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     Passiva

Hilf andern, die deine Hülfe ansprechen, damit dir wieder von ihnen geholfen werde. - Überrede dich nicht, daß du anderer Menschen nicht bedürfest. Sei noch so glücklich. Auch dem Glücklichsten widerfahrt unversehens ein Unheil. Oft schon ist der Reichste und Mächtigste überzeugt worden, wo nicht durch Rat und Warnung, dann durch Gefahr und Unglück, daß Reichtum ohne Wohlwollen der Menschen Armut und der Mächtige schwach sei.
Vieles bleibt uns unbekannt, was zu wissen nützlich und not war, nicht weil es uns
 
durch boshafte Menschen, sondern durch unsere eigene Schuld verhehlt ward.

 

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Es glauben manche Menschen, daß ihnen eine Ehre angetan werde, wenn alles von euch bewundert wird, was sie tun, wenn ihr zu allem ia sagt, was sie meinen und sagen. Es scheint ihnen, ihr Verstand sei ganz untrüglich, und sie sehn das Küchlein in der Schale und wissen, ehe ihm der Kamm wachst und eh es krähen oder glucksen kann, ob's ein Hahn oder eine Henne sei. Und sie wollen nicht überzeugt werden und können nicht überzeugt werden, daß sie oft töricht handeln, oft töricht urteilen. Aber was hast du für Gewinn, wenn dir deine Fehler verhehlt werden? Bitte du deinen Freund, daß er dir, was du versehen hast, entdecke, dich warne, wenn du töricht handeln willst, und eines Bessern belehre, wenn du geirrt hast.

 

 

 

 

 

- Der letzte Abschnitt der Nr. 48 gehört thematisch bereits zur Nr. 49