zurück Nr. 20
   

 

     Videri

Es mag dem Ackersmann scheinen, angestrengte Kälte, anhaltende Regengüsse, heftige Windstöße, wodurch Wachstum und Vervielfältigung der Pflanzen gehindert wird, ein unglückliches Ereignis seien. Unmutsvoll klagt er wie iener Reisende in der Kleistschen Fabel den Himmel an,
"der bald die Welt verbrennt und bald ersäuft."
Aber wie ging's ienem Bäuerlein, das sich von dem Iupiter die Erlaubnis erbettelt hatte, für den Bezirk seiner liegenden Gründe über die Witterung auf eigene Faust zu schalten und zu walten? In den ersten Jahren trug sein Land die reichlichsten Früchte. Wer schien glücklicher zu sein als unser superkluger Wettermacher? Aber wer zuletzt lacht, hat's Ursach. Nach wenig Jahren war sein Gut von Grund aus so verdorben, daß es der anhaltendsten Arbeit die erwarteten Früchte versagt. Nun lachten die Nachbarn, und Iupiter hätte lachen mögen, wenn die Götter an den Torheiten der Sterblichen etwas Lächerliches finden könnten.

 

 

 

- Kleistsches Zitat: aus der Fabel "Arist", Vers 10, von E. Ch. v. Kleist