dein Großvater?" - "So viel ich weiß, auch der im Bette." - "Und doch trägst du kein Bedenken hinter diesen traurigen Beispielen her, alle Abende ebenfalls ins Bett zu gehen?" - "Ja", sagte der Freund,
 "das ist etwas anderes!"

 

6

Es darf uns eben nicht wundern, wenn der Freund des Seemanns in der Geschwindigkeit nichts zu antworten wußte. Indes ist doch, was der letztere sagte, mehr sinnreich als wahr gesagt. Denn es ist doch zwierlei, an einem Orte zu sterben, und deswegen zu sterben, weil man gerade an diesem und nicht an einem andern Orte war. Denn irgendwo erreicht freilich der Tod jeden. Indessen schlichten wir den Streit mit einem Spruch aus Gellerts Fabeln:
          Befürchte nichts für dessen Leben,      
          Der kühne Taten unternimmt;              
          Wen die Natur für die Gefahr bestimmt,
                        Dem hat sie auch den Mut in die Gefahr gegeben.